Klingt ein wenig nach Marx, gemeint sind aber Hard- und Software, mit denen ich Musik produziere. Die Frage kam in den Kommentaren zu meinem Blogpost "Zimmer dir 'nen Soundtrack - Filmmusik für Dummies". Also hier eine kleine Auflistung ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Hardware
Computer
PC Windows 7 Professional 64-bit
Intel Core i3 3,1 GHz
20 GB RAM
Audiointerface
Tascam US-144 MKII
Mikrofone
Rode NT2A
Rode M3
Kopfhörer
Beyerdynamic DT 770-Pro
Keyboard/Piano
Roland GW-8
Yamaha P120
Sampler
Roland SP 404
Software
DAW
Cubase Artist 7
zusätzliche Plug Ins
FabFilter Pro-Q, Blockfish, Floorfish, Spitfish, EpicVerb, Son of a pitch
VST
Plattform Native Instruments Kontakt 5 Full Version
Instrumente
Native Instruments: Abbey Road 70's Drummer, Studio Drummer, Abbey Road Modern Drummer, Kontakt Factory Library, New York Concert Grand, Session Strings Pro, Retro Machines MK2
Sonicouture: Abstrakt, Brush Kit, Balinese Gamelan Library, Bowed Gamelan, Music Box, Geosonics, Glisten, Toy Piano, Xtended Piano, Tape Choir,
CineSamples: CineOrchestra, CineStrings, Drums of War 2
Als Musiker für Improvisationstheater und Interessierter im Bereich Filmmusik gehe ich ständig der Frage nach, wie Scoring und Soundtrack im Film funktioniert und wie ich es auf der Theaterbühne um- und einsetzen kann. Am heimischen PC statte ich mich nun schon längere Zeit mit entsprechenden virtuellen Instrumenten aus. Die neueste Anschaffung ist ein Streichorchester. Die Entwickler von CineSamples haben sich der Filmmusik verschrieben und samplen Instrumente für diesen Zweck. Ich hatte mir vor einiger Zeit bereits CineOrchestra zugelegt. Sozusagen die Schnell-Variante, um Orchesterflächen herzustellen. In meinem älteren Artikel über Filmmusik kam es zum Einsatz neben den Trommel-Samples von Drums of War 2 (Der Titel sagt ja schon alles.). Nun habe ich beim Release von CineStrings zugeschlagen. Es gibt viele Diskussionen im Netz drarüber, welche String Library nun die beste für Filmmusik wäre und welche am besten klingt. Der Preis ist immer ein Kriterium. Und da CineSamples hier für mich das beste Preis-Leistungs-Verhältnis hatte, gönnte ich mir mein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. Die Entwickler haben bei dieser Library darauf geachtet, sämtliche Artikulation zu samplen, die auf Streichinstrumenten möglich sind und beim Komponieren wichtig sein können. Von Legato bis Col Legno ist alles dabei und klingt wirklich top. Eine Einführung in dieses VST gibt es in diesem Video:
Ich werde hier sicher nicht ausführlich alles darlegen können, aber ich möchte eine kleine Sammlung zeigen. Es werden sicher noch weitere Artikel zu diesem Thema folgen. Gern könnt Ihr in den Kommentaren ergänzen!
Harmonik
Die Harmonik beschäftigt mich schon sehr lange in Soundtracks. Dabei fiel mir auf, dass ich schon länger das anwende, was in Filmen musikalisch geschieht. Man muss unterscheiden, ob Musik Fläche und Suspense ist oder dramaturgisch einwirkt. Eine der oberen Prämissen beim Film ist, den Klang so lange es geht im wagen zu halten. Offene Akkorde ohne Terz ermöglichen das, da sie kein Tongeschlecht definieren. Weder Moll noch Dur ist hörbar. So kann der Zuschauer nicht in eine Richtung gelenkt werden. Die Herausforderung hierbei ist, die Akkorde und Kadenzen dennoch interessant zu gestalten. Quarten wirken hier sehr öffnend. Ein 4/7/9 Akkord klingt offen und kann beispielsweise mit Streichern oder Klavier sehr gut gehalten werden. Auch Arpeggio ist hier möglich. Je nach Spielsituation. Man muss sich der Wirkung von Akkorden sehr bewusst sein, um als Musiker auch dramaturgisch bewusste Entscheidungen zu treffen. Deshalb sei es immer geraten, viel zu spielen und zu hören, was wie wirkt. Ich versuche einige Wirkungen in Kürze zusammen zu fassen.
Einzelne Akkorde
Akkorde ohne Terz - wirken unbestimmt und offener Nicht alterierte Erweiterungen Quarte, Septime, None, etc. - klingen weich, offen und undefiniert Alterierte Erweiterungen, wie z.B. b9 oder #11 - färben den Klang in verschiedene Richtungen, Ausprobieren! Moll mit großer Septime - Krimi/Suspense-Akkord, spannungsvoll, unerwartet Moll mit #5 und großer Septime - Suspense, spannungsvoll, geheimnissvoll Vermindert - klassisch, bedrängend bis bedrohlich Übermäßig - märchenhaft, offen, positiv
Kadenzen
Quartverbindungen - offen, fast unendlich steigerbar Terzverbindungen, z.B. C | Em - melancholisch, weit, traurig, sehnsüchtig Terzverbindungen Mollakkorde, z.B. Gm | Em oder Gm | Ebm - bedrohlich, mächtig, stark, düster Moll-Tonika | Dur-Subdominante, z.B. Gm | C - melancholisch, öffnend, geheimnisvoll
Intervalle
Tritonus - gefährlich, bedrohlich, stark, kraftvoll Sekunden - beklemmend, ängstlich, bedrohlich Quarten - offen, unbestimmt (Quarten aufwärts sind gern in Fanfaren, Militär- und Science Fiction-Filmen genommen) Sexten - Zweistimmigkeiten mit Sexten wirken in Dur sehr positiv bis kitschisch, in Moll sehnsüchtig, melancholisch bis kitschich kleine Septime - modern, jugendlich, verwegen
Intervalle können als Tonsprünge oder Mehrstimmigkeiten eingesetzt werden und wirken je nach Anwendung dann unterschiedlich. Ausprobieren!
Klangfarbe
Die Klangfarbe ist entscheidend für das Bild, das man malen will. In Filmen wird oft mit Orchester gearbeitet. Vor allem Streicher kommen immer wieder zum Einsatz. Je nach Stil arbeitet man mit Leitmotiv. Blechbläser verstärken sehr viel. Dramatik und Action wird meist mit viel lautem Blech unterstützt. Aber auch Solo Klavier ist immer mehr zu hören und beliebt. Auf der Bühne benutze ich viel Klavier, Streicher, Orchester, aber auch mal Gitarre, E-Piano, Synthesizer Sounds. Auch ein Solobass kann reizvoll bei der Gestaltung einer Szene sein. Meine Instrumentenwahl begründet sich oft damit, dass ich gern akkordisch spiele. Das macht mit einer Flöte oder Solo Trompete nicht so viel Sinn. Aber dennoch kann es reizvoll sein, eine Szene mit einem Solo-Instrument auszustatten. In Phantasie oder mystischen Szenen benutze ich gern eine Celesta in Kombination mit Streichern oder Pizzicato Streichern. Dramatik kann mit staccato und marcato Streichern unterstützt werden. Man ist immer frei in der Wahl der Klangfarbe und doch nicht. Es kommt drauf an, ob man einige Klischees mitgehen möchte, weil sie zum Genre gehören oder der Sache gut tun. Auf Teufel komm raus eine andere Klangfarbe zu wählen, weil man sich gegen den Hollywood Sound sträubt, ist auch nicht immer angebracht.
Rhythmik
In großen Hollywoodstreifen hört man epische Trommeln. Gern wird da auf japanische Taikos oder anderes exotisches Schlagwerk zurück gegriffen. Auch sehr tiefe Subdrums kommen zum Einsatz. Trommeln treiben an. Ein 3/8 oder anderer triolischer Rhythmus unterstützt Action und Drama. Kombiniert mit staccato spielenden Streichern und Blechbläsern hat man schnell den treibenden Sound, den man aus großen Filmen kennt. Wendet man dann noch die typische Harmonik an, steht dem Heldenabenteuer nichts mehr im Wege. Bei der Filmmusik, die mit Klavier gestaltet wird, entdecke ich den Trend, in der linken Hand Duolen zu spielen und in der rechten Hand die Triolen schnellen zu lassen. Das hat den Hintergrund, dass man zunächst scheinbar langsam beginnt und mit den Triolen eine Steigerungsmöglichkeit hat. Das relativ ruhige wechseln von zwei Tönen verrät noch nicht den triolischen, treibenden Charakter, der später folgen kann. Dies funktioniert natürlich auch mit anderen Instrumenten, z.B. auch mit Celli.
Suspense
Um Spannung zu erzeugen oder den Spielern einen Teppich zu geben, auf dem sie agieren, ist Suspense unabdingbar. Ich bin zwar kein großer Freund vom Zukleistern von Szenen, aber manchmal ist Suspense angebracht und hilft weiter. Oft reicht schon ein einzelner Ton. Beliebt ist ein hoher Streicher oder auch ein tiefer, der jedoch schnell nach Spannung klingt. Manchmal setze ich kurze Akzente mit einem Klavier. Je nach Charakter der Szene muss das nicht harmonisch offen sein, sondern kann färben, wie in einem Krimi z.B.
Interessant wird Filmmusik aber durch einen individuellen Touch. Also darf man sich nicht scheuen, etwas auszuprobieren. Immer nur die Prototypen zu bedienen ist auf Dauer langweilig. Ein eigenes Leitmotiv zu entwickeln macht Spaß´und verschiedene Klangfarben zu benutzen auch. Das sollte Prämisse bleiben, um sich selbst weiter frisch zu halten und sich nicht auf Dauer zu langweilen.
Ich probiere diese Sachen beim Improtheater Paternoster aus. Wir spielen eine Langform (Dein Held - Deine Geschichte) jeden Mittwoch im Maschinenhaus der Kultubrauerei in Berlin. Eine klassische Heldenreise, in dem ich als Musiker die Möglichkeit habe, das anzuwenden, was Ihr hier oben lesen konntet. Dort spiele ich mit meinem Roland GW8 Keyboard und einem Roland SP 404 Sampler. Vielleicht sehen wir uns dort einmal und können über diese Dinge live diskutieren.
Außerdem werde ich 2014 Workshops für Musiker anbieten, die Lust haben, sich in diesem Bereich weiterzuentwickeln und sich auszutauschen. Schaut einfach mal auf improworkshop.com
Ich habe mir letzte Woche zwei virtuelle Instrumente gekauft. Da Native Instruments einige von ihren VST Instrumenten um 50% reduziert hat, habe ich mich nun an ein Streicher Ensemble und einen Flügel gewagt. Ich war jahrelang nicht überzeugt von der Midi-Technik. Midi war für mich immer der Inbegriff des Rumgepiepse und irgendwie nichts für Musiker, da man zu viel im Nachhinein korrigieren konnte. Also etwas für den Baukasten am Rechner und das hatte für mich wenig mit Musik zu tun. Zumal man mit einer Oktave einspielte und viele eigentlich gar kein Instrument beherrschen. Alles irgendwie Betrug.
Nun habe ich aber selbst mehrere Demos gesehen und gehört. Dabei ist mir aufgefallen, dass sich eine Menge in diesem Samplingbereich getan hat. Nicht nur, was die Qualität des Klangs angeht, sondern auch in der Praktikabilität.
Session Strings Pro
Ich möchte nicht das ganze Instrument hier vorstellen. Infos gibt es unter den Links unter dem Artikel. Dort kann man im Detail nachlesen, was das Instrument so bietet. Reizvoll an diesem VST Instrument war für mich nicht nur der Klang, sondern auch die Spielbarkeit über Kontakt Player und einer Midi-Tastatur. Außerdem wurde eine Voreinstellung "Performance" mitgeliefert. Diese Einstellungen sind optimiert, einfach loszuspielen und beim Spielen Ideen entwickeln zu können. Ich habe mir ein mit halbgewichteten 88 Tasten ausgerüstetes Masterkeyboard von M-Audio (88ES) gekauft, dass große Tasten hat und etwas an das Spielgefühl eines Klaviers oder besseren Keyboards heran reicht. (Mein E-Piano steht im Proberaum und soll auch dort bleiben.) Die Klaviatur wird von Session Strings Pro in Register eingeteilt, sodass man auch die entsprechenden Streicher in der richtigen Lage spielt. Es gibt also auch nur den natürlichen Tonumfang der Instrumente. Das hat den Vorteil, dass der Klang immer natürlich bleibt und die Register nicht künstlich verschoben werden. Das hat auch den Effekt, dass es möglich ist ein Streicher-Ensemble intuitiv zu spielen und den Klang mit einem Klavier herzustellen. Als Instrumentalist ist das sehr reizvoll und sinnvoll in der Entwicklung musikalischer Ideen. Zum Produzieren gibt es eine Produktions-Voreinstellung, die etwas weniger Raumhall hat und einige andere Parameter.
New York Concert Grand
Die live Spielbarkeit reizte mich auch am New York Concert Grand. Der Klang dieses amerikanischen Modells eines Konzertflügels ist nicht so spitz, zielgerichtet und klar, wie bspw. beim Berlin Concert Grand. Die Stimmung und wohl die Bauweise gibt diesen typisch amerikanischen Jazzklang in meinen Ohren. Das, was man oft auf Jazzplatten hören kann. Mein Yamaha P-120 bot mir diesen doch sehr charakteristischen Sound nicht an. Und da man den New York Grand eben auch live als VST Instrument spielen kann, war es klar, dass ich ihn mir bei dem 50% Rabatt Angebot gleich mitbestelle. Einige Voreinstellungen zeigen die Bandbreite des Flügels von Jazz bis Pop. Auch das Hören der Obertonschwingungen finde ich ein interesssantes Mittel mit dem Klang zu experimentieren.
Was bieten mir VST Instrumente?
Ein Plus ist die Bearbeitbarkeit im Midi-Modus. Wenn ich live ein Instrument als Wave-Datei aufzeichne, kann ich im Nachhinein keinen falschen Ton mehr korrigieren, sondern muss neu einspielen. Das kann lange dauern und nerven. In der Midi-Spur kann ich jeden einzelnen Ton editieren. Von Tonhöhe und -länge bis Lautstärke und vieles mehr kann nach der Aufnahme noch korrigiert und verändert werden. Hört man das dann nicht? Wenn man sich Mühe gibt nicht. Die Instrumente sind mittlerweile so gut gesamplet, dass man kaum Unterschiede hören kann. Und wenn die VSTs in einem Mix verwendet werden, sind minimale Unterschiede zu einem akustischen Instrument kaum noch auszumachen. Man bekommt somit die preisgünstige und Platz sparende Alternative dazu, sich die akustischen Instrumente zu kaufen bzw. ganze Ensembles zu spielen und aufnehmen zu können. Wer hat schon die Gelegenheit für eine kleine Idee, 10 Streicher zu organisieren und zu bezahlen? Da, wie gesagt, sich der Klang extrem verbessert hat, wohl auch durch verbesserte Sample-Technik, kann man also auch zu Hause am Rechner sehr gute Ergebnisse erzielen ohne gleich tausende von Euro ausgeben zu müssen.
Wären VST-Instrumente für den Live-Einsatz geeignet?
Ich denke ja! Alles was man benötigt, wäre ein leistungsstarker Computer, worauf der Kontakt Player läuft und die entsprechenden Instrumente geladen werden. Die Latenz lässt sich durch Einstellungen und gutem Equipment ausgleichen. Damit spielt sich das Instrument, als hätte man einen Synthesizer gekauft. Für diesen Sound müsste man sicher zwei bis drei tausend Euro investieren. So kann man in ein Laptop, Masterkeyboard, evtl. Interface und die VST Instrumente investieren. Das wird sicher günstiger.
Es würde sich sicher realisieren lassen, VST Instrumente zu laden und sie in Kombination mit einem akustischen Instrument auch live zu spielen. Vielleicht könnte man auch alles virtuell machen. Nur habe ich bisher noch nicht heraus bekommen, wie man Instrumente layern kann, also übereinander legt. Das wäre eine interessante Sache. Außerdem müsste der Computer so stabil laufen, dass die Software nicht beim spielen abstürtzt. Die Voreinstellungen zum Klang der Instrumente kann man in Ruhe zu Hause machen. Dann muss man live nichts mehr verstellen. Man würde schwere Transporte sparen damit und Klang nutzen können, der sonst nur in teuren Besetzungen oder Synthesizern zu finden ist. Außerdem kann man auch mehrere Masterkeyboards benutzen und Instrumente mit Effekten ergänzen. Bibliotheken gibt es genug zu kaufen. Bis hin zu professionellen Vertonungswerkzeugen für Filmmusik.
Könnte man virtuelle Instrumente für Musik im Improtheater nutzen?
Na klar. Wie gesagt, es kommt drauf an, ob die Technik intuitiv nutzbar und stabil ist. Auf der Bühne möchte ich nicht ewig mit der Maus suchen, welchen Sound ich nun spiele. Denkbar wären gut überlegte Voreinstellungen für Instrumente und Effekte, die mit Masterkeyboards oder Sampler gespielt werden können.
Da Filmmusik mittlerweile auch digital hergestellt wird, wäre es reizvoll dies auch auf der Improbühne auszuprobieren. Obwohl immer die Gefahr besteht, die Szenen zu zu kleistern. Also ist Vorsicht geboten. Aber auf einen Versuch würde ich es ankommen lassen.