Samstag, 27. März 2010

Ina Müller und der Grimme-Preis

Vielleicht passt der Beitrag nicht ganz zum Thema des Blogs, aber es muss dennoch raus:

Ina Müller gewinnt mit ihrer Sendung "Inas Nacht" den Grimme Preis. SPIEGEL ONLINE hat Frau Müller nach dem Gewinn interviewt. Angeblich arbeitete die Redaktion der Sendung auf diesen Preis hin. Als Ansporn, weil "Bauer sucht Frau" auch schon einmal nominiert war. Und dann machte es wohl die Runde unter den Kollegen, dass es mit dem Preis bergab gehen würde. Gott sei Dank strengten sich Frau Müller und Kollegen so sehr an, dass sie nun diesen Preis ihr eigenen nennen kann. Hat man Kultur-Deutschland da wirklich vor etwas Schlimmeren bewahrt? Ich denke eher, dass man Not gegen Elend getauscht hat.

"SPIEGEL ONLINE: Schon mal daran gedacht, noch weiter nach vorne zu rücken, in die Primetime gar?

Müller: Da bin ich zugegebenermaßen ein bisschen feige. Es gibt immer wieder Anfragen und Überlegungen, etwas für 20.15 Uhr zu machen. Aber ich merke dann, dass das immer mit unheimlich vielen Verpflichtungen und Vorgaben verknüpft ist."

Ja, warum ist denn Frau Müller zu feige in die Primetime zu gehen? Klar! Weil die Sendung innerhalb kürzester Zeit abgesetzt würde. Zu feige, breiten Erfolg zu haben. Da überzeugen wir doch lieber die Grimme-Jury. Das ist wohl irgendwie einfacher.

"SPIEGEL ONLINE: Einen Versuch mit einer großen Primetime-Show haben Sie schon gewagt: die Gala zum 100. Geburtstag von Heinz Erhardt. Zur einen Hälfte war das entfesselte Ina-Müller-Unterhaltung, aber zur anderen öffentlich-rechtliches Bestattungsfernsehen…

Müller: Immer nur feige geht nicht. Man muss auch mal etwas wagen, und deshalb habe ich das moderiert. Da gab es am Anfang viel zu diskutieren. Zum Beispiel sollten wir auf der Couch mit dem Rücken zum Publikum platziert werden, um uns dann gemeinsam die Heinz-Erhardt-Einspieler anzugucken. Ich mit dem Rücken zum Publikum? Das geht gar nicht. Womöglich hör ich dann von hinten den Anklatscher, der das Publikum animieren soll, da krieg ich Herpes! Aber ich weiß auch gar nicht, ob ich für 20.15 Uhr gemacht bin. Will man da wirklich so 'ne flapsige Person wie mich sitzen haben, die den anderen ins Wort fällt und alle Lieder mitsingen will?"

"Immer nur feige geht nicht." Das ich nicht lache. Alles nach dem Motto: Mach dich rar, dann bist du interessant. Aber ganz richtig. Ein Anflug von Selbstkritik oder fishing for understatement.... "Will man da wirklich so 'ne flapsige Person wie mich sitzen haben...?" Die Antwort: "NEIN, NEIN, NEIN".

Und man möchte auch nicht so eine flapsige Frau Müller als Grimme-Preis-Gewinnerin haben. Auch nicht spät nachts!

Danke für Ihr Interesse.

Quelle: SPIEGEL ONLINE Interview vom 27.03.2010 [http://www.spiegel.de/kultur/tv/0,1518,685641-2,00.html]

Freitag, 19. März 2010

Atmosphären und Szenenmusik

In der letzten Improshow setzte ich wieder einmal meinen Sampler ein, um Szenen mit Geräuschatmosphären zu unterstützen und auch ein akustisches Bild zu geben. Ich habe darauf geachtet, dass die Sounds nicht so sehr im Vordergrund stehen und die Szene stören. Sei es durch Lautstärke oder nervige Geräusche. So wurden einige Szenen sehr rund und wahrhaftiger.

Ein Problem, was aber nicht nur bei Geräuschatmosphären auftritt, sondern auch bei Szenenmusik im Allgemeinen, ist, dass sie oft nicht wahrgenommen wird von den SpielerInnen. So bleibt mir häufig nur das "Hinterher Hängen". Heißt: Die Musik wird kommentierend, also in vielen Fällen oft überflüssig. Ich hatte schon erwähnt, dass Szenen auch mit Musik beginnen können und nicht sofort SpielerInnen auf die Bühne springen müssen nach dem Einzählen. Das wird leider genauso wenig berücksichtigt, wie man Musik und Geräusch während einer Szene wahrnimmt.

Ein Beispiel: Die Vorgabe war "Hammer" für eine Szene. Die SpielerInnen begannen auf dem Dachboden eines Hauses und hielten etwas schweres gemeinsam fest. Meine Assoziation war eine Baustelle, also bot ich als Atmosphäre eine Baustelle an mit Hämmern, etwas Sägen, etc. Problem dabei war, dass die SpielerInnen dies überhaupt nicht wahrnahmen. Dann wird solch eine Atmosphäre sehr schnell seltsam. Man fragt sich die ganze Szene über, was die Geräusche sollen. Wenn ich den Sound wieder ausblende, fragt man sich das ebenso. Unangenehme Situation für mich.

Wie also reagieren?

Zum einen müsste mit den SpielerInnen trainiert werden, dass sie auch solche Impulse wahr- und aufnehmen, da ich mich als Musiker als aktiver Mitspieler verstehe. Das selbe gilt für Szenenmusik. Sonst wirken solche Szenen sehr schnell absurd. Und der Zuschauer wird sich sicher fragen: "Was macht der Musiker da? Das passt doch gar nicht." 

Sonntag, 14. März 2010

Improtheater & Therapie

Meine Zeit des Improtheaters Revue passieren lassend, fällt mir eine Sache auf, worin sich Amateurgruppen von Gruppen mit professionellen Background unterscheiden:

In Amateurgruppen gibt es eine Vielzahl von Menschen, die das Improtheater als Therapiemöglichkeit nutzen. Die verschiedenen (Theater-)Rollen ermöglichen es, endlich zu sein, wie man schon immer sein wollte oder eine Seite zu zeigen, die man ebenfalls hat oder gar nicht haben möchte. Dieses Scharade-Spiel wird dann gern vor Publikum, und sei es nur die eigene Gruppe, genutzt, sich zu bestätigen und Anerkennung zu finden. Generell ist auch nichts schlimmes daran. Nahezu jeder Bühnendarsteller geht der Motivation der Anerkennung durch andere nach. Jedoch mit dem unverhüllten Ziel, diese Kunstform als persönliche Therapie vor Publikum zu nutzen, kann eine Ausrede werden, sich nicht als Unterhaltungskünstler zu verstehen, sondern als Patient seiner eigenen Therapie durch Selbstbestätigung und Selbstverwirklichung unter den Augen eines nicht wissenden Publikums.

Professionelle Gruppen bestehen meist aus Personen, die eine Schauspielausbildung vorweisen können. Sie verstehen Improtheater eher als ihren Beruf, denn als Therapie. Aus Gesprächen mit Kollegen dieser Profession ist immer wieder heraus zu hören, dass ihre Motivation keine Therapie ist. Denn sonst hätte man den gleichen Fall, wie PsychologiestudentInnen, die sich selbst durch ihr Studium therapieren wollen. Fatal!

Also müsste das Credo lauten: Wenn du das Gefühl hast, dass Improtheater einen therapeutischen Charakter für dich hat, nötige kein Publikum dazu, Therapeut zu sein.