Samstag, 21. Dezember 2013

Hear and Now Advent, Advent

Weihnachten rückt immer näher, viele haben schon die Schnauze voll vom Feiertagvorbereiten. Und Weihnachtslieder kann auch niemand mehr hören. Deshalb gibt es Hear and Now morgen am 4. Advent auch ganz unweihnachtlich. Ich hatte vor einige Aussagen zum Fest der Liebe zu sampeln, aber es fanden sich nicht genug Menschen, die ihren Teil beitragen wollten. Und wirklich investigativ losziehen wollte ich dann auch nicht. Also gibt's keine Sprachsamples.



Ich werde wohl eher etwas aus der Sample Library Geosonics von Soniccouture vorbereiten. Die haben sich nämlich die Mühe gemacht und überall auf der Welt an ungewöhnlichen Ort Fieldrecording zu betreiben. Von Sahara bis Eiswüste ist alles dabei.




Außerdem haben die Soundtüftler ein Klavier ungewöhnlich bearbeitet und gesamplet. Einmal mit Bogen gespielt oder gezupft, gedämpft, mit Metal oder anderen Werkzeugen. Interessante Klänge sind da heraus gekommen beim Xtended Piano. Da wird sich dann auch was für das Konzert finden. Gesetz dem Fall, ich bekomme meinen verliehenen Sampler rechtzeitig bis morgen zurück. Sonst spiele ich doch Jingle Bells in Dauerschleife. Das habt Ihr nun davon. Schöne Beschwerung!

Hear and Now Concert Improv
22.12.2013 20 Uhr
Brotfabrik Berlin

hear-and-now.com

PS: Bis Ende des Jahres gibt es noch Weihnachtsspecials bei Soniccouture. Für alle, die auf ungewöhnliche Sounds stehen.

Dienstag, 10. Dezember 2013

Improtheater Genre Workshop im Februar

Am 15. Februar wird es einen Kombi Workshop für Improtheater und Impromusik in Berlin geben. Gemeinsam mit meinem geschätzten Kollegen Thomas Jäkel werde ich mich dem Genre Country & Western widmen. Thomas unterstützt mich dabei im Bereich des Film- und Bühnengenres. Ich werde meinen Teil in der Szenenmusik und den Songs beitragen. Da wir beide schon eine geraume Zeit zusammen mit Georg Weisfeld einen Impro Podcast produzieren, wollten wir nun auch mal mehr in die Praxis mit anderen einsteigen. Da Western ein sehr beliebtes Genre in Improshows ist, war es uns eine Herzensangelegenheit, mit diesem unsere Kombi Workshop Reihe zu beginnen. Es warten ja noch unzählige Genres auf uns.

Wenn Ihr schnell seid, könnt ihr bis 31.12. vom Frühbucher Rabatt profitieren und nur 72,90 Euro, statt 90 Euro zahlen. Kann man auch herrlich verschenken an einen Improkollegen eures Herzens.

Infos und Anmeldung unter www.improworkshop.com

Montag, 9. Dezember 2013

Mittel der Filmmusik

Als Musiker für Improvisationstheater und Interessierter im Bereich Filmmusik gehe ich ständig der Frage nach, wie Scoring und Soundtrack im Film funktioniert und wie ich es auf der Theaterbühne um- und einsetzen kann. Am heimischen PC statte ich mich nun schon längere Zeit mit entsprechenden virtuellen Instrumenten aus. Die neueste Anschaffung ist ein Streichorchester. Die Entwickler von CineSamples haben sich der Filmmusik verschrieben und samplen Instrumente für diesen Zweck. Ich hatte mir vor einiger Zeit bereits CineOrchestra zugelegt. Sozusagen die Schnell-Variante, um Orchesterflächen herzustellen. In meinem älteren Artikel über Filmmusik kam es zum Einsatz neben den Trommel-Samples von Drums of War 2 (Der Titel sagt ja schon alles.). Nun habe ich beim Release von CineStrings zugeschlagen. Es gibt viele Diskussionen im Netz drarüber, welche String Library nun die beste für Filmmusik wäre und welche am besten klingt. Der Preis ist immer ein Kriterium. Und da CineSamples hier für mich das beste Preis-Leistungs-Verhältnis hatte, gönnte ich mir mein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. Die Entwickler haben bei dieser Library darauf geachtet, sämtliche Artikulation zu samplen, die auf Streichinstrumenten möglich sind und beim Komponieren wichtig sein können. Von Legato bis Col Legno ist alles dabei und klingt wirklich top. Eine Einführung in dieses VST gibt es in diesem Video:



Ich werde hier sicher nicht ausführlich alles darlegen können, aber ich möchte eine kleine Sammlung zeigen. Es werden sicher noch weitere Artikel zu diesem Thema folgen. Gern könnt Ihr in den Kommentaren ergänzen!

Harmonik


Die Harmonik beschäftigt mich schon sehr lange in Soundtracks. Dabei fiel mir auf, dass ich schon länger das anwende, was in Filmen musikalisch geschieht. Man muss unterscheiden, ob Musik Fläche und Suspense ist oder dramaturgisch einwirkt. Eine der oberen Prämissen beim Film ist, den Klang so lange es geht im wagen zu halten. Offene Akkorde ohne Terz ermöglichen das, da sie kein Tongeschlecht definieren. Weder Moll noch Dur ist hörbar. So kann der Zuschauer nicht in eine Richtung gelenkt werden. Die Herausforderung hierbei ist, die Akkorde und Kadenzen dennoch interessant zu gestalten. Quarten wirken hier sehr öffnend. Ein 4/7/9 Akkord klingt offen und kann beispielsweise mit Streichern oder Klavier sehr gut gehalten werden. Auch Arpeggio ist hier möglich. Je nach Spielsituation. Man muss sich der Wirkung von Akkorden sehr bewusst sein, um als Musiker auch dramaturgisch bewusste Entscheidungen zu treffen. Deshalb sei es immer geraten, viel zu spielen und zu hören, was wie wirkt. Ich versuche einige Wirkungen in Kürze zusammen zu fassen.

Einzelne Akkorde

Akkorde ohne Terz - wirken unbestimmt und offener
Nicht alterierte Erweiterungen Quarte, Septime, None, etc. - klingen weich, offen und undefiniert
Alterierte Erweiterungen, wie z.B. b9 oder #11 - färben den Klang in verschiedene Richtungen, Ausprobieren!
Moll mit großer Septime - Krimi/Suspense-Akkord, spannungsvoll, unerwartet
Moll mit #5 und großer Septime - Suspense, spannungsvoll, geheimnissvoll
Vermindert - klassisch, bedrängend bis bedrohlich
Übermäßig - märchenhaft, offen, positiv

Kadenzen

Quartverbindungen - offen, fast unendlich steigerbar
Terzverbindungen, z.B. C | Em - melancholisch, weit, traurig, sehnsüchtig
Terzverbindungen Mollakkorde, z.B. Gm | Em oder Gm | Ebm - bedrohlich, mächtig, stark, düster
Moll-Tonika | Dur-Subdominante, z.B. Gm | C - melancholisch, öffnend, geheimnisvoll

Intervalle

Tritonus - gefährlich, bedrohlich, stark, kraftvoll
Sekunden - beklemmend, ängstlich, bedrohlich
Quarten - offen, unbestimmt (Quarten aufwärts sind gern in Fanfaren, Militär- und Science Fiction-Filmen genommen)
Sexten - Zweistimmigkeiten mit Sexten wirken in Dur sehr positiv bis kitschisch, in Moll sehnsüchtig, melancholisch bis kitschich
kleine Septime - modern, jugendlich, verwegen

Intervalle können als Tonsprünge oder Mehrstimmigkeiten eingesetzt werden und wirken je nach Anwendung dann unterschiedlich. Ausprobieren!

Klangfarbe

Die Klangfarbe ist entscheidend für das Bild, das man malen will. In Filmen wird oft mit Orchester gearbeitet. Vor allem Streicher kommen immer wieder zum Einsatz. Je nach Stil arbeitet man mit Leitmotiv. Blechbläser verstärken sehr viel. Dramatik und Action wird meist mit viel lautem Blech unterstützt. Aber auch Solo Klavier ist immer mehr zu hören und beliebt. Auf der Bühne benutze ich viel Klavier, Streicher, Orchester, aber auch mal Gitarre, E-Piano, Synthesizer Sounds. Auch ein Solobass kann reizvoll bei der Gestaltung einer Szene sein. Meine Instrumentenwahl begründet sich oft damit, dass ich gern akkordisch spiele. Das macht mit einer Flöte oder Solo Trompete nicht so viel Sinn. Aber dennoch kann es reizvoll sein, eine Szene mit einem Solo-Instrument auszustatten. In Phantasie oder mystischen Szenen benutze ich gern eine Celesta in Kombination mit Streichern oder Pizzicato Streichern. Dramatik kann mit staccato und marcato Streichern unterstützt werden. Man ist immer frei in der Wahl der Klangfarbe und doch nicht. Es kommt drauf an, ob man einige Klischees mitgehen möchte, weil sie zum Genre gehören oder der Sache gut tun. Auf Teufel komm raus eine andere Klangfarbe zu wählen, weil man sich gegen den Hollywood Sound sträubt, ist auch nicht immer angebracht.

Rhythmik

In großen Hollywoodstreifen hört man epische Trommeln. Gern wird da auf japanische Taikos oder anderes exotisches Schlagwerk zurück gegriffen. Auch sehr tiefe Subdrums kommen zum Einsatz. Trommeln treiben an. Ein 3/8 oder anderer triolischer Rhythmus unterstützt Action und Drama. Kombiniert mit staccato spielenden Streichern und Blechbläsern hat man schnell den treibenden Sound, den man aus großen Filmen kennt. Wendet man dann noch die typische Harmonik an, steht dem Heldenabenteuer nichts mehr im Wege. Bei der Filmmusik, die mit Klavier gestaltet wird, entdecke ich den Trend, in der linken Hand Duolen zu spielen und in der rechten Hand die Triolen schnellen zu lassen. Das hat den Hintergrund, dass man zunächst scheinbar langsam beginnt und mit den Triolen eine Steigerungsmöglichkeit hat. Das relativ ruhige wechseln von zwei Tönen verrät noch nicht den triolischen, treibenden Charakter, der später folgen kann. Dies funktioniert natürlich auch mit anderen Instrumenten, z.B. auch mit Celli.

Suspense

Um Spannung zu erzeugen oder den Spielern einen Teppich zu geben, auf dem sie agieren, ist Suspense unabdingbar. Ich bin zwar kein großer Freund vom Zukleistern von Szenen, aber manchmal ist Suspense angebracht und hilft weiter. Oft reicht schon ein einzelner Ton. Beliebt ist ein hoher Streicher oder auch ein tiefer, der jedoch schnell nach Spannung klingt. Manchmal setze ich kurze Akzente mit einem Klavier. Je nach Charakter der Szene muss das nicht harmonisch offen sein, sondern kann färben, wie in einem Krimi z.B.



Interessant wird Filmmusik aber durch einen individuellen Touch. Also darf man sich nicht scheuen, etwas auszuprobieren. Immer nur die Prototypen zu bedienen ist auf Dauer langweilig. Ein eigenes Leitmotiv zu entwickeln macht Spaß´und verschiedene Klangfarben zu benutzen auch. Das sollte Prämisse bleiben, um sich selbst weiter frisch zu halten und sich nicht auf Dauer zu langweilen.


Ich probiere diese Sachen beim Improtheater Paternoster aus. Wir spielen eine Langform (Dein Held - Deine Geschichte) jeden Mittwoch im Maschinenhaus der Kultubrauerei in Berlin. Eine klassische Heldenreise, in dem ich als Musiker die Möglichkeit habe, das anzuwenden, was Ihr hier oben lesen konntet. Dort spiele ich mit meinem Roland GW8 Keyboard und einem Roland SP 404 Sampler. Vielleicht sehen wir uns dort einmal und können über diese Dinge live diskutieren.

Außerdem werde ich 2014 Workshops für Musiker anbieten, die Lust haben, sich in diesem Bereich weiterzuentwickeln und sich auszutauschen. Schaut einfach mal auf improworkshop.com

Sonntag, 8. Dezember 2013

Eure Hilfe für das nächste Konzert

Am 22. Dezember spielen wir das letzte Hear and Now Konzert für dieses Jahr. Ich habe viel ausprobiert und immer wieder mit Samples gearbeitet bei den vergangenen Auftritten. Auch bei dem Weihnachtskonzert sollen Samples zum Einsatz kommen. Und da es kein klassisches Weihnachtskonzert werden soll, sammle Audio-Samples von Menschen. Ich hatte bereits bei Facebook darum gebeten, mir Sounddateien zu zusenden mit der Antwort auf die Frage "Was verbindest Du mit Weihnachten?". Alles ist erlaubt. Positives, negatives, genervtes, gelangweiltes, begeistertes, besinnliches. Es genügt ein kurzes Statement. Diese Sätze werden als Soundsamples im Hear and Now Konzert am 22.12. verwendet. Es sind also viele Leute beteiligt beim Jahresabschluss. Wenn denn viele mitmachen. Bisher ist die Beteiligung nicht hoch. Aber ich bin zuversichtlich.

Falls Ihr Teil des nächsten Konzerts sein wollt, sendet eine Audiodatei mit Eurer Antwort an mail@hear-and-now.com.

Ich würde mich sehr freuen und wünsche einen schönen Advent!

Hear and Now Concert Improv
am 22.12.2013 um 20 Uhr
in der Brotfabrik Berlin

Freitag, 15. November 2013

10 Dinge, die bei Impro Songs helfen können

"Die Sänger" Holzschnitt von 1568
Quelle: wikimedia.org
  • Beginne mit einem Tonsprung auf- oder abwärts. Das wird dich zu Melodien inspirieren, statt auf einem Ton zu bleiben.
  • Der Text muss sich nicht reimen.
  • Singe Vokale aus (also ziehe sie in Melodien hinein), damit gewinnst Du Zeit beim Texten
  • Probiere verschiedene Reimschemata. Beispiel: Versuche Zeile 1 bis 3 nicht zu reimen. Wiederhole als vierte Zeile die Zeile 3 und versuche sie mit einer kleinen Variation enden zu lassen.
  • Reime und singe so oft Du kannst.
  • Singe komponierte Lieder. Sie inspirieren Dich in deinen Ideen für Impro-Songs.
  • Summe im Intro bereits mit, um Deine Tonlage zu finden und erste Ideen für die Melodie zu entwickeln.
  • Entdecke Rhythmen in Worten und variiere sie. Beginne mit dem eigenen Namen.
  • Probiere Pop-Phrasen, wie "Yeah, Yeah", "Schubidu" oder "Baby, Baby".
  • Die Musik trägt Dich. Nimm Dir Zeit und lass die Begleitung spielen, wenn Du nicht inspiriert bist oder den Einstieg nicht findest.

Musik in der Szene

Mit Frequenz9 haben wir eine Folge zum Thema "Musik in improvisierten Theaterszenen" aufgneommen. Ich habe auch ein paar Musikbeispiele live mit eingespielt zur Veranschaulichung. Ich denke, es sind ein paar spannende Erkenntnisse dabei. Hört doch mal rein:


Immer auf dem Laufenden, was neue Podcasts angeht, bleibt Ihr mit unserem Twitteraccount oder bei Facebook.

Montag, 4. November 2013

Improvisieren beginnt viel früher

Für meine Hear and Now Konzerte lasse ich mir gern Inspirationen im Vorhinein geben. Über Facebook meist. Die Mottos lauteten von "Dark Didge Ambient", "Summer Lounge" bis "Hypnotic Autumn". Damit hat das Publikum schon vor dem eigentlichen Konzert die Möglichkeit das Ganze mitzubeeinflussen. Dieses Mal kam zwar von außen kein Vorschlag, jedoch spielen wir am 7. November ausnahmsweise auf der Probebühne der Brotfabrik. Diese befindet sich quasi unter dem Dach über der Hauptbühne und ist etwas kleiner. Der kleinere Raum und intimiere Rahmen inspirierte mich zu dem Untertitel "Intimate".

Das Improvisieren beginnt für mich auf Grund der Mottos, die schon vorher feststehen, viel früher. Da ich mit Samples arbeite, hatte ich mich irgendwann dazu entschlossen, diese eher thematisch anzulegen. "Ethnic Space" inspirierte zu Weltall-Sounds und Percussion. "Black Hole" zu Tropfen und Höhlenklängen. Die Samples geben die klangliche Umgebung. Soundscapes, die mit der Inspiration spielen. Musikalisch möchte ich meist frei bleiben. Daher sind die Samples meist weniger tonal. Die vergangenen Konzerte können bei soundcloud in voller Länge nachgehört werden.

Für "Intimate" assozierte ich einen engen, kleinen Raum. Nahe Beziehung, Intimität im direkten Sinne. Die direkte Ansprache oder der Dialog zwischen zwei Menschen kann in solch einem kleineren Raum als intim empfunden werden. Filmdialoge und andere Sprachsamples werden die Klangumgebung färben. Auch ein Uhrenticken oder ein Kaminfeuer untersützt für mich dieses Motto.

Das Improvisieren hat für mich heute abend schon begonnen.



Hear and Now Concert Improv
"Intimate"

07. November
20 Uhr
10/7 Euro

Brotfabrik Berlin
Caligariplatz 1
13186 Berlin

hear-and-now.com


Sonntag, 3. November 2013

Kleine Grundlage für Impromusiker

Mich haben schon öfters Musiker, die beim Improtheater die Musik machen, gefragt, was sie spielen sollen oder was sie noch anders machen können, wenn sie Lieder improvisieren. Was sie spielen sollen, habe ich ihnen natürlich nicht gesagt. Immerhin widerspräche das der Natur der Improvisation. Aber ich habe weniger erfahrenen Musikern immer nahegelegt, sich mit der Stufentheorie zu beschäftigen. Diese hier im Detail zu erklären würde zu weit führen. Ich möchte es kurz machen und ein kleines Beispiel bringen.

Wir nehmen der Einfachheit halber die Tonart C-Dur. Die Tonleiter wird aus diesen Tönen gebildet:

c d e f g a h c

Jeder Ton entspricht einer Stufe, die durch nummeriert wird. C ist Stufe I. D Stufe II usw.

Quelle: wikipedia
Daraus kann man Tonleiter eigene Akkorde bauen. Auf dem Klavier sieht das am einfachsten aus und ist gut nachzuvollziehen. Lässt man eine weiße Taste frei, so ergeben sich schon die Tonleiter eigenen Akkorde.

Quelle: wikipedia

Es ergeben sich Akkorde mit folgender Bezeichnung:

Stufe I: C
Stufe II: Dm
Stufe III: Em
Stufe IV: F
Stufe V: G
Stufe VI: Am
Stufe VII: H verm.
Stufe VIII = Stufe I

Dies sind die Bausteine für unsere improvisierte Liedbegleitung. Nichts anderes sind Improsongs im Improtheater. Eine Grundregel sei vorweg noch erklärt. Die Beziehung der Stufe I und Stufe V ist am prägnantesten. Stufe V (G) wird auch als Dominante bezeichnet und führt immer wieder zu Stufe I (C), der Tonika, zurück. Oft wird die V auch mit einer kleinen Septime erweitert und wird damit zum Dominant-Sept-Akkord G7. Auch ist zu berücksichtigen, dass jeder Akkord die Dominante einer Tonart sein kann. Meist in Dur und noch verstärkerter mit der kleinen Septime als Dominant-Septakkord. Zu meinem Beispiel. Hier die Übersicht:

Teil A
||: C | Em | F | G7 :||

Teil B
||: C | F | Am | G7 | :||


Teil A könnte als Strophe fungieren, Teil B als Refrain. Die Kombinationen, die ich gewählt habe stammen einzig aus den Tonleiter eigenen Akkorden. Das G7 am Ende fürt wieder zum Anfang der Schleife, auch Turn-Arounds genannt. Das macht es den Improspielern leicht, zu merken, wo der Anfang und wann eine Schleife vorbei ist. Auch im B-Teil habe ich auf Eindeutigkeit geachtet. So ist der Refrain nur eine kleine Abwandlung der Strophe. Will man es unerfahrenen Improspielern leichter machen, spielt man die Dominante (oder Stufe V des Folgeakkords) sogar bis zu einem oder zwei Takten lang. Da die kleine Septime so sehr nach Auflösung drängt, weiß eigentlich jeder, welcher Akkord folgen muss. Das haben wir bereits bei den einfachsten Volks- und Kinderliedern gelernt und ist kaum aus unseren Hirnen zu streichen.

Ein weiteres Beispiel


Teil A
||: Am | Em | F | G :||

Teil B
||: C | Dm | G | C :||

Hier habe ich mit der Stufe VI begonnen und es existiert auf den ersten Blick nicht wirklich die V-I-Verbindung. Da Am jedoch die parallele Moll-Tonart von C-Dur ist, mit den selben (fehlenden) Vorzeichen, sind sie verwand. G ist immer noch ein geschmeidiger Übergang zu Am, da die Akkorde immer noch Tonleiter eigen sind. Will man es ganz klassisch genau nehmen, könnte man auch G ersetzen mit der Stufe V der Tonart a-moll, aber das würde hier zu weit führen. E ist dann die Dominante in Am und führt noch eindeutiger zurück zur Tonika, der Stufe I. Wir bleiben aber bei C-Dur. In Teil B beginne ich mit C. Das passt hervorragend zum Teil A, da er mit G, also der Stufe V, endet. Diese führt laut Theorie perfekt zur Stufe I, C-Dur. Es schließt sich eine Kombination aus I-II-V-I an. Diese Verbindung ist widerum sehr beliebt in Jazz, Pop, Schlager und vielen anderen Genres. Auch hier gibt es wieder eine V vor der I und alle Akkorde sind Leiter eigen.

Es sind sehr viele Kombinationen nur mit dieser einen Tonart möglich. Sie ist in allen Stilen verwendbar. Man muss nur das Begleitpattern anpassen oder, falls ihr mit Begleitautomatik eines Keyboards spielt, einfach mit anderen Styles zu spielen.

In andere Tonarten wechseln


Das ist recht einfach. Wir müssen nur die Beziehung der Stufe I und V beachten. Da die V immer zur I führt, können wir theoretisch aus jedem Akkord eine Dominante machen. Ein Beispiel:

C-Dur: C | Dm | G | Am  -   (D-Dur) A7 | D | Em | A | D

Aus der Stufe VI von C-Dur (a-moll) mache ich einfach ein A-Dur. A-Dur ist die Stufe V von D-Dur. Damit ist der Weg bereitet für den Tonartwechsel zu D-Dur. Dies kann innerhalb eines Turnarounds oder beim improvisieren von zwei verschieden musikalischen Teilen interessant sein. Ein einfaches Hilfsmittel.

Probiert es aus. Es gibt viel zu entdecken. Aber denkt dran: Selbst wenn ihr diese Kadenzen übt, improvisiert auf der Bühne und bleibt nicht in Schleifen stecken, die ihr dann aus einer Unsicherheit heraus immer wieder spielt. Das langweilt schnell alle. Vor allem Euch selbst! Um neue Kadenzen zu entdecken, improvisiert nicht nur, sondern spielt Kompositionen und schaut, was interessant und spannend klingt.




Donnerstag, 31. Oktober 2013

Instant Composing oder Improv Concert

Hypnotic Autumn

Foto: [vegan-design.com]
Das letzte Hear and Now lief unter dem Motto "Hypnotic Autumn". Ich habe dieses Mal tonale Samples benutzt. Eine Sopranstimme sang verschiedene Phrasen. Die Tonart habe ich erst vor Ort gecheckt. Es ist ja generell alles spielbar. Angenehm fand ich das Cis bzw. Des der Stimme dann doch nicht so. Aber es ist immer ein schmaler Grat zwischen Inspiration und Einengung. Ähnlich wie beim Zusammenspiel mit Didgeridoo, das auch auf einen Grundton beschränkt ist. Es kam mir entgegen, dass ich das gemeinsame Improvisieren mit einem Grundton schon gewohnt bin. Im ersten Moment fühlte es sich auch hier wie Einengung an. Aber wie bei der Impro üblich, wird es erst dann gut, wenn man sich auf Impulse einlässt. Sonst wird es keine Option, sondern als falsch wahrgenommen. Diese Hürde hatte ich mir mit den tonalen Samples selbst gebaut. War aber schlussendlich kein Problem. Ausgehen von einer Tonart, kann man die Skala ja auch anpassen und zu interessanten Ergebnissen kommen.

Einen kleinen Mitschnitt seht ihr hier:





Instant Composing oder Improv Concert


Bei der Recherche im Internet nach Auftrittsorten und Workshops fiel mir auf, dass oft gar nicht so gern von Improvisation gesprochen wird. Viele schreckt der Begriff wohl eher ab. Vor allem bei Workshops. Vielmehr wird in der Szene der Begriff "Instant Composing" benutzt. Wenn ich mir das Konzept von Hear and Now einmal durchdenke, dann sind wir mit der tonalen Improvisation auch eher an einer scheinbaren Komposition, zieht man einmal eine Nicht-Profi-Meinung heran. Es wirkt doch komponiert, da die musikalische Form und Rahmen mitimprovisiert werden und ich gebunden an Tonarten spiele. Es ist nicht frei und atonal. Das macht es mir immer wieder schwer in der Impro-Szene und in der Jazz-Szene zugleich. Zu wenig atonal, zu wenig Jazz, aber improvisiert. Dennoch bleibe ich beim Begriff des "Concert Improv". Denn Konzert ist es allemal und Impro bzw. Improv dann doch landläufig bekannter. In einer Beschreibung des Konzerts beide Begrifflichkeiten zu verwenden ist, meiner Ansicht nach, nicht falsch. Beinhaltet es die Ebenen "Spontaneität (Impro)", "Concert (die Aufführungsform)", "Instant (der Moment)", "Composing (Struktur und Festigkeit)". Somit wäre es der Versuch die so rivalisierenden Lager der Improvisation und Komposition zusammenzuführen. Das beste aus beiden Welten, so man meint. Beides in einem Titel wäre dann doch zu lang und konstruiert. Tue ich mich ja schon schwer es zu bezeichnen. "Instant Composing Concert Improv Performance" klingt dann doch zu gewollt. Wer weiß, vielleicht bewegt es sich ja irgendwann auch im Titel zum Instant Composing.

Das nächste Hear and Now findet am Donnerstag, den 7. November um 20 Uhr statt. Dieses Mal dann auf der kleineren Probebühne der Brotfabrik. Das verspricht einen intimeren Rahmen und Sound.

hear-and-now.com

Dienstag, 29. Oktober 2013

Drei Kompositionen in 24 Stunden


24 Stunden Theater Berlin Oktober 2013













Am 11. und 12. Oktober fand in der Brotfabrik Berlin das 24 Stunden Theater statt. Am Freitag um 18 Uhr lernten sich alle Beteiligten erstmals kennen. Mit dabei waren 4 Autoren, 4 Regisseure, 8 Schauspieler und ich als Musiker. Um 20 Uhr stellten sich alle in der Eröffnungsshow vor. Die Autoren lasen etwas von sich, die Regisseure wurden interviewt, die Schauspieler spielten ein Solo vor und ich sang drei Songs aus der "Pension Schönes Neukölln"-Produktion. Die Autoren und Regisseure wurden per Zufall zueinander gelost. Die Schauspieler wurden nach ihrem "Vorsprechen" von den Autor-Regie-Teams ausgwählt. Außerdem wurde ich musikalisch interviewt vom Moderator Thomas. Er stellte fragen, ich antwortete auf dem Klavier. Seht selbst:



Die vier Regisseure
Zu guter Letzt sollte der Höhepunkt kommen. Eigentlich ist die Tageszeitung taz aus Berlin Medienpartner und liefert die textliche Basis der vier Kurzdramen und Songs. Doch es kam alles ganz anders. Der Praktikant brachte einen Stapel des Kaufland Werbeblättchens "Der Tip der Woche" mit auf die Bühne. Was alle zunächst für einen Scherz hielten, stellte sich schnell als Ernst heraus. Die taz hatte schlichtweg etwas vergeigt und es wurde nur der Tip geliefert. Also kein Scherz. Ich hatte mich schon sehr auf die zwei Doppelseiten dieser guten Zeitung gefreut. Naja, man kann ja aus alles etwas machen. Vor allem, wenn man Improvisation gewohnt ist. Also diente dieses Werbeblättchen für 24 Stunden Theater.

In einem Stück hatte ich die Rolle des DJ's von außen eingesprochen.
Ab ca. 23 Uhr hatten wir nun Zeit bis zum nächsten Abend. Also ich hatte soviel Zeit. Die Autoren nur bis 8 Uhr früh. Dann wurde das erste Mal gelesen und die Schauspieler durften mit dem Text Lernen beginnen. Ich entschied mich gleich loszulegen und lieber in der Nacht zu schreiben. Bis 4 Uhr arbeitete ich an zwei Stücken. Das dritte schrieb ich dann am Samstag fertig. Immerhin brauchten zwei Regisseurinnen noch etwas musikalische Unterstützung. Es war dann doch alles Zeit intensiv. Ich schrieb zwei Lieder und ein Instrumentalstück.

Für das erste Lied sammelte ich die Slogans aus dem Prospekt. Kaufland wirbt mit Zeilen wie "Für Zuckerbäcker. Für Genießer. Für alle.". Daraufhin titelte ich den Song "Für alle.". Hier die Liveaufnahme:



Für das zweite Lied ließ ich mich durch die Milchwerbung im Prospekt inspirieren und stelle die Milchproduktion in Frage. Ich nannte das Lied "Weißes Gold" und versuchte das, was Milchkühen industriell angetan wird, auf den Menschen anzuwenden. Hier der Livemitschnitt:




Notation zu "Die kleinen Preise"
Als drittes Stück komponierte ich instrumental auf Basis der ersten fünf Seiten des Prospekts. Ich nahm die Zahlen der Preisangaben und übersetzte sie in Töne. Ausgangsbasis war die C-Dur Tonleiter mit ihren 12 Halbtönen. So ergab sich aus der Zahl 1 der Ton C oder aus Zahl 8 der Akkord G-moll. Es wurde ein Mischung aus Bezug auf Melodieton oder ganzer Harmonie. In jedem Klang steckt also in jedem Fall der Preis. Ich nannte die Komposition "Die kleinen Preise".













Hier der Live-Mitschnitt:




Die vier Kurzdramen waren durchwachsen. Mir gefielen zwei der Stücke sehr gut. In Anbetracht der sehr kurzen Zeit für Schreiben, Text lernen, Inszenieren und Aufführen war es in jedem Fall eine sehr gute Leistung. Ich empfand den Zeitdruck als nicht so stressig. Im Gegenteil: Ich arbeite gern mit Deadlines und Zielen. Auftragsarbeiten fallen mir leichter, als aus dem Nichts heraus ein Lied zu schreiben. Die Vorlage des Prospekts fand ich im Nachhinein gar nicht so schlecht. Es klingt halt besser, wenn die taz die Grundlage ist. Nun gut. Mir hat es viel Spaß gemacht und war schon das zweite Projekt mit "Zeithintergrund" neben dem Impromarathon im April. Ich würde es wieder tun. Die Zusammenarbeit mit den Regisseurinnen machte mir viel Freude. Ich arbeite gern mit Menschen, die klare Vorstellungen haben und einem dennoch Freiheit lassen. Da ist Vertrauen die Basis und die war da. Auch wenn nicht alles klappte, was wir in den zwei Stunden gemeinsamer Proben entstehen ließen. Ein Format, das sehr spannend ist. Ich freue mich auf die nächste Ausgabe.


PS: Dass mein Auto in der Nacht abgeschleppt wurde, bleibt mir ebenfalls noch lange im Gedächtnis ;)


Montag, 21. Oktober 2013

So war's! Wie wird's?

So war's - Hear and Now "Dark Didge Ambient"

Foto: vegan-design.com

Foto: vegan-design.com
Unser letztes Hear and Now Konzert ist gar nicht so lang her. Vor ca. 2 Wochen spielte ich mit Max Geng am Schlagzeug und Philipp Ziegler am Didgeridoo unter dem Motto "Dark Didge Ambient". Es war ein inspirierter und inspirierender Abend, der eines erkennen lies: Lassen sich alle Beteiligten auf das ein, was im Moment entsteht und existiert, ist vieles möglich und bekommt einen Flow. Was uns dabei half, war, dass wir bereits zusammen aufgetreten waren. Es war beim ersten Mal schon ungewohnt, sich an einem Ton zu orientieren, will man nicht völlig atonal spielen. Das Dis bzw. Es des Didgeridoos war beim ersten Mal eher behindernd für mich. Dieses Mal war es inspirierend. Es öffnete meinen harmonischen Horizont dieses Mal etwas mehr. Zuvor empfand ich mich eingeengt. Auch Max verlagerte sein Spiel eher auf die Becken. Insgeheim wünsche ich mir mehr Melodie auf dem Schlagzeug, als bloßen Takt. Auch mit den Drumsamples kam Max besser klar. Die Samples unterstützten wieder einmal unser Thema Dark Ambient. Doch allzu dark wurde es eigentlich gar nicht. Es ist auch gut, nichts erfüllen zu wollen, sondern das Thema als Inspiration zu begreifen. Ich nutzte Piano, Keyboard, Sampler und iPad. Die App ThumbJam für iPad lieferte die Sounds dieses Mal.

Foto: vegan-design.com

Seht hier einen kleinen Zusammenschnitt des "Dark Didge Ambient" vom 29.09.2013:



So wird's - Hypnotic Autumn

Morgen, am 22.10. spielen wir unter dem Motto Hypnotic Autumn. Ich werde mit Max allein spielen. Dieses Mal gibt es keinen Gast, aber Sé wird nicht nur Licht machen, sondern auch das erste Mal mit Videoprojektionen arbeiten. Ich bin sehr gespannt. Zum Thema passt es ja hervorragend. Ich möchte schon länger Projektionen und Video, vielleicht sogar Film mit ins Konzert einbeziehen. 

Hear and Now Concert Improv
Hypnotic Autumn

Beginn 20 Uhr
Eintritt 10/7 Euro

Brotfabrik Berlin
Caligariplatz 1
13086 Berlin




Dienstag, 8. Oktober 2013

24 Stunden Theater


Am kommenden Freitag, den 11.10. und Samstag, den 12.10.2013 bin ich Teil eines sehr spannenden Theaterprojekts in Berlin. Vier Autoren, vier Regisseure, acht Schauspieler, ein Musiker und 24 Stunden Zeit - Der Name ist Programm. Innerhalb von einem ganzen Tag werden vier kurze Theaterstücke geschrieben, inszeniert, geprobt und aufgeführt. Ich werde drei bis vier Lieder beisteuern. Die Macher hinter diesem Projekt schildern den Ablauf so:

"Am Freitagabend geht es los, ab 20 Uhr lernt ihr die Autoren, Regisseure, Bühnenbildner & Schauspieler kennen. Nachdem sich vier Teams gebildet haben, geht es für die Autoren los: mit dem Vorabdruck einer Zeitung bestückt, haben nun die Autoren 8 Stunden Zeit, basierend auf den Themen und Artikeln der Zeitung, einen dramatischen Text zu schreiben! Am nächsten Morgen um 8 Uhr kommen alle Beteiligten, zu einer gemeinsamen Leseprobe zusammen – und auch die Zuschauer sind wieder mit dabei, bevor es darum geht, die Texte zu inszenieren und zu proben. Denn am Samstagabend um 20 Uhr geht der Vorhang wieder auf und ihr erlebt vier kurze Dramen, die nur 24 Stunden zuvor ihren Anfang genommen haben!"

Die Beteiligten lernen sich erst am Freitag Abend kennen. Die Kürze der Zeit ist die Herausforderung bei diesem Projekt. Es wird am Freitag eine kleine Vorstellung aller Beteiligen mit Kostproben ihres Könnens im Rahmen einer Aufführung geben. Grundlage der entstehenden Stücke und Lieder sind zwei Doppelseiten der Tageszeitung vom Folgetag. Bisher war dies immer die Tageszeitung taz aus Berlin. Ob nun Überschriften, Anzeigen, Fotos oder ganze Artikel - Alles kann Inspiration sein. Es ist vor den Augen der Zuschauer entstehende Gegenwartsdramatik, die an Aktualität kaum zu überbieten ist.

Am Samstag gibt es um 8 Uhr früh eine erste Lesung der Texte. Die fertigen Theaterstücke und Lieder werden dann um 20 Uhr in der Brotfabrik Weißensee aufgeführt.

Dieses Projekt reizt mich, ähnlich wie der Impro-Marathon im April, auf Grund der Zeitkomponente, die das künstlerische Schaffen beeinflusst. 24 Stunden Zeit zu haben für drei bis vier Lieder setzt mich unter Druck oder hilft dabei das Ziel zu fokussieren. Dabei werde ich die Nacht und den Samstag nutzen für die Arbeit. Es sollen Lieder werden, also werde ich Songtexte, Akkorde und Melodien komponieren. Der Ausgangspunkt "Zeitung" ist wegen der Aktualität spannend und weil solche Art Inspirationen auch Ausgangspunkte für Improvisationen sein können. Da jede Komposition mit Improvisation beginnt, ist dieses Projekt sehr nah an meinem Schaffen. Außerdem macht es mir großen Spaß mit Ziel Lieder zu komponieren. Was mich inspirieren wird, ist völlig offen. Vielleicht ist es ein Foto, vielleicht eine Überschrift.

Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse und würde mich freuen, wenn Ihr dabei wärt. Ob live oder über das Netz, denn es wird auch über Facebook und Twitter live berichtet über den Fortschritt der künstlerischen Arbeit!

24 Stunden Theater Berlin

in der Brotfabrik Weißensee
Caligariplatz 1
13086 Berlin

11.-12.10.2013

Freitag 11.10.
"Die Show" Beginn 20:00

 Samstag 12.10.
 "Die Leseung" Beginn 08:00
 "Das Theater " Beginn 20:00

Eintritt: 15,- € / erm. 10,- €
[die Karte gilt für alle drei Veranstaltungen (Fr. 20:00 Uhr / Sa. 8:00 Uhr / Sa. 20:00 Uhr)]

24h-theater-berlin.de
facebook.com/24hTheaterBerlin
twitter.com/24htheater


Samstag, 28. September 2013

Dark Didge Ambient


Am kommenden Sonntag, den 29.9. um 20 Uhr gibt es nach einer kleinen Pause wieder Hear and Now in der Brotfabrik Berlin. Mit dabei sind Max Geng am Schlagzeug und als Gast Phil Ziegler am Didgeridoo. Das Motto, das wir für dieses Impro Konzert gesetzt haben, lautet "Dark Didge Ambient". Euch erwarten düstere Atmosphären mit den Klängen des Didgeridoos. Von dunklen Drones bis zu offenen Flächen vom Synthesizer ist alles möglich. Wo uns die Reise hinführt, wissen wir natürlich wieder einmal nicht. Wir sind sehr gespannt und freuen uns schon auf den Abend.

Hear and Now
Concert Improv
Dark Didge Ambient

Stephan Ziron - Piano, Synth, Sampler, iPad
Max Geng - Drums

als Gast: Phil Ziegler - Didgeridoo

Sonntag, 29. September

BROTFABRIK BERLIN
Caligariplatz 1
13086 Berlin

Beginn 20 Uhr
Eintritt 10/7€

Karten an der Abendkasse. 


5 Fragen an Hear and Now

Auf der Facebook Seite der Brotfabrik Berlin hat Nils Förster mit Stephan Ziron ein Interview zu Hear and Now geführt. Hier das gesamte Interview zum Nachlesen.


NF: "'Hear and Now - Concert Improv' was versteckt sich hinter diesem Titel, was kann ich mir darunter vorstellen?"

SZ: "Hear and Now ist ein vollständig improvisiertes Konzert. Die Musik entsteht im Moment und ist nicht komponiert. Der Zuschauer kommt mit auf eine musikalische Reise, bei der auch ich das Ziel nicht kenne. Es ist Musik im Hier und Jetzt. Sie ist jedes Mal anders und nicht wiederholbar. Damit sind wir alle Teil eines einzigartigen Prozesses, der nur live wirklich miterlebt werden kann. Da Hear and Now keine Jamsession ist, wo Kompositionen und improvisierte Soli der einzelnen Musiker gespielt werden, ist die Improvisation das Konzert, nicht nur Teile dessen, wie bei vielen Musikgenres üblich."

NF: "Musik und Improvisation - das läuft häufig zusammen - doch meist spielt die Musik eine untergeordnete, mehr nur untermalende, begleitende Rolle. Bei dir steht sie nun im Mittelpunkt. Du bist viel in der Berliner Impro-Szene aktiv, wie kam es zu diesem Projekt?"

SZ: "Ich habe musikalisch bereits improvisiert, bevor ich 2007 zum Improtheater kam. Da war es dann einfach Fügung, dass ich zur improvisierten Theaterszene gelangt bin. Dennoch unterscheidet sich Musik im Improtheater von improvisierter Musik im Konzert. Im Improtheater spielt die Musik tatsächlich leider eine untergeordnete Rolle, obwohl sie eine der wichtigsten dramaturgischen Funktionen erfüllt. Ich versuche Improspieler immer wieder darauf hinzuweisen und trainiere dies auch in meinen Workshops. Viele sind erstaunt, wie wichtig die Musik im Improtheater doch ist. Ich begann 2009 in Berlin Hear and Now als Solokonzert zu spielen. Etwas später kam Max Geng am Schlagzeug dazu. Das ergänzte mein Spiel perfekt. Nun spielen wir beide mit weiteren Gästen. Das gibt immer wieder neue Inspiration in der Impro. Die Schnittstelle von Hear and Now und Improtheater liegt in der musikalischen Begleitung von Theaterszenen. Dort bekommt die Musik die Freiheit, die sie verdient. In Improsongs ist das weniger der Fall. Da geht es um Harmoniegerüste, auf die ein Spieler singen kann. Da hat man weniger Freiheiten."

NF: "Concert Improv - improvisierte Musik? In wie weit ist das vergleichbar mit Jazz?"

SZ: "Der Jazz bedient sich der Improvisation. Von außen erscheint Jazz als rein spontane Musik. Doch er funktioniert nach relativ festen Regeln. Es gibt viele erkennbare und wiederholbare Melodien. Aufgeschrieben sind die meisten so genannten Standards bspw. im Real Book, einer Sammlung von Jazz Kompositionen. Das ist quasi die Grundlage für Improvisationen im Jazz. Improvisierte Musik versucht freier zu sein. Auch die harmonischen Zusammenhänge sind improvisiert, sofern es welche gibt. Es gibt Improströmungen, die sich gänzlich dem Klang verschrieben und der Form abgeschworen haben. Atonalität oder freie Rhythmik sind hier an der Tagesordnung. Hear and Now ist nicht rein atonal oder rhythmisch völlig frei. Die Form wird ad hoc mit erschaffen. So kommt es eben vor, dass Zuschauer meinen, das Konzert wäre gar nicht improvisiert. Dass unsere Concert Improv oft nach Jazz klingt, liegt daran, dass ich mich der Harmonik bediene. Insofern ist es vergleichbar mit Jazz, aber eben nicht das selbe."

NF: "Mit den Aufführungen in der Brotfabrik gehst du in ein Theater und nicht in einen Konzertraum - in wie weit ist dir diese Wahl für das Projekt wichtig?"

SZ: " Ich fühle mich dem Theater sehr verbunden und Hear and Now hat immer auch etwas von Performance. Das liegt auch daran, dass ich mich zwischen den Welten von Jazz und Improvisierter Musik bewege. Im Jazzclub wird einfach andere Musik gespielt und für Orte der freien Improvisation bin ich zu wenig atonal. Wiederum eignen sich nicht alle Musikbühnen für die Performance, da sie auch ein spezielles Publikum anzieht. Auch wenn sich viele Bühnen experimentierfreudig geben, so ist es doch oft nur ein schönes Label, das sich nach Außen gut verkaufen lässt. Das Konservative in der Programmgestaltung ist doch eher die Regel. In der Kulturfabrik Moabit, wo ich zuvor gespielt habe, und in der Brotfabrik Berlin ist man Gott sei Dank interessiert an einem spannenden Programm."

NF: "Man kann dich jeden Monat in der Brotfabrik erleben, in wie weit unterscheiden sich die Aufführungen?"

SZ: " Da Improvisation nicht wiederholbar ist und im Moment entsteht, ist jedes Konzert einzigartig. Welche Musik erklingen wird, weiß selbst ich nicht. Jedoch setze ich gern Mottos für die Abende. So bereite ich zumindest Samples zu der Überschrift vor, die ich zuvor gegeben habe. Beispielsweise habe ich gemeinsam mit Phil Ziegler am Didgeridoo einen "Ethnic Space" gespielt. Die Klänge vom Sampler waren inspiriert vom Weltall und von Ethno Musik. Was dann genau geschah, kann man unter www.soundcloud.com/hearandnowimprov nachhören. Jedes Konzert wird mitgeschnitten und online gestellt. Außerdem sind bei jeder Aufführung andere Gäste mit dabei. Manchmal spiele ich auch solo oder im Duett mit Max Geng am Schlagzeug. Hear and Now ist offen für musikalischen Einfluss durch Gäste. Wie die nächste Aufführung wird, wird man am 29.9. ab 20 Uhr erleben können."

NF: "Vielen Dank für die interessanten Antworten, wir freuen uns schon auf diesen Sonntag, um 20 Uhr beginnt die Veranstaltung - und wer es zu dem Termin nicht schafft: Stephan ist einmal im Monat bei uns, im Oktober dann wieder am 22.!"



Mittwoch, 28. August 2013

Website Release improworkshop.com


Seit einiger Zeit bastle ich an einer neuen Website. Da ich meine Workshopaktivitäten ausweiten will und mich durch die Nachfrage und das immer wieder positive Feedback bestätigt fühle, habe ich heute endlich www.improworkshop.com offiziell released. Dort gibt es in Zukunft konkrete Angebote zu Improworkshops im Bereich Schauspiel, Musik und Unternehmen. Das Portfolio reicht von Einsteigerkursen in Musik und Improtheater, über spezielle Format- und Genre-Workshops bis hin zu Unternehmensworkshops zu Themen wie Führungskraft und Kreativität. Es gibt einen Newsletter, in dem man sich eintragen kann für aktuelle Termine und Workshopinhalte. Ich bin sehr zuversichtlich und denke, dass spätestes im Frühjahr das Angebot an Workshops breit sein wird. Ob ich dieses Jahr noch einen öffentlichen Workshop anbiete, hängt am Raumangebot. Wenn ich etwas passendes finde, werde ich wohl noch etwas dieses Jahr unternehmen.

Neben der Website gibt es eine Facebookseite und einen Twitterkanal. Geplant ist auch die Erweiterung um einen Workshop-Blog mit Artikeln zu Erfahrungen, Inhalten, Erlebnissen, Übungen und Feedbacks.

Montag, 19. August 2013

12 Stunden Solo spielen - Über den Impromarathon

Im April habe ich das persönliche Experiment gewagt, nahezu 12 Stunden am Stück solo am Klavier zum improvisieren. Beim 1. Berliner Impromarathon am 27.4. dieses Jahres hatte ich die Gelegenheit dazu. Noch länger als der Marathon dauerte es, bis ich nun endlich mal die Aufnahmen, die ich in diesen 12 Stunden gemacht hatte, online zu stellen. Nun ist es aber endlich so weit. Ich habe ein Set von fünf Teilen zusammengestellt. Die Teile wurden jeweils dort geschnitten, wo ich auch während des Marathons Pausen gemacht habe. Wenn man es also genau nimmt habe ich nicht 12 Stunden am Stück gespielt, sondern reine Spielzeit waren ca. 6,5 Stunden und Pausenzeit 5,5 Stunden. Mein Körper ließ dann doch nicht zu, wirklich von 15 bis 3 Uhr morgens durchzuspielen. Ich wollte danach ja meinen Beruf noch ausüben und mich nicht unfähig machen damit. Aber auch mit Pausen war es anstrengend genug. Besonders für meinen Rücken eine Herausforderung. Begleitet wurde ich die ganzen Stunden über von Friedemann Brenneis, einem Reporter des Deutschlandfunks. Er interviewte mich in den Pausen und fragte nach meinem Zustand, wie es mir geht und was die Inspiration macht. Wir hatten uns vorher unterhalten, was die Befürchtungen sind. Ich dachte, mir würden irgendwann die Ideen ausgehen. Weit gefehlt. Ich hätte sogar noch weiterspielen können. Also habe ich mich nicht leer gespielt, wie vermutet. Müde war ich dennoch nach all der Zeit. Und Friedemann sichtlich auch. Der kleine Beitrag wurde am 29.4. in der Sendung Corso im DLF gesendet und ist auch im Set zu hören.




Eine meiner Erkenntnisse war, dass die Pausen mir natürlich geholfen haben, dass die Ideen nicht ausgehen. Ich konnte sozusagen frisch an's Werk gehen. Wer weiß, ob es anders gelaufen wäre, hätte ich wirklich 12 Stunden am Stück gespielt. Eine weitere Vermutung war, dass sich die Musik über die Tageszeiten verändern würde. Ich meine, dass sie das auch tat. Ich hatte gen Ende hin eine Stimmung, wie in einer Chopin Nocturne. Sicher auch, weil ich an die Nacht dachte und meine Assoziation nunmal eine Nocturne war. Ich spielte die ganze Zeit gegen die Wand blickend. Das half mir, wirklich in der Musik zu bleiben und mich nicht vom Rein- und Rausgehen der Leute ablenken zu lassen. Zusätzlich hatte spielte ich mit geschlossenen Augen. Aber das mache ich sowieso zu 90% in meinen Konzerten. Das ermöglicht mir das komplette Eintauchen in den Klang. Teilweise bemerkte ich so nicht, dass die Galerie, in der ich spielte, gut gefüllt war. Die Zuschauer lauschten fast geräuschlos. Ich vermutete meistens, dass ich allein sei. Ich dachte ab und an während der Impro über das ganze nach. Ob jetzt wohl jemand zuhört und soetwas. Aber den Flow hatte ich nur, wenn ich wirklich in der Musik war. Keine Gedanken, sondern nur Gedanken in Töne, Tasten, Harmonien und Melodien. Die Tasten sah ich nur vor meinem geistigen Auge. Ich spürte mit Fingern und Ohren, welche Tasten ich drücken müsste. Es funktioniert gut. Fast wie Zehn-Finger-System auf der PC-Tastatur. Die Zeit war zwischendrin nicht mehr wichtig und auch nicht fühlbar. Meine Rückenschmerzen besserten sich durch eine Schmerztablette und den Pausen. Die Müdigkeit war spürbar, aber nicht hinderlich. Sie versetzte mich eher in Ruhe und Trance, die in der Musik half und im Flow. Dennoch wurde die Teile von mal zu mal kürzer. Der erste Teil war 1:40 Std., der letzte dann nur noch 1:08 Std. Und das war letztlich wirklich nur meinen körperlichen Beschwerden und Bedürfnissen geschuldet. Der Geist war also willig, aber das Fleisch war rar.

Ich würde soetwas wieder tun. Es war ein schönes Experiment. Hatte einen sportlichen Charakter, weil ich meinen Körper spürte und einen meditativen über die lange Zeit über die Musik in den Flow zu kommen. Gedanken wurden nachrangig und ließen nur Musik sprechen. Eigentlich das, was ich gehofft hatte.




Mittwoch, 31. Juli 2013

So war die Hear and Now Summer Lounge am 27.07.

Es war warm. Nein, es war heiß. Bei Temperaturen um die 30 Grad haben Max Geng (Drums), Sé Strobach (Licht & Ton) und ich die Hear and Now Fahne hochgehalten. Das Motto war noch einmal Summer Lounge. Nachdem Max im Juni leider krank war, bot es sich an, das Thema noch einmal mit ihm zusammen zu bespielen. Ich habe dieses Mal wieder mit Drum- und Percussionsamples experimentiert. Das war sicher leichter, als ich allein gespielt habe, aber Max hat ganz gut zu diesem festen Metrum spielen können. Es braucht schon etwas Übung als Drummer mit einem festen Metrum im Hintergrund zu spielen. Aber das hat Max super gemacht. Die Wärme hielt uns nicht von inspirierenden 45 Minuten Konzert ab. Auf eine zweite Hälfte mit ähnlicher Länge hatten wir dann auf Grund der Temperaturen, die im Raum noch höher waren, verzichtet. Es hatte uns aber niemand übel genommen. Die Wärme hat eben auch Einfluss auf's Hirn und so reichten 45 Minuten völlig, da wir dafür noch genug Inspiration und Output hatten. Hier könnt Ihr das Konzert in voller Länge hören:



Im August machen wir eine Pause und spielen ab September wieder in der Brotfabrik Berlin.

hear-and-now.com

Montag, 22. Juli 2013

Hear and Now Summer Lounge am 27. Juli

Der Sommer ist endlich da. Sicher zieht es die meisten nach draußen in den Biergarten oder an den See. Aber das soll uns nicht davon abhalten, auch nach der Sonne etwas zu bieten. Am 27. Juli spielen Max Geng und ich unser Hear and Now und improvisieren in diesem Rahmen eine "Summer Lounge". Was dabei heraus kommt, wissen wie immer nicht vorher. Es wird aber sicher ein entspannter Sommerabend!

Hear and Now
Concert Improv
Summer Lounge

27. Juli
21 Uhr
Eintritt 10/7 Euro

Brotfabrik Berlin
Caligariplatz 1
13086 Berlin


Weiter geht's dann mit Hear and Now im Oktober. Im September machen wir Spielpause.



Freitag, 12. Juli 2013

Vorfreude auf meinen Workshop

Am 17. und 18. August gebe ich in der Prignitz einen Workshop zum Thema "Impro-Musical". Heute hat sich der 12. Teilnehmer angemeldet und damit ist der Kurs ausgebucht. Ich freue mich schon sehr auf diese Tage auf dem Land. Nicht nur wegen des schönen Themas "Musical", sondern auch wegen der Landschaft. Ich mag die Prignitz und das kleine Örtchen Hasenwinkel bei Pritzwalk hat mit der tollen Scheune von Chady Seubert einen hervorragenden Platz für Kreativität. Ich fahre nun schon seit mehreren Jahren mindestens ein Mal im Jahr dort hin, um Workshops zu geben. Diese Atmosphäre ist in der Stadt einfach nicht möglich und stiftet zur Entspanntheit an. Auch wenn ich in meinen Workshops gern "arbeite". Es heißt ja auch Work-Shop. Ich bin gespannt auf die bunte Teilnehmergruppe und werde berichten, wie es war.

Dienstag, 2. Juli 2013

Es gibt sie wirklich diese Anfragen

Vor einiger Zeit kursierte im Internet ein kleiner Mailwechsel zwischen einem Restaurant und einem Musiker, der auf die Anfrage der Gastronomen reagiert. Hier das Original:

Quelle: echtlustig.com
Was hier auf der Website mit Namen "Echt lustig" bezeichnet wird, finde ich als Musiker eigentlich gar nicht mehr lustig. So geschehen erst gestern. Ich erhielt einen Anruf vom Inhaber eines Restaurants in Berlin Prenzlauer Berg. Schon im Eingangssatz wurde erwähnt, dass das Etablissement nächstes Jahr einen Gourmetstern erhalten wird. Außerdem fiel mehrfach das Wort "deutsch" im Zusammenhang mit: "Wir sind ein deutsches Weinlokal. Wir machen einen deutschen Abend mit deutschen Weinen und wollen dazu von Ihnen deutsche Klassiker gespielt haben auf dem Klavier". Dass das Klavier dabei nicht auch deutsch sein sollte, verwunderte mich zu diesem Zeitpunkt bereits. Nun gut. Professionell höre ich mir die Fakten an und nehme die Daten auf, schaue nach ob ich Zeit habe und mache ein Angebot. Das wurde auch akzeptiert. Warum auch nicht, denn die Veranstaltung ist in fünf Tagen. Die Zeit drängt also und ich hörte schon heraus, dass es eigentlich egal ist, welcher Musiker da nun zwischen den Gästen sitzen und zwischen den Gängen des Menus spielen sollte. Deutsche Klassiker. Ich wieß gen Ende des Gesprächs darauf hin, dass ich keine Kompositionen spiele, sondern ein Improvisationsmusiker bin. Ich erläuterte den exquisiten Charakter, weil individuelles Erlebnis, nicht wiederholbar. Das sind eben die Vorzüge der Improvisation. Schien mir auch passend das zu betonen, wenn sie schon so einen tollen exquisiten Laden haben, zu dem ich ganz vergessen hatte, zu gratulieren. Ist ja klasse. Mein Gegenüber schien überrascht, dass ich seinen Wunsch nach deutschen Klassikern zurückwies. Er hatte nicht einmal meine Website besucht und gesehen oder gehört, was ich mache. Schließlich haben ja Künstler kein Geld und müssten doch bereit sein jeden Kundenwunsch zu erfüllen. Er wollte also kurz Rücksprache mit seinem Bruder halten und zurückrufen. Der Bruder rief dann wenige Minuten später zurück. Ihm erklärte ich auch nochmal meine Kunst. Aber fest buchen wollte er noch nicht. Ich gab Bedenkzeit, weil ich da bereits spürte, dass ich mich nicht so wohl fühle bei der Sache. Auch er wollte gleich zurückrufen. Tat er dann aber nicht. Nun gut, ich hab noch andere Dinge zu tun, als auf Anfragen am Telefon zu warten. Als ich später nach Hause kam, war ein Anruf auf der Mailbox. Die Worte "...Wir würden es gerne mit Ihnen probieren." Unterton eher: Wir wissen nicht, was Sie da machen, aber zur Not kann man sich ja auch hinterher noch beschweren. Das war zumindest mein weiter wachsendes negatives Bauchgefühl. Ich entschloss mich, nicht gleich, sondern erst heute zurückzurufen. In der Zwischenzeit habe ich hin und her überlegt. Es ist natürlich nicht so, dass man Geld einfach ausschlagen will, wenn es eine Anfrage gibt. Aber mein schlechtes Bauchgefühl wollte sich einfach nicht mit der Aussicht auf Gage bessern lassen. Also entschied ich mich abzusagen. Ich sprach dem guten Mann auf die Mailbox, dass ich die Veranstaltung nicht spielen werde und wünscht ihm viel Glück bei seiner Suche. Später rief er zurück. Meine Frau nahm das Gespräch an. Sie erklärte noch einmal den Sachverhalt, dass ich nicht spielen werde. Der Anrufer war verwundert, warum ich denn nicht zu Hause wäre. Außerdem klang er danach, als hätten wir bereits einen Vertrag geschlossen und alles wäre klar. Dann fragte er meine Frau, ob sie nicht einen anderen Pianisten kennenwürde. Immerhin haben sie ein hervorragendes Restaurant. Es werden viele Unternehmenschefs kommen zu dem Essen. Also ein Rahmen, bei dem sich ein Künstler hervorragend präsentieren könnte vor exquisitem Publikum. Es wäre ja eine Chance quasi. Meine Frau schlug trocken Google vor und verabschiedete sich dann.

Zurück blieb ein konsternierter Restauirantinhaber, der nicht verstand, dass er selbst einen Künstler suchen muss, sich vorher einmal die Website ansehen und Hörbeispiele hören sollte, bevor er eine überhebliche Anfrage stellt. Mein Bauchgefühl hatte mich nicht im Stich gelassen. Einige Formulierungen klingen wie Signale in meinen Ohren nach: "Gourmetstern, präsentieren, Unternehmenschefs, Chance". Nichts lief auf Augenhöhe ab. Der Respekt war nur oberflächlich. Es sollte eine Dienstleistung vollbracht werden und mehr nicht. Es sollte irgendjemand, irgendetwas Deutsches spielen. Es wurde der erste Treffer bei Google angerufen. Ok, danke dafür. Aber so? Es hat mir wieder gezeigt, dass mich das Gagenangebot allein nicht glücklich macht. Dass es viele Menschen mit Geld gibt, die Macht über einen ausüben wollen. Nicht nur über mich, sondern sogar über Unbeteiligte, wie meine Frau, die er am liebsten noch googlen lassen wollte. Man könnte meinen, diese Menschen meinen es ja nicht so. "Du kennst die doch gar nicht persönlich" Ich hätte einfach Nein sagen können und gut. Nein, das ist nicht so einfach abgetan. Das sind genau solche Anfragen, die ich frech und unhöflich finde, weil sie arrogant und herablassend dem Künstler gegenüber ankommen. Auch wenn man keine Ahnung hat von Kunst, kann man einfach mal freundlich nachfragen. Aber von seinem tollen Laden zu sprechen und den tollen Kunden, die so viel Einfluss haben, das soll nur zeigen, wie klein du als Künstler bist und hier hast du, Hofnarr, eine kleine Chance, dass du vor den Herrschaften spielen "darfst"! Weil du ja sonst nur zu Hause am Hungertuch nagst. Nein, soetwas möchte ich nicht bedienen. Ich möchte nicht zum reinen Objekt der Dienstleistung verkommen. Auch wenn diese Jobs für uns Künstler immer wieder wichtig sind. Ich versuche soetwas so oft es geht zu vermeiden. Denn das Geld macht doch nicht glücklich, sondern es zu Vermeiden, mit solchen Menschen etwas zu tun zu haben. Bei qype.de wurde treffend in einer Berwertung zum Restaurant geschrieben:

"Ostentativ höherpreisig-heimatverbundene kost, mit der man im revier von leuten, die ihre kinder otto, emma und paul nennen, fischen möchte. könnte funktionieren, dröges angebiedere an einen kiez ist es dennoch."

Und nun habe ich am Samstag frei und werde mit meiner erst am letzten Samstag geheirateten Frau einen tollen Tag verbringen. Wohl eher in einem anderen Restaurant.

Mittwoch, 26. Juni 2013

So war die "Summer Lounge"

Am 22.6. hieß es "Summer Lounge" für Hear and Now. Max fiel leider krankheitsbedingt aus, sodass ich alleine spielte. Dafür hatte ich mein Grundset aus E-Piano, Keyboard, iPad und Sampler aufgebaut. Dieses mal fiel mir noch mehr auf, wann die Improvisation eigentlich bereits begonnen hat. Nicht erst beim Spielen des ersten Tons. Nein, durch die Wahl der verschiedenen Mottos für die jeweiligen Auftritte, beginnt die Improvisation bzw. das Assoziieren und Fließen lassen viel früher. Konkret heißt das, dass meine musikalischen Assoziationen die Auswahl der Samples beeinflussen, die ich auf meinen Sampler lade. So gesehen ist es eine Vorbereitung auf eine Improvisation. Ein Zusammenstellen des möglichen Instrumentariums. Das birgt natürlich das Risiko, immer alles auch einsetzen zu wollen und sich schon im Vorfeld einen Plan auszudenken. Davon befreie ich mich durch Bewusstwerdung, dass dies die Falle sein kann. Ich sortiere Samples nach Kategorien. Im Spiel wähle ich sie aber dann aus, wohin der Fluss mich trägt. Auch mit einem Sample anzufangen erwies sich als ganz guten Startpunkt für die Improvisation. Dennoch bleibt für mich immer die Gefahr aus dem Flow zu kommen, wenn technische Handhabung zu Komplikationen führt. Da ich das erstell mit Drumsamples gearbeitet habe, war es eine Herausforderung. Max, der sonst live mit improvisiert, ist Teil des gemeinsamen Flows. Ein Sample ist gnadenlos auf sich selbst gerichtet. Das bietet zwar Sicherheit im Timing, ich darf mich aber nicht in meiner Freiheit beschneiden lassen. Aber das gelang mir ganz gut. Hört selbst einen Ausschnitt:


Das nächste Hear and Now gibt es am Samstag, den 27. Juli in der Brotfabrik Berlin. Infos zur Besetzung und weitere Details unter

hear-and-now.com

Dienstag, 11. Juni 2013

Impro im Juni

Das letzte Hear and Now ist nun schon eine Weile her. Was wird es spannendes im Juni geben? Max und ich werden passend zur mittlerweile präsenteren Jahreszeit das Thema "Summer Lounge" improvisatorisch angehen. Am 22. Juni spielen wir demnach auch erst ab 21 Uhr in der Brotfabrik. Erwarten kann man Samples, die für mich zum Sommer gehören. Was es mit der Musik macht, bleibt wie immer nicht vorherhörbar.

Hear and Now Concert Improv
Summer Lounge

22. Juni
21 Uhr
Eintritt 10/7 Euro

Brotfabrik Berlin
Caligariplatz 1
13086 Berlin









Außerdem gebe ich einen Workshop auf der M3 Campixx Konferenz am 16. Juni. Titel der 45 Minuten ist "Jeder ist musikalisch - Kreativität im Team führen". Immer wieder ein Thema im Bereich Businesscoaching ist das Thema "Führen". Nichts eignet sich besser, als Improvisation und Führungsarbeit zu verbinden. Nebenher merken die TeilnehmerInnen, dass doch jeder musikalisch und singen ganz leicht ist. Wenn das dann in der Gruppe passiert, ist das Trauma überwunden. Außerdem werde ich die Möglichkeit bieten, selbst diesen kreativen Haufen zu führen. Denn hinter jedem musikalischen Ensemble steckt auch eine Führungskraft. Ich freue mich auf eine schöne Dreiviertelstunde mit improvisierter Chormusik.
Viele weitere spannende Workshops gibt es noch!

Infos und Anmeldung unter www.m3-campixx.de


PS: Ich bin Euch noch die Nachbereitung des Impromarathons im April schuldig. Ich habe die Aufnahmen schon fertig bearbeitet. Es fehlt nur noch der Artikel. Aber das wird spätestens im Juli was.

Sonntag, 19. Mai 2013

Hear and Now 17/05/2013 - So war der "Urban Sound"

Mein Setup: Yamaha P120, Roland GW-8, iPad 4,
Roland SP 404, Allen&Heath ZED-10 Mixer
Am 17. Mai spielte ich gemeinsam mit Max Geng am Schlagzeug wieder Hear and Now Concert Improv. Als Special Guest war Simona Theoharova dabei. Sie improvisierte in der zweiten Hälfte als Tänzerin zum Urban Sound. Urban Sound war die Inspiration für dieses Mal. Ich griff das Thema im Sampling auf, mit Sounds, wie Straßenlärm, Marktplätze, Aufnahmen aus dem Mauerpark Berlin, Martinshorn und Kirchenglocken. Auch eine alte, leicht defekte Spieluhr, die den Titel "Berliner Luft" spielte, hatte ich genutzt. Auch das Freiheitsschwur wurde von mir genutzt:

„Ich glaube an die Unantastbarkeit und an die Würde jedes einzelnen Menschen. Ich glaube, dass allen Menschen von Gott das gleiche Recht auf Freiheit gegeben wurde. Ich verspreche, jedem Angriff auf die Freiheit und der Tyrannei Widerstand zu leisten, wo auch immer sie auftreten mögen."

Max Geng
NodeBeat HD für iPad
Auf dem iPad nutzte ich vor allem die App "NodeBeat HD". Impulse werden ausgesendet im festgelegten Tempo. Unterschiedliche Kreise geben dann verschiedene Sounds wieder. Drum- und Synthsounds werden so erzeugt. Es war nicht wirklich vorhersehbar, was bei den verschiedenen Konstellationen der Kreise geschehen wird. Umso spannender fand ich es, mit diesem Instrument zu improvisieren.

Das Thema Stadt und urbaner Raum war sehr inspirierend. Zwischen Ruhepolen und Quirligkeit der Großstadt lagen die Klangwelten. Der Tanz von Simona, der zu Weilen erruptiv, wie unsere Musik war, gab eine ideale Gruppenimprovisation. Der Austausch von Impulsen kann noch vertieft und trainiert werden. Immerhin gingen wir mit Vertrauen auf die Bühne, ohne vorher mit einander gespielt zu haben. Das finde ich aber auch nicht nötig, wenn das Bauchgefühl ein gutes ist. Um so mehr ist Freiraum für Improvisation. Man muss sich auf einander einlassen, sonst werden entweder alle zu zurückhaltend oder preschen forsch nach vorn, ohne die anderen wahrzunehmen.

Stephan Ziron
Wir haben es gut im Mittelweg geschafft. Simona machte kurze Pausen. Diese waren aber meist wirklich nicht von langer Dauer. Hinterher meinte sie, dass sie es gar nicht so lang am Rand ausgehalten hat, weil die Musik so mitreißend war. Ein schönes Kompliment. Aber nicht nur energetisch, impulsive Musik haben wir improvisiert. Es gab im Zusammenspiel mit dem Tanz einen sehr klassischen Teil. Tanz ist für mich auch die Assoziation mit Ballett und klassischem Tanz. Da ich wusste, dass Simona auch diese Ausbildung hat, war ich sozusagen schon etwas voreingenommen von dieser Assoziation. Ich würde es gern mit wiederholen mit improvisierten Tanz. In jedem Fall eine tolle Kombination, die alle Seiten inspiriert.

Leider ist das Video qualitativ nicht so gut geworden. Es gibt aber die Audio-Mitschnitte des Abends. Ich freue mich über Meinungen, Kommentare und Anregungen!