Posts mit dem Label Szenenmusik werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Szenenmusik werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 5. Mai 2014

10 Punkte, wie man Szenen im Improtheater musikalisch gestalten kann

Improtheater Paternoster
10 Jahre in der Kulturbrauerei Berlin vom 7. bis 9. Mai

  1. Die Musik beginnt und ist auch Inspiration für die Spieler
  2. Eine Figur bekommt bestimmtes Instrument, Harmonien, Melodie, Rhythmus
  3. Die Musik bedient das Oberthema der Geschichte, nicht der einzelnen Szene
  4. Die Spieler spielen gegen die Stimmung der Musik
  5. Nur ein Spieler spielt mit der Musik, der andere "ignoriert" sie
  6. Die Musik sucht die Lücken im Dialog
  7. Die Szene wird nur mit Rhythmusinstrumenten musikalisch gestaltet
  8. Die Szene beginnt mit einer Songbegleitung oder einem Song
  9. Musik nur zu Beginn und dem Ende hin
  10. Ein Song mit Textzeile passend zur Aussage wird drüber gespielt.

Mehr dazu auch in meinem Podcast zu improvisierter Musik und Musik im Improtheater unter www.impro-musik.de

Freitag, 15. November 2013

Musik in der Szene

Mit Frequenz9 haben wir eine Folge zum Thema "Musik in improvisierten Theaterszenen" aufgneommen. Ich habe auch ein paar Musikbeispiele live mit eingespielt zur Veranschaulichung. Ich denke, es sind ein paar spannende Erkenntnisse dabei. Hört doch mal rein:


Immer auf dem Laufenden, was neue Podcasts angeht, bleibt Ihr mit unserem Twitteraccount oder bei Facebook.

Mittwoch, 1. Mai 2013

Blogparade - Are we all Storytellers?

reichweite-beratung.de
Caroline Kliemt rief zur Blogparade auf. Es geht um Storytelling. Die Frage: "Are we all Storytellers?" Man könnte kurz und bündig antworten "Life is Storytelling", denn wir erzählen jeden Tag Geschichten. Jeder hat mal was erlebt oder kennt einen, der einen kennt, der mal was erlebt hat, eine Geschichte, eine kurze Episode, eine Story. Ich möchte aus meinem Blickwinkel als Musiker und Improtheater-Mensch etwas über Storytelling schreiben.

Storytelling und Musik im Improvisationstheater


Griechisches Theater, Quelle: wikimedia.org
Beim Theaterspiel geht es um das Geschichten Erzählen par excellence. Was die Menschen zu den Bühnen treibt, sind Geschichten und Charaktere. Sie möchten mit dem Helden leiden und triumphieren, ein Drama und ein Happy End sehen. Das versuchen wir auch im Improvisationstheater. Gerade in längeren Geschichten, den Langformen, geht es um Geschichten. Ich als Musiker erzähle diese Geschichte mit meinen Mitteln. Unterstütze Charaktere und greife vorweg. Vergleichbar ist das auch mit Filmmusik. Es funktioniert im Grunde genauso. Deshalb sehe ich mich besonders in Langformen als "Film"-Musiker bzw. Geschichten-Musiker. Wie stelle ich das an? Charaktere werden oft von mir mit einem musikalischen Thema, Akkordverbindung, einer Klangfarbe oder einem Instrument ausgestattet. Dies taucht immer dann wieder auf, wenn die Figur besonders im Fokus steht. Gegenspieler erhalten einen Kontrast zum Helden, manchmal mit einer dunklen Klangfarbe, einem entgegen gesetzten Instrument. Hat der Held eine leichte Gitarrenmelodie, bekommt der Antagonist tiefe Streicher. Dies ist natürlich von Impro zu Impro anders, sonst wäre es nicht mehr improvisiert. Aber die Technik bleibt oft die selbe. Neben dem Anheften an Figuren setze ich auch oft Musik mit dem Thema der Geschichte in Verbindung. Ist es beispielsweise Feuer, werden Elemente, die darauf hindeuten in den Szenen mit einem Leitmotiv oder eben den anderen Mitteln unterstützt. Melodien können in Tonarten und Tongeschlechtern, also Dur und Moll, kontrastiert werden. Das entspricht in etwa dem Haupt- und Gegenthema-Ansatz, wie er im Sonatenhauptsatz zu finden ist. In diesem werden zwei Themen gegenüber gestellt. Im Laufe der Szenen gibt es die Einleitung (Ouvertüre), Durchführung, in der das Thema abgewandelt und verarbeitet wird, Reprisen (Wiederholungen) und schließlich die Coda (Schluss). Ganz so starr, wie in der Sonatenform ist es im Theater zwar nicht, aber die Prinzipien sind ähnlich.Die Wiederholung von Themen ist im Schauspielkontext wichtig. Der Zuschauer erlebt etwas bereits Bekanntes immer als befriedigend und sicheres. Das Gehirn reagiert positiv darauf, wenn es etwas wiedererkennt. Etwa so, wie bei einem guten Bekannten, dem man auf der Straße begegnet. Nicht umsonst ist die Leitmotiv-Technik im Film so erfolgreich. Ich habe dazu einen längeren Blogeintrag mit Hör-Beispielen geschrieben. Da es in der Musik um Emotionen geht und wir alle gewisse Klischees gelernt haben, spiele ich damit auch in der Szenenmusik. Die Musik spiegelt Emotionen der Akteure wieder und unterstützt die Empathie beim Zuschauer. Das hilft letztlich auch dem Schauspieler in seiner Darstellung. Außerdem ist es möglich der ganzen Szene einen Kontrast, sozusagen eine Meta-Ebene, zu geben. Legt man unter eine vermeidlich fröhlichen Szene eine dramtische oder traurige Musik, erzeugt man sofort Misstrauen beim Zuschauer. Die Musik verrät ein Geheimnis, die Fallhöhe der Szene wächst automatisch. Auch in Krimis schön zu sehen und zu hören. Wenn jemand bei etwas erwischt wird und er es vertuscht. Sein Gegenüber ist arglos und die Musik unterstützt die heimtückischen Gedanken des Täters. Das erzeugt Spannung und erzählt die Geschichte. Selbst der nichtigste verbale Dialog bekommt somit seine Bedeutung und die Geschichte schreitet in den Köpfen voran. Es geht um Kontraste und Fortspinnen der Geschichte mit musikalischen Mitteln. Das ist Storytelling im Film und auf der Bühne.

Bilder im Kopf


Gehirn nach Meyers 1932, Quelle: wikimedia.org
Musik erzeugt Bilder im Kopf und manchmal ganze Geschichten. Praktisch habe ich das erlebt, als ich das Theaterprojekt "Hear and Now Dimensions" aufgeführt habe. Es war ein Abend voller Improvisation. Musik, Schauspiel und Licht agierten spontan miteinander. Die Einleitung des Abends habe ich am Klavier übernommen. Ich habe ein ca. 15 minütiges Intro gespielt. Danach fragte ich das Publikum, was es dabei gesehen hat, welche Bilder vor dem inneren Augen gezeichnet wurden. Erstaunlich war, dass alle, die sich trauten, ihre Bilder preiszugeben, eine nahezu ganze Geschichte erlebten. Die waren ganz unterschiedlich. Vom dunklen Wald bis zum Meer wurden Landschaften gemalt und etwas durchlebte eine Veränderung - ein wesentlicher Teil von Geschichten. Ein Thema wird verändert im Laufe der Zeit und endet beim Happy End oder stirbt. Völlig non-verbal hat dies funktioniert. Die Musik erzählte eine Geschichte, ohne dass ein Wort gesprochen werden musste. Und das schöne daran: Jeder Zuhörer hat seine Geschichte selbst im Kopf erlebt, hat sich im Grunde selbst die Geschichte erzählt mit seinen Assoziationen. Nun muss ich aber zugeben, dass der Hirnforscher unter uns jetzt den Zeigefinger heben würde. Natürlich gibt es musikalische Zusammenhänge, die Klischees in unseren Köpfen aufblitzen lassen. Tiefe Töne erzeugen Spannung, Dramatik oder Trauer, Dur wird oft heiter und hell empfunden, schnelle Passagen sind hektisch, etc. Davon sind wir nicht frei und ich auch nicht. Die Kunst besteht für mich darin, die Klischees nicht zu überdehnen und sie im Sinne des Storytellings zu nutzen. Manchmal bewusst, manchmal unbewusst.

Storytelling im Workshop


Singende Schulkinder aus Pie Town, New Mexico,
Quelle: wikimedia.org
Ich werde oft gefragt, wie ich es in meinen Workshops schaffe, die Leute zum Singen zu bringen. Ich gebe Workshops in den unterschiedlichsten Kontexten, aber die Botschaft bleibt die selbe: Wir werden gemeinsam improvisieren und das mit unserer Stimme. Das Storytelling ist dabei sehr wichtig. Wie sonst könnte man Teilnehmer dazu bewegen, überhaupt einen Ton zu singen? Ich erzähle, wie ich in der Grundschule regelmäßig mit hoch rotem Kopf vor der gesamten Klasse "Das Wandern ist des Müllers Lust" zum Besten geben musste, meine Mitschüler sich das Lachen verkniffen, ich den Text vergaß und am Ende gerade so eine 4 bekam. Vor Scham wäre ich am liebsten jedes Mal im Boden versunken. Das ging mir überigens am Reck im Sportunterricht genauso. Nur, dass ich da dann eine 6 bekam. Aber das Thema Sport gehört hier nicht her. :D Dieses Gefühl, dieser Zustand, diese Figur, die Bühne und die Akteure kennte fast jeder, dem ich diese Geschichte erzähle. Sofort nicken Teilnehmer und stimmen mir fast mitleidig zu. "Ich wollte nie wieder singen!", sage ich dann. Und das stimmte auch. Ich kann das ehrlich und authentisch sagen. Die Wahrheit. Dann sage ich "Warum sollte ich eigentlich nie wieder singen dürfen? Ertappen wir uns nicht bei unseren Lieblingsliedern, im Auto oder unter der Dusche, wie wir voller Inbrunst mitsingen?". Ja, machen wir, weil Singen eine völlig menschliche Ausdrucksform ist. Weil Singen Spaß macht. Man muss nur einem an einem Samstag Nachmittag in ein x-beliebiges Fußballstadion gehen und lauschen. Da sind tausende von Menschen, die aus voller Kehle singen. Teilweise komplexe Melodien und Rhythmen. Da schämt sich nur der, der die Vereinshymne nicht mitsingt. Gemeinschaft schafft es diese Hemmung abzubauen. Denn es tut keinem weh, vor allem nicht mir selbst. Singen macht also zusammen Spaß. Das heißt aber noch nicht, dass es sich gut anhört. Aber das steht auf einem ganz anderen Blatt. "Schön Singen" ist bereits eine subjektive Bewertung. Und diese wollen wir, wo wir doch so gebranntmarkt sind durch die Grundschule, nicht wieder so schnell. Ein Workshop ist ein geschützter Raum, in dem wir gemeinsam das wieder finden, was wir verloren haben: Die Freude am Singen. Wir drehen den Spieß einfach um und behaupten, dass "schräg" singen genau das ist, was wir wollen. Wir wollen nicht "schön" singen, sondern wir wollen SINGEN! Mit der Aufgabe noch schiefer, als der Nachbar zu singen, schaffe ich es, dass noch die traumatisiertesten unter den Teilnehmern ihre Stimme benutzen und mit Spaß und Freude Gefallen daran finden, einfach mal die Vokale lang zu ziehen. Und schon singen wir im Chor. Und schon trauen sich einzelne sogar ein Solo zu singen. Nicht vor der Gruppe, sondern mit ihr. Ohne roten Kopf und ohne schlechter Note am Ende des Workshops. Aber vielleicht mit dem kleinen Fünkchen Willen, doch mal beim Chor vorbeizuschauen oder nicht nur die Titel auszusuchen in der Karaokebar, sondern nächstes Mal selbst sein Lieblingslied zu singen. Weil es Spaß macht und weil wir fast alle einmal traumatisiert aus dem Musikunterricht gegangen sind. Dieses Spiegeln der Emotionen und die erzeugte Empathie ist es, das aus sprechenden Menschen, singende Menschen macht. Mit meiner eigenen Geschichte. Und ich bin auch kein Meistersinger, aber vielleicht ein guter Storyteller.

Donnerstag, 12. Januar 2012

Welches Instrument für den Szenenanfang?

In der Improshow gestern fiel mir auf, dass ich in einer Falle sitze. Ich war der Meinung, dass es besonders geeignete Instrumente oder Geräusche gibt, die eine Szene einleiten können. Bis gestern. Es hat sich eingeschlichen und gefestigt, wie mir auffiel. Nun kann ich einen großen Anteil dem Showformat geben, in dem Improspiele und auf Gag gespielt wird. Aber auch hierbei muss es möglich sein der Routinefalle zu entkommen. Es ist schlichtweg falsch, dass es Instrumente gibt, die besonders gut eine Szene einleiten.

Grafik: sxc.hu
Aber ganz von vorn. Will ich eine Szene ohne etwas markantes, allein vom Klang her, einleiten, dann wähle ich meist Klavier, E-Piano, Gitarre, Vibraphon. Selten Orgel, Streicher, charakteristische Soloinstrumente wie Violine, Saxophon, Trompete oder gar Synthesizersounds. Warum? Ich habe an mir beobachtet, dass ich der Szene innerhalb dieses rein auf Entertainment und Spiele angelegte Format einen seichten Einstieg geben will. Sprich: Nichts zu bestimmendes. Warum? Weil ich hier eher den Spielern folge und nach Jahren, die ich dieses Format spiele, lieber abwarte, was von den Spielern am Anfang kommt. Oder anders herum gesagt: Ich habe einfach zu wenig Aufmerksamkeit bekommen, wenn ich zu Beginn einer Szene oder eines Spiels einen musikalischen Vorschlag gemacht habe. Mit der eintretenden Routine bin ich nun an dem Punkt, dass ich sogar fast immer die gleichen Instrumente zu Szenenbeginnen einsetze.

Das muss sich ändern!

Denn die Falle ist bei der Improvisation immer die Routine, die vielleicht sogar dem Publikum irgendwann auffällt. Es ist schlichtweg nicht mehr improvisiert. Nicht aus der Inspiration und dem Moment geboren. Auch wenn ich nicht extakt die gleichen Töne oder Harmonien spiele, so sind wiedererkennbare Sounds und Instrumente in ihrer routinierten Wiederkehr an fast immer der selben Stelle, nämlich dem Szenenbeginn, doch eine Routine, die ich als Improvisateur nicht haben will. Diese Unzufriedenheit und Erkenntnis der Klangroutine habe ich als Schwäche erkannt und will geändert werden. Wieder mehr wagen und mehr improvisieren. Auch im Klang! Und damit das Risiko eingehen, dass Spieler und ich selbst überrascht sind, von dem was dort im Moment aus der Inspiration heraus entsteht: Improvisation.

PS: Ich spiele eine Roland GW-8 Workstation.

Samstag, 8. Oktober 2011

Vokabeltraining - Kommunikation zwischen Improspieler und Musiker

Laut Systemtheorie existieren soziale Systeme nur durch Kommunikation. Heißt: Wer nicht mit einander spricht, ob verbal oder nonverbal, hat keine Beziehung zu einander. Sicherlich etwas herunter gebrochen, doch ganz brauchbar im Ansatz. Probleme in einer zwischenmenschlichen Beziehung entstehen in den meisten Fällen auf Grund fehlender oder mangelhafter Kommunikation der Beteiligten. Und selbst, wenn miteinander gesprochen wird, heißt es noch lange nicht, dass das Gegenüber versteht, was gesagt wurde. Wichtig ist dabei eine gemeinsame Sprache zu sprechen oder sich auf ein gemeinsames Vokabular zu einigen.

In der Kommunikation zwischen Improspielern und Musikern herrscht oft eine Schieflage, weil Improspieler eben nicht die Vokabeln der Musik kennen. Daher rühren auch Aussagen, wie "schöne Musik", die so unkonkret sind, dass sie schon fast beleidigen, obwohl gut gemeint. Ich möchte eine kleine Hilfe geben, welche Vokabeln für den Improspieler hilfreich sind, um auszudrücken, was sie von ihrem Musiker wollen. Diese Beschreibungshilfen kommen zum Großteil aus der Musikanalyse oder Spielanweisungen und betreffen vor allem Tempobezeichnungen, Charakter und Artikulation. Für viele schon in der Schule ein Graus, bedient sich die Musikanalyse jedoch einem einfachen Mittel: der Metapher. Viele musikalische Zusammenhänge werden nicht nur mit Fachtermini erläutert, sondern gerade in der Musikwirkung verwendet man Bilder. Ich werde versuchen neben Fachbegriffen auch Anregungen für Bilder zu geben, die eine Kommunikation zwischen Improspielern und Musikern vereinfachen können. Jedoch bleibt es immer dem sozialen System überlassen, welche Sprache gemeinsam gesprochen wird. Daher ist es immer hilfreich gemeinsame Vokabeln zu entwickeln. Die erhöhen letztlich auch das Zusammengehörigkeitsgefühl.

Tempo - Tempobezeichungen

In der klassischen Musik gibt es italienische Begriffe für Tempoangaben. Da dies nicht sehr praktikabel ist für Nicht-Musiker, gebe ich Anregungen in deutscher Sprache. Man sieht sehr gut, wie bildhaft das sein kann. Die Auflistung beginnt bei einem langsamen Tempo und steigert sich zu einem schnellen

breit, schwer, langsam, ruhig, gehend, schreitend, mäßig, schnell, munter, lebhaft, lebendig, sehr schnell, äußerst schnell. rasend, rasant

Ergänzend gibt es Charakterbezeichnungen, die auf das Tempo bezogen werden können:

lethargisch, phlegmatisch, lieblich, gesanglich, getragen, geistvoll, mit Ausdruck, mit Pathos, majestätisch, marschierend, zart, mit Liebe, heiter, schwungvoll, feurig, mit Leidenschaft, fröhlich, hektisch, hysterisch

In der moderneren Musik wird das Tempo nicht mehr mit italienischen Begriffen angegeben. Man führte die "Schläge pro Minute" bzw. "Beats per minute", abgekürzt bpm, ein. Während die althergebrachten Tempoangaben eher Gefühlssache und analog daher kommen, ist die Zahl der bpm eine digitale Variante. Auch wenn niemand ohne Metronom in der Lage sein dürfte, exakt 127 bpm zu spielen, so ist eine Zahl dennoch hilfreich, wenn man keine der oben genannten Begriffe verwenden möchte. Ich lasse mir in Improvisationen auch gern vom Publikum eine Zahl zwischen 60 und 150 geben und meine damit bpm, ohne dass ich dies vor der Abfrage erkläre. Ich treffe dann zwar auch nicht die 78 bpm, jedoch weiß ich, dass es ein langsames Stück wird.

Wie also mit bpm umgehen?

Auf der Website http://a.bestmetronome.com/ gibt es eine Online-Variante eines Taktgebers. Zu hören sind die Grundschläge des Rhythmus, das Metrum. In einem Techno-Rhythmus ist das Metrum durch die Bass-Drum hörbar gemacht und verstärkt.

Probiert aus, welche Zahlen welches Tempo bedeuten. In einem Keyboard oder elektronischen Piano ist meist ein Metronom eingebaut.


Beispiele:


Liebesballade: ca. 60-90 bpm
ruhiger Bossa Nova: ca. 105-115 bpm
tanzbares Lied: ca. 120-130 bpm
schneller Rocksong: ca. 140-160 bpm
schneller Swing, Bepop: ca. 160-220 bpm


Jede Musik hat ihren Charakter, jede Musik macht Bilder im Kopf.

Wenn es nicht nur um das Tempo eines Liedes gehen soll, bedient Euch dessen, was Ihr als Improspieler ständig tut: Assoziationen. Sie sind Bilder in unserem Kopf. Was stellt Ihr Euch vor, wenn es ein getragener, langsamer Song werden soll? Beschreibt das Bild mit Euren eigenen Worten und lasst das Bild vom Musiker mit seinen Worten ergänzen, um heraus zu finden, ob er verstanden hat, was Du meinst. Malt zusammen das Bild aus. Es wird ja auch ein gemeinsamer Song, Eure gemeinsame Improvisation, also auch Eure gemeinsame Assoziation, in die jeder seine mit dazu tut. Stellt Vergleiche an!

Beispiele

Die Strophe ist wie ein alter König, der auf seinem Thron sitzt und gütig auf sein Volk schaut. Im Refrain versucht sein Gegenspieler ihn zu vergiften. Am Ende stirbt der König einen langen qualvollen Tod. Der Gegenspieler triumphiert und feiert mit seinem Gefolge.

Das Lied ist wie ein warmer Sommerwind auf einem weiten Feld. Die Sonne scheint dir mitten ins Gesicht. Du bist glücklich und könntes springen und die Welt umarmen vor Liebe.
Ein betrunkener turkelt die Straße entlang und sucht seinen Wohnungsschlüssel. Dabei erinnert er sich an einen Abend in einem verrauchten Jazzkeller.

Das absolut Böse spricht aus Dir und Deiner verzerrten elektrischen Gitarre. Alles sind schwarz gekleidet und der Rhythmus des Songs hämmert gnadenlos. Düster und kraftvoll klingt der Teppich auf dem der wütende Gesang zu hören ist.

Man muss sicherlich nicht gleich eine ganze Geschichte erzählen. Immerhin sollte der Musiker auch seinen Freiraum behalten, den er in der Improvisation assoziiert und in Musik umsetzt. Jedoch helfen bildhafte Vokabeln eine gemeinsame Vorstellung von der Musik zu bekommen. 

Strophe, Refrain, Riff, Lick....

Eine sich wiederholende Folge von Harmonien bzw. Akkorden, worauf eine Melodie gesungen werden kann, kann wie folgt benannt werden:

Turn Around, Schleife, musikalischer Teil/Part, Kadenz

Eine längere wieder erkennbare Melodielinie kann Thema oder Hookline genannt werden. Sie ist charakteristisch für den Song und macht meistens den Refrain aus.

Kleinere Melodielinien können Linie, Motiv, Lick oder Riff genannt werden. Meist sind dies wiederholte Teile, die in der Begleitung stecken. Eines der berühmtesten Riffs kennt man aus "Smoke on the water" von Deep Purple. Rockmusik arbeitet sehr viel mit Riffs. Ob im Bass oder in den Gitarren.

Strophe, Bridge und Refrain sind verschiedene musikalische Teile eines Liedes, die oft auch verschiedene Harmonien haben und sich daher von ein ander absetzen. Das muss aber nicht die Regel sein.

Musik in der Szene

Die Bildhaftigkeit in der Kommunikation bleibt auch hier ein guter Weg. Drei Beispiele für Musik in Szenen und ihre Bezeichung:

empathisch: Musik vermittelt Gefühle der Figuren/Szene
kontrapunktisch: Musik setzt Gegensatz zur Szene oder einzelnen Figuren
didaktisch: Musik suggeriert Distanz/Ironie
Mickey Mousing: Musik kommentiert, zeichnet und untermalt Handlungen/Figuren Comic-haft


Diese Auflistung ist sicher nicht vollständig und vielleicht benutzt Ihr andere Vokabeln. Gern könnt Ihr die Kommentarfunktion zum Ergänzen benutzen. Sie sollen anregen, miteinander über die Musik zu sprechen und konkreter werden zu können in Feedbacks oder Anweisungen. Das wichtigste am gemeinsamen Improvisieren ist und bleibt die Kommunikation. Redet miteinander über das Reden mit einander!



Literatur/Links:


http://de.wikipedia.org/wiki/Tempobezeichnungen#Gebr.C3.A4uchliche_Tempoangaben
http://www.bestmetronome.com
http://de.wikipedia.org/wiki/Hookline

http://members.chello.at/suntinger/pdf/Filmanalyse/Vokabular%20Filmanalyse.pdf
http://www.so-seidel.de/ANALYSE/formulierung.pdf

Donnerstag, 22. September 2011

Wohin gehen all' die guten Musiker?

Letzte Woche meinte ein Improspieler nach einem Auftritt zu mir: "Die ganzen guten Musiker verschwinden in letzter Zeit aus der Improszene." Ich dachte mir: "Schön, dass es mal jemanden auffällt." Und vor allem wäre es dann an der Zeit einmal darüber nachzudenken, woran das liegen könnte!

Es gibt verschiedene Gründe und einen Teufelskreis. Das Dilemma beginnt damit, dass die Bezahlung von Musikern in der Improszene, zumindest in Berlin, äußerst miserabel ist. Gagen von 30 Euro am Abend (Gesamtarbeitszeit ca. 4 Stunden und mehr) sind keine Ausnahme, sondern eher üblich. Nun könnte man meinen, die Damen und Herren der meisten Gruppen machen Improtheater ja auch als Hobby und verdienen sich damit ja auch nicht gerade eine goldene Nase. Im Gegensatz zu den meisten Improspielern leben jedoch die Musiker meist von ihrer Kunst oder versuchen es zumindest. Schnell kommt das Argument ins Spiel: "Du spielst für 30 Euro. Du hättest ja auch Nein sagen können." Richtig! Kann man auch. Aber in der Realität sieht es für die meisten Musiker dann doch so aus, dass sie auch 30 Euro gut gebrauchen können, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Für Künstler, die nicht von ihrer Kunst leben (wollen) sind 30 Euro mit Improtheater zu verdienen, ein guter Kurs. 30 Euro Abendgage haben sich in der Berliner Improszene als Musikergage durchgesetzt. Ich spiele seit gut vier Jahren Improtheater und höre diese Zahl nachwievor, auch von selbst ernannten Profigruppen. Ich habe relativ schnell, ungefähr nachdem ich mit dem Großteil der Berliner Gruppen gespielt habe, meine Gagenforderung angehoben. Zwar spiele ich nun weniger Improtheater, jedoch gehe ich zufriedener nach Hause. Damit habe ich aber auch eines klar gemacht: Ich bin mir etwas wert und das, was ich leiste ist auch etwas wert! Nämlich mehr als 30 Euro am Abend.

Es schleicht sich nämlich folgender Teufelskreis ein, bliebe man weiterhin bei so geringer Gage:

a) Eine Improgruppe kauft billig einen Musiker ein.

b) Für seine künstlerische Leistung erhält der Musiker eine zu geringe Gage

c) Da die geringe Gage nicht so sehr bei der Endabrechnung des Abends ins Gewicht fällt, wirkt die musikalische Leistung als nettes Extra, um Publikum zu ziehen, das aber auch weg rationalisiert werden könnte. Es geht ja um Improvisationstheaterspiel und die Schauspieler, nicht um den Musiker. ;)

d) Der Musiker erfährt wenig Beachtung.

e) Der Musiker beginnt frustriert und belanglos zu klimpern (!), um um Aufmerksamkeit zu ringen.

f) Das belanglose Geklimper des Musikers wird von den Spielern genau so wahrgenommen, oder eben überhaupt nicht.

g) "Warum sollten wir als Improgruppe mehr Gage für das Geklimpere des Musikers ausgeben?"

Ergo: Die Gage und die Qualität kann nicht verbessert werden, da es ein Teufelskreis der Demotivation und Nicht-Achtung ist.

Zu c) In der Realität sieht es so aus, dass die meisten Improgruppen einen Musiker haben müssen, weil fast alle einen haben. Es wäre ein Manko keinen zu haben.

Zu d) Wenig Gruppen haben ein Gespür dafür, was der Musiker schon bereits in Szenen leistet und wie er maßgeblich die Qualität beeinflussen kann. Er ist nicht nur für ein, zwei Songs gut.

Zu e) Das "Klimpern" ist leider weit verbreitet. Gemeint ist vor allem das Mickey-Mousing, Illustrieren von Aktionen, Kommentieren von Gesagtem, Zukleistern mit Klangteppichen, gern im "Stummfilm-Stil". Auch wenn es nicht sofort wahrgenommen wird, ist es eine Form von "Hallo, ich bin auch noch da und ich renne euch ständig hinterher." Der Musiker wird also zum Kommentator degradiert und ist kein aktiver, gleichberechtiger Mitspieler.

Zu f) Eine passende Bestätigung ist das häufig gehörte Feedback nach Auftritten: "Schöne Musik!" Wieder ein Beispiel, dass nur konkretes Feedback gutes Feedback ist. Alles andere kann man sich gleich sparen.

Zu g) Ja, warum eigentlich? Würde ich auch nicht machen für ein bisschen Geklimper Geld auszugeben.

Alles in allem ein großes Dilemma, an dem nur die Gruppen und die Musiker gemeinsam etwas ändern können. Ich habe schon öfter darüber geschrieben, dass Gruppen ihren Musiker nicht oder nur zu wenig einbeziehen. Das ist jedoch für das Spiel und die Qualität wichtig. Denn nur jemand, der sich einem Team mit dem nötigen Teil an Verantwortung gegenüber der Mannschaftsleistung zugehörig fühlt, wird eine gute künstlerische Gemeinschaftsleistung abliefern und frei für wahrhaftige Improvisation sein können. Schenkt den Musikern mehr Beachtung und vor allem eine angemessene Gage. Von 30 Euro am Abend kann wirklich niemand zufrieden und gut leben! Redet mit dem Musiker darüber. Es wird sich eine Gage finden lassen, die trotzdem einen Auftritt mit Musiker ermöglicht. Falls nicht: Vielleicht ist ein Auftritt ohne Musiker besser, als einer mit einem demotivierten klimpernden Musiker.

Als Musiker kann ich nur dazu raten, die Gagen anzuheben. Spielt man zu lange für solch geringe Gagen, spricht es sich schneller rum, als Eure Qualitäten am Instrument. Vertraut auf das, was Ihr könnt! Es ist in jedem Fall mehr wert als eine Dumpinggage. Ihr werdet merken, dass Ihr zufriedener werdet, lieber weniger besser bezahlte Auftritte zu spielen, als schlecht bezahlte, wo man sich ärgernd am Instrument sitzt. Nur so könnt Ihr langfristig für bessere Gagen spielen. Eure Zufriedenheit wird sich auf Eure Ausstrahlung und Euer Spiel auswirken. Sprecht mit Musikerkollegen über das Thema "Gage und Zufriedenheit". Das muss nicht zu Preisabsprachen führen, aber unterstützt einen gemeinsames Ethos, dass der Leistungen der Musiker mehr entspricht. Wir wollen alle gern von unserer Kunst leben! Das geht nur mit qualitativen Gagen. Sprecht innerhalb der Improgruppen darüber, welche Rolle die Musik spielen soll. Trainiert mit den Gruppen und gebt eventuell Workshops. Auch diese müssen nicht Gagen frei gegeben werden. Die Improgruppen profitieren sehr von den Fertigkeiten, die wir Musiker aus unserer Praxis mitbringen. Teilt Euer Wissen!

... und hört endlich auf zu klimpern! 




Mittwoch, 12. August 2009

Leitmotive in Langformen

Nach der Vorstellung einer Langform gestern, fiel mir auf, was die musikalische Begleitung in einer langen Geschichte bewirken kann. Ähnlich wie Filmmusik leitmotivisch, im Wagnerischen Sinne, aufgebaut sein kann, können in einer Improtheaterlangform musikalische Motive Figuren kennzeichen, unterstützen, vergrößern. Auch Motive für bestimmte Orte sind möglich und fördern den Wiedererkennungswert und -effekt beim Publikum. Ich versuche in Langformen immer wieder z.B. dem Helden oder dem Antagonisten musikalische Charakteristika in Form von Leitmotiven zu geben. Dies funktioniert auch bei Gefühlen, die die Figuren empfinden: Liebe, Hass, Eifersucht, Freude.... Schön wäre es, ich kann es nicht oft genug sagen, wenn die Spieler der Musik dann auch noch den Raum lassen. Sei es zu Beginn der Szene oder am Ende einer Geschichte. Besonders am Ende wäre es schön, wenn die Szene nicht mit dem letzten Satz sofort ausgeblendet wird, sondern die Figuren noch eine Weile stehen oder handeln, während das Leitmotiv der Geschichte, des Helden, o.ä. erklingt und quasi ein Abspann der Geschichte entstehen kann. Der Applaus setzt dann ganz automatisch ein und muss nicht durch eine schwarze Bühne erzwungen werden.