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Montag, 4. November 2013

Improvisieren beginnt viel früher

Für meine Hear and Now Konzerte lasse ich mir gern Inspirationen im Vorhinein geben. Über Facebook meist. Die Mottos lauteten von "Dark Didge Ambient", "Summer Lounge" bis "Hypnotic Autumn". Damit hat das Publikum schon vor dem eigentlichen Konzert die Möglichkeit das Ganze mitzubeeinflussen. Dieses Mal kam zwar von außen kein Vorschlag, jedoch spielen wir am 7. November ausnahmsweise auf der Probebühne der Brotfabrik. Diese befindet sich quasi unter dem Dach über der Hauptbühne und ist etwas kleiner. Der kleinere Raum und intimiere Rahmen inspirierte mich zu dem Untertitel "Intimate".

Das Improvisieren beginnt für mich auf Grund der Mottos, die schon vorher feststehen, viel früher. Da ich mit Samples arbeite, hatte ich mich irgendwann dazu entschlossen, diese eher thematisch anzulegen. "Ethnic Space" inspirierte zu Weltall-Sounds und Percussion. "Black Hole" zu Tropfen und Höhlenklängen. Die Samples geben die klangliche Umgebung. Soundscapes, die mit der Inspiration spielen. Musikalisch möchte ich meist frei bleiben. Daher sind die Samples meist weniger tonal. Die vergangenen Konzerte können bei soundcloud in voller Länge nachgehört werden.

Für "Intimate" assozierte ich einen engen, kleinen Raum. Nahe Beziehung, Intimität im direkten Sinne. Die direkte Ansprache oder der Dialog zwischen zwei Menschen kann in solch einem kleineren Raum als intim empfunden werden. Filmdialoge und andere Sprachsamples werden die Klangumgebung färben. Auch ein Uhrenticken oder ein Kaminfeuer untersützt für mich dieses Motto.

Das Improvisieren hat für mich heute abend schon begonnen.



Hear and Now Concert Improv
"Intimate"

07. November
20 Uhr
10/7 Euro

Brotfabrik Berlin
Caligariplatz 1
13186 Berlin

hear-and-now.com


Dienstag, 26. März 2013

Wie war's im Ethnic Space?

v.l. Max Geng, Phil Ziegler, Stephan Ziron
Foto: vegan-design.com
Direkt nach Hear and Now Konzerten schätze ich mich und das, was ich improvisiert habe, als nicht so zufriedenstellend ein. Im Zweifel für den Zweifel. Das treibt mich an. Selbstzufriedenheit ist der Tod für jeglichen Fortschritt. Womit war ich im ersten Moment unzufrieden? Dadurch, dass ich mich nach zwei stündigen Soundcheck, der nicht zum gewünschten Klangergebnis führte, gegen eine Mikrofonabnahme mit Røde M3's des verstimmten Klaviers entschied, fuhr ich eine halbe Stunde vor Beginn noch schnell nach Hause und holte mein Yamaha P120 E-Piano. Die Mikros sind für Klavierabnahme schlichtweg nicht geeignet und wenn das Piano auch noch derart verstimmt ist... Leider versetzte meine späte Entscheidung und dass das Hi-Hat des Drummers Max kaputt war, uns alle in Stress. Dieser Stress war mit ausschlaggebend dafür, dass wir uns direkt vor dem Auftritt nicht wirklich fokussieren konnten auf das, was kommt. Ein verstolperter Anfang. Während des Konzerts hatte ich nicht wirklich das Gefühl des Kontakts untereinander. Der Einsatz von iPad und Sampler lies mich zusätzlich unsicher zweifeln. Das war mein Gefühl auch nach dem Auftritt.

Als ich nach Gesprächen mit dem Publikum und später die Aufnahmen Revue passieren lies, sah die Sache schon anders aus. Innensicht, eigener Anspruch und das letztliche Endresultat klafften auseinander. Es war gar nicht so schlecht, wie mein Gefühl, das ich hatte. Die Aufnahmen sind gut geworden und das Ergebnis, die Impro, die wir ablieferten, konnte sich hören lassen. Einzig die Performance an sich nach außen, ist verbesserungswürdig gewesen. Das hat mich sehr beruhigt. Der Einsatz von Didgeridoo war gewagt, aber hat letzten Endes gut funktioniert. Nun schlage ich mich nur noch mit dem Zusammenschnitt der Videos rum. Aber das wird schon.

Der Abend stand unter dem Motto "Ethnic Space". Es entstand kurz vor dem Konzert aus Didgeridoo und Space-Samples, die zum Einsatz kamen. Es inspirierte solch eine Inspiration vorher wirken zu lassen. Daher würde ich mich über Eure Vorschläge, Inspirationen, Worte, Titel für das Konzert am 10.4. in der Brotfabrik freuen. Kommentiert gern hier oder auf unserer Facebook-Fanpage.

Mittwoch, 19. Oktober 2011

Wenn es sein muss


Künstlerische Pausen gehören dazu. Selbst wenn man sich "seine Kunst" leisten kann oder zumindest in der Grundabsicherung so sicher lebt, dass man es könnte, muss man es nicht tun.
Für mich kommt Kunst von "machen müssen". Wenn ich den großen Drang habe meine Kunst zu präsentieren, dann setzt man Energien frei, um dies zu verwirklichen. Ich habe ca. 1,5 Jahre in Berlin ein improvisiertes Klavierkonzert gegeben. Ein Mal im Monat spielte ich das, was ich "meine Kunst" nenne. Das, worin ich mich wiederfinde und verlieren will, weil es meins ist. Seit längerer Zeit nun pausiere ich. Einerseits, weil der Ort, an dem ich spielte, geschlossen und für mich nach der Zeit meiner Konzerte auch verbrannt ist. Es war nie hundert Prozent befriedigend dort zu spielen. Andererseits tut mir die Pause gut, weil es zur Zeit nicht ansteht ein improvisiertes Konzert zu spielen. Mit anderen Worten: Ich muss gerade nicht diese Art von Kunst machen. Ich habe keinen Drang. Und was nützt es zu spielen, wenn man ohne Bedürfnis auf Belanglosigkeit oder gar Einfallslosigkeit verfällt. Die Inspiration dazu ist nicht da und wird genau in solchen Phasen gesammelt. Bis da wieder diese Unruhe ist, dieses Bedürfnis, sich mitzuteilen auf dem Instrument. Und dann werden es wieder ganz andere Konzerte, weil man in der Zwischenzeit dazu gelernt und dazu gelebt hat. Vielleicht hat sich der Stil weiterentwickelt. Vielleicht ist es genauso.

Wichtig ist, dass man sich nicht bremst, wenn man Kunst machen muss. Wichtig ist auch, lieber eine Pause zu machen und Inspiration zu schöpfen, als belanglos an der Oberfläche zu bleiben, nur damit man nicht aus dem Gedächtnis der Menschen verschwindet. Eines ist sicher, die Welt verändert sich und man selbst mit ihr. Daher werden die zukünftigen Konzerte, egal wann ich sie spielen werde, ganz anders werden. Sie sind eben improvisiert und damit in höchstem Maße ich selbst.

Donnerstag, 16. September 2010

Wohin nur mit dem Musiker?

Im letzten Beitrag wurde der Musiker beim Improtheater von mir als Mitspieler gekürt, der wichtiger Teil des Geschehens ist. Die Musik wirkt als aktiver Gestalter und der Musiker ist der Produzent des Klangerlebnisses. Dennoch bekommt der Musiker oft einen recht undankbaren Platz bei Auftritten: Links oder rechts am Bühnenrand ist üblich. Auch beliebt ist es, den nach dem Auftritt meist so geschätzten Kollegen vor der Bühne zu platzieren. Natürlich ist es oft den kleinen Bühnen geschuldet, dass der Musiker nur einen stiefmütterlichen Platz bekommen kann. 

Im schlechtesten Falle bedeutet dies, dass seine Kollegen ihn hinter die Säule neben die Bühne setzen, von wo aus das Publikum wiederum ebenfalls keine Möglichkeit hat, ihn zu sehen. Eine typische Aussage eines Improspielers zu mir als Pianisten ist dann: "Das ist mit dem großen Instrument und seiner Lautstärke nicht anders lösbar. Es ist ja sonst kein Platz auf der Bühne für die Action-Szenen. Sorry! - Aber deine Musik ist schön...". Der Abend plätschert dahin mit belanglosem Geklimper vom Klavier zu Slap-Stick-Humor der Improgruppe, in der sich jeder einzelne nur selbst feiert und keine Angebote annimmt. Weder vom Mitspieler, was ja wenigstens zuträglich für eine erträgliche Szene wäre, noch vom Musiker, weil die Musik ja nur zur Szenenbegleitung gebucht wurde. Und irgendwas war ja neben den endlosen Dialogen noch zu hören während der Szene. Wahrscheinlich "schöne Musik" vom Musiker, der begleitet hat. Das Publikum wird in diesem Punkt oft unterschätzt. Es bemerkt nämlich, im Gegensatz zu Annahmen vieler Improspieler, wenn die Gruppe keine Gruppe ist oder der Musiker "nur" Begleiter ist. Fühlt der Musiker sich in der Begleiterrolle wohl, gibt es kein Problem. Fühlt er sich vom Ego der Improspieler wenig beachtet, seine Angebote nicht akzeptiert und als Klimperer in die Begleiterrolle gedrängt, strahlt er das auch aus. Dann ist er froh hinter der Säule neben der Bühne zu sitzen. Und er ist noch froher, wenn er sich nicht auch noch auf der Bühne nach diesem Auftritt verbeugen muss. Ich möchte nicht alles so schwarz malen.

Wenn wir vom optimalen Fall ausgehen, finden wir ein gutes Mittel zwischen Publikum und Improspielern. Denn: es ist genauso interessant und wichtig den Musiker bei der Ausübung seiner Kunst sehen zu können, als auch die Spieler. Das Publikum kommt wegen allen Künstlern: Improspielern und Musiker. Immerhin sind die meisten Improgruppen sehr stolz darauf, in ihre Ankündigung schreiben zu können, dass sie einen hervorragenden Musiker dabei haben, der einen Abend voll großartiger Songs garantiert. Zum Musik machen gehört nicht nur der akustische Reiz, sondern auch der visuelle, weil er den Ausdruck des Künstlers unterstützt. Wenn man dem Spieler die Mimik und Gestik nehmen würde, könnte man gleich ein Hörspiel aufführen. Dabei ginge das Visuelle verloren. Ein Instrument, das Wort sagt es, ist Mittler für das, was der Musiker ausdrücken möchte. Ohne ihn wäre ein Klavier nur ein Schrank mit Tasten, Saiten und diversen technischen Installationen. Für viele Zuschauer ist es mindestens genauso spannend, zu beobachten, was der Musiker während einer Szene tut und wie er sich dabei mimisch und körperlich ausdrückt, wie einen Spieler zu sehen. So geben wir dem Zuschauer die Möglichkeit den Instrumentalisten als aktiven Spieler zu bewerten. Gehen Musiker und Spieler davon aus, dass einzig die Musik das Wichtige und die Person unwichtig ist, ist der Sichtkontakt zwischen Publikum und Musiker selbstverständlich nicht entscheidend. Nur dann muss der Musik auch wirklich ein unsichtbarer, aber bemerkbarer Raum gegeben werden. Selbst wenn ein Klavier nicht auf der Bühne stehen kann, sollte man doch darauf achten, dass der Pianist auf die Bühne sehen und das Publikum das Spiel oder zumindest das Gesicht des Musikers sehen kann. Ist dies alles aus Platzgründen nicht realisierbar, sollte der musikalische Mitspieler zumindest im übertragenden Sinne seinen Raum bekommen. Ich kann mich kaum daran erinnern, wann ich das letzte Mal eine Strophe in einem improvisierten Lied als instrumentales Solo gespielt habe oder eines bei einer Improtheater-Show gehört habe. Das könnte daran liegen, weil sich Improspieler dann mit Sprache zugunsten von Fokuswechsel zurücknehmen müssten. Vielleicht wissen sie aber auch schlichtweg nicht, was sie in dieser Zeit auf der Bühne machen sollen. Leider sind die einzigen Solostellen oft nur die Einlassmusik oder der Jingle, der zum Aufgang der Improspieler gespielt wurde. Eine Sequenz an einem Impro-Abend könnte eine musikalische Improvisation sein, in der die Bühne entweder leer bleibt und das Licht gedämpft oder sogar ganz aus ist. Vorausgesetzt der Musiker ist dazu fähig und möchte dies. Diese Sequenz in eine Szene zu überführen oder als Einleitung und Inspiration für Folgendes zu sehen, wäre eine Möglichkeit. Auch eine körperliche, nonverbale Szene wäre auch ein neuer Impuls für einen Improabend. Entweder man lässt dies also als reines Solo des Musikers stehen oder nutzt dies für die Fortführung des Abends. Damit hätte der Musiker Raum bekommen und muss nicht auf der Bühne zu sehen sein. Wird darauf nicht geachtet, kämpft er nicht nur mit seinen Impro-Kollegen um den Status eines Aktiven, sondern auch mit dem Publikum und wird wirklich zum Begleiter der Gruppe und auch so wahrgenommen. Seine Position am Bühnenrand oder neben der Bühne bestätigt dann diesen Status. Als Pianist muss ich zugeben, dass dieses Instrument nicht gerade durch seine Kompaktheit überzeugt. Gitarristen haben es da leichter, wenn sie nicht gerade mit einer Verstärkerwand und diversen Effektgeräten auftreten. Nicht auszudenken, was mit einem Flügel auf der Bühne passiert, die nicht geräumig ist. Zwar kann man den Pianisten gut sehen – zu überhören ist er allerdings auch nicht, wenn nicht sensibel genug gespielt wird beim Spiel ohne Mikrophone – aber der Aktionsradius der Spieler schränkt sich stark ein. Man sieht: Die Positionierung des Musikers bringt wirklich Probleme mit sich. Aber man muss diese vermeindlichen Schwierigkeiten für seine Inszenierung zu nutzen.

Wie gesagt, viele Bühnen sind einfach klein und es haben selbst zwei Improspieler kaum Platz zum Spielen. Was ich sagen will, ist schlichtweg: Man muss sich Gedanken machen um das Bild, was dem Publikum präsentiert wird. Möchte man eine Hand voll Egoisten und Rampensäue begleitet (!) von einem klimpernden Pianisten? Oder zeigt man eine gemeinsame, inspirierende Gruppenimprovisation nach Regeln, wo jeder seinen Raum bekommt? Wenn kein Platz da ist, dann soll man sich wenigstens gegenseitig Raum geben. Man setze also bei genügend Platz, den Musiker auf jeden Fall mit auf die Bühne. Der Rand bietet sich dabei einfach an. Hat man einen kleineren Raum und das Publikum sehr nah am Geschehen und auch am Klavier, sollten die Bässe des Klaviers von den Zuschauern weg zeigen. Viele Klaviere sind in den Bässen sehr voluminös, in den Höhen eher dünner. Damit entgeht man der Gefahr, dass das Klavier zu laut ist für das Publikum. Ein Soundcheck mit Gesang empfiehlt sich immer. Der sollte nicht stiefmütterlich durchgeführt werden, sondern bewusst und mit Zeit gemacht werden. Jeder sollte wissen, wie laut er sein darf und eventuell sein muss für die letzte Reihe. Auch wenn man jede Woche im selben Raum spielt. Kein Abend ist gleich. Das sollten Improspieler ja wissen. Das gleiche gilt beim Sound. Lieber einmal mehr vorher gecheckt, als böse Überraschungen erleben. Vielleicht klemmt ja doch eine Taste oder das Mikrophon hat Aussetzer. Und vor allem ist es immer wieder eine Kontrolle für sich selbst: Bin ich präsent genug, artikuliere ich richtig trotz Mikrophon, höre ich die Sänger? Auf keinen Fall empfehle ich die Platzierung des Musikers neben oder vor das Bühnenpodest. Die Bühne ist ja genau aus dem Grund erhöht, dass die Menschen darauf den Fokus bekommen und schlichtweg als Künstler identifiziert werden. Nimmt ein Klavier oder gar Flügel zu viel Platz auf der Bühne ein, bleibt jedoch nichts anderes übrig. Aber auch dann darf das Instrument nicht zu weit weg, sondern im Zusammenhang mit der Bühne platziert werden. Es sollte immer das Bild entstehen: Bühne und Klavier gehören zusammen, Musiker und Spieler sind eine Einheit. Sitzt der Musiker nicht mit auf dem Podest, kann es hilfreich sein, ihn keine Einlassmusik spielen zu lassen. Er sollte dann seinen eigenen Aufgang bekommen, auch wenn es kein Aufgang auf die Bühne ist. Er definiert sich aber dramaturgisch als Anfangspunkt und das Publikum lenkt zumindest zu Beginn der Vorführung seine Aufmerksamkeit auf ihn. Dieses Ritual ist für den Musiker genauso wichtig, wie für das Publikum, das zur Ruhe kommt während den Schritten des Musikers in Richtung Klavier. Ihm sollte man auch dann einen Lichtspot geben, wenn das Instrument nicht auf der Bühne steht. Dies kann man auch weiterführen und einen Lichtwechsel vollziehen, wenn die Spieler auftreten. Damit hat man den Fokus für den Vorreiter komplett am Klavier und kann mit diesem Wechsel bereits signalisieren "Das war das Intro, jetzt sind auch die Spieler da. Jetzt geht es mit allen los. Und übrigens ist das nicht nur unser Begleiter am Klavier, sondern ein wichtiger Teil unseres Ensembles.". Ich halte persönlich nicht sehr viel von Einlassmusik, also Musik während das Publikum den Saal betritt. Die improvisierte Musik wirkt dann wie Improtheater auf der Straße. Das Publikum versteht nicht den Zusammenhang, kann die Musik nicht wirklich einordnen und alle improvisatorische Mühe ist dahin. Wirkt vielleicht fade, schräg oder eben belanglos. Vielleicht ist das der Grund, warum Einlassmusik so oft nach Fahrstuhl-Jazz oder Stummfilm klingt. Ich selbst bin dabei oft uninspiriert und auch irritiert, weil die Gäste nunmal Lärm machen, wenn sie ihren Platz aufsuchen. Dann sollte man doch lieber auf eine CD zurückgreifen und dem Musiker seinen Auftritt vor den Spielern lassen. Es ist nicht unwichtig, in welche Stimmung wir das Publikum vor Beginn einer Show setzen. Daran sollte die Musik auch orientiert sein. Nicht einfach immer die selbe Musik laufen lassen. Warum nicht mal thematisch sein?! Wenn ich einen Krimi spiele, spiele Krimisoundtracks. Das Publikum kommt unterbewusst in die richtige Stimmung und die Künstler letztlich auch. Der Zuschauer bemerkt in seiner unterbewussten Wahrnehmung viel mehr, als die Szene auf der Bühne. Seine Gedanken wandern immer über das gesamte Geschehen. Ob ein Spieler aufmerksam der Musik folgt oder sich von ihr leiten und inspirieren lässt, bemerkt auch ein Laie. Auch wenn er nicht immer alles in Worte fassen kann. Der Musik und der Person, die sich über sie ausdrückt Raum zu geben ist immer der bessere Weg, als ihm "nur" nach dem Auftritt Dank zu sagen für die "schöne Musik". Die Freude am gemeinsamen Spiel und gelungenen Szenen wiegt oft mehr, als tausend Dankesworte.

Sonntag, 13. September 2009

Improkonzert und Sampler

Beim letzten Hear and Now Konzert war es soweit. Ich hatte mir in den letzten Monaten ja immer wieder Gedanken gemacht, was ich noch anders machen kann bei der Improvisation. Nun kam das erste Mal der Roland Sp 404 Sampler zum Einsatz. Ich muss zugeben, dass ich nur wenig Zeit hatte, mich wirklich mit dem Gerät zu beschäftigen. Dennoch fühlte ich mich fit genug, einige Drumloops darauf zu laden und damit zu arbeiten. Doch war die Vorfreude etwas zu früh. Beim Soundcheck ging mir alles noch sehr gut von der Hand. Beim Konzert selbst jedoch, fühlte ich mich arg unter Druck, das so verheißungsvoll blau blinkende Gerät vor mir zum Einsatz zu bringen. Nach wenigen Minuten spielte ich nun also einen elektronischen Beat über den Sampler ein. Es störte mich von Beginn an schon, dass ich beim Spielen einen Kopfhörer tragen musste, um den Sampler zu hören. Das linke Ohr nur halb mit der Ohrschale besetzt, spielte ich also. Doch genau genug konnte ich das Klavier nicht hören. Vielmehr hatte ich den mit 120 Schlägen in der Minute treibenden Rhythmus auf den Ohren und somit den Druck mich darauf zu setzen mit meiner Improvisation. Sehr wohlgefühlt habe ich mich dabei nicht. Ich bemerkte, wie schnell ich in populäre Muster falle, die letztlich nicht wirklich zu meinem Improvisationsstil zu passen scheinen. Zumindest nicht, wenn ich bei 120 bpm bleiben muss und mich nicht frei entscheiden kann, wie schnell ich eine Passage spiele. Ob ich schneller oder langsamer werde, ob ich abbrupt das Tempo oder die Taktart wechsle, was häufig vorkommt. Verlegen versuchte ich den Beat auszublenden und merkte dabei schon, dass dies wenig elegant klingt. Sobald der Rhythmus lief, war ich in ein Korsett von Schlägen gesperrt, die mich sofort unwohl fühlen ließen. Mein Versuch der freien und befreiten Improvisation schlug zu 50 % oder mehr fehl. Ich spielte also weiter wie immer, ohne Rhythmus. Das lief dann wieder besser. Ich versuchte dann noch einmal einen anderen Beat zu nutzen. Auch 120 bpm. Obwohl mich dieser mehr insprierte, weil er komplexer daher kam, wollte mir die Improvisation darüber nicht wirklich zufrieden stellen. Sofort sprang ich in Popmusik-Schemata, was nicht meine Absicht war und auch sonst bei meinen Konzert nicht der Hauptfokus ist. Wenn es sich ergibt, ok, aber sich so von einem Rhythmus hinein zwingen zu lassen, das sollte eigentlich nicht sein. Es schloss sich eine jazzige Passage an, die mir im Nachhinein sehr gut gefallen hat. Wohl auch, weil sie protestartig daher kam und einen Gegensatz zu dem Elektropop aus den vorherigen Passage bildete. Nach dem Jazzteil versuchte ich es aus eigener Inspiration mit schweren, getragenen Harmonien, die auch in Rockmusik passen. Ich hatte auf dem Roland noch einen Rhythmus gespeichert, der etwas schneller als 120 bpm, hervorragend mein Spiel ergänzte. Wohl weil ich nun wusste, dass meine Improvisation vorbereiten müsste auf den Rhythmus, der dann auf Knopfdruck einsetzt. Der Rockrhythmus trieb mein Spiel auf eine Spitze, auf eine Erlösung hinzu, die nötig wurde durch den musikalischen Spannungsaufbau. Einzig das machte mich noch zum Schluss der ca. 60 min Hear and Now zufrieden. Aber ein Eindruck bleibt: Ein Rhythmus zwängt mich in ein Korsett, was mich eher beim Improvisieren behindert, als das es mein Spiel unterstützen würde. So könnte ich es mit atmosphärischen Sounds probieren und wenn Beat, dann einer, der nicht aufdringlich in ein Tempo zwängt. Denn, wenn ich eines mit dem Improvisationskonzert erreichen will, ist es ein wirklich freies Spiel auf dem Klavier, das zwar auch nach Regeln folgt, also bedingt gebunden ist, aber nicht von anderen Faktoren zu sehr bestimmt wird. Bleibt abzuwarten, ob ich mich bis zum 1. Oktober damit beschäftige, noch einmal ins kalte Wasser springe oder doch wieder ein reines Klavierkonzert gebe.