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Donnerstag, 3. April 2014

Theaterflitzer

Hear and Now mit Enno Kalisch


Am 16. März spielten wir Hear and Now mit unserem Gast Enno Kalisch. Eine neue Facette, die wir mit dem Konzert verbunden haben. Wir hatten ja schon eine Tänzerin oder einen Didgeridoo Spieler dabei, aber einen Schauspieler, der mit Sprache improvisiert, das war neu. Und wie war das? Sehr interessant, dass sich das Gehirn doch sehr an Worten orientieren will. Musik ist eben eine abstraktere Sprache. Aber als erfahrene Improvisateure hatten wir keine Probleme, uns auf einander einzulassen. Die Stimme von Enno wurde zum Instrument und roten Faden. Der Klang bereitete uns erst Schwierigkeiten, da die PA nicht wirklich das hergab, was eine gute Stimme braucht, aber das haben wir dann in den Griff bekommen. Die Kombination aus Musik, Video und Storytelling erwies sich als sehr fruchtbar und spannend. Mir fiel dabei wieder besonders auf, dass die Videoaufnahmen auch völlig zufällige Motive zeigen können. Unser Gehirn versucht einen Sinn zu interpretieren und die einzelnen Teile zusammen zu fügen. So wird aus abstrakten Bildern, Klang, Musik, Sprache und Story ein neues Ganzes. Die Arbeit mit Enno war prima und angenehm unaufgeregt. Es ist schön mit routinierten Kollegen auf der Bühne zu stehen und sich nicht mehr an Grundlagen aufzuhalten, sondern gemeinsam schon vor dem ersten Treffen die Vision des Konzepts zu haben. Eine Konstellation, die sich hoffentlich nochmal wiederholt. Enno hatte versprochen, uns nach Bonn ins Theater einzuladen. Wir würden gern kommen!

Hier könnt Ihr in die Audioaufnahme hören. Die Videoaufnahmen muss ich noch bearbeiten. Das ist immer ein Haufen Arbeit. Aber es kommt sich noch irgendwann nach.



Theaterflitzer


Improtheater Paternoster
im Kesselhaus der Kulturbrauerei Berlin
Gestern abend spielte ich mit Paternoster "Dein Held - Deine Geschichte" dieses mal im größeren Kesselhaus der Kulturbrauerei. Der Saal war gut gefüllt mit ca 250 Zuschauern. Wir spielten eine solide erste Hälfte, die Leute hatten Spaß. Wir hatten Belgier, Schweizer und Soltauer dabei. Soweit so gut. Wir begannen die zweite Hälfte, mein Kollege Georg Weisfeld begann, später kam Thomas Zug hinzu. Er näherte sich Georg, der eine Frau spielte, und machte ihm Avancen. Da sprang plötzlich jemand von unten auf die Bühne, die locker über 1,20 m ist. Ich hab mich echt erschrocken. Er lief auf die beiden Spieler zu und rief etwas von "Was machen Sie da mit meiner Frau? Das ist meine Frau.". Alle waren sichtlich schockiert. Ich dachte ja zu erst an Oskar Lafontaine. Von wegen Attentat, fanatischer Katholik oder sowas. Aber nein. Der junge Schweizer spielte einfach mit. Er spielte den Ehemann und dann noch die ganze zweite Hälfte bis zum Schluss. Die Spieler gaben ihm schnell ein Funkmikrofon, damit er im Saal verstanden wird und sie nahmen die Situation, wie sie war. Nicht nach einem Gag von der Bühne geschickt. Warum? Er spielte hervorragend Zug um Zug, drängte sich nicht in den Vordergrund, spielte mit den Spielern und die mit ihm. Warum also von der Bühne jagen. Eine Aufführung sprengen würde anders aussehen. Sicher war es ein gewisses Profilieren eines Pubertierenden, aber er kannte seine Grenzen und tat der Show letztlich auch gut. Wir verbeugten uns gemeinsam zum Schluss. Auch wenn alle etwas schockiert waren, war es doch Impro pur. Raus aus der gemeinsamen Routine, rein in das Spiel mit einem völlig Unbekannten und Unberechenbaren. Auf Facebook wurde prompt gefragt, ob das erlaubt sei. Wir hatten spontan Angst, dass uns das jetzt häufiger passiert, weil sich das rum spricht. Immerhin haben wir ja ein Gruppenfoto mit dem Nachwuchsschauspieler gemacht. Naja. Nächstes Mal sind wir vielleicht etwas vorbereiteter und schicken das Publikum doch lieber wieder an den Platz, für den es bezahlt hat. Nicht, dass nachher noch irgendjemand Gage dafür verlangt. ;)





Mittwoch, 29. Januar 2014

Produktionswoche

Produktiv? Und wie!

 

Ich hatte mir eigentlich letztes Jahr schon mal vorgenommen, regelmäßig Produktionswochen zu machen. Zeit, in der ich nur Musik schreibe und aufnehme, um endlich mal ein Album zu produzieren. Ideen haben sich zwar viele angesammelt auf der Festplatte, aber so richtig fertig gemacht, hab ich wenig. Das sollte sich in diesem Jahr und mit der Zusammenarbeit mit meinem wunderbaren Freund und Kollegen Frank Böster ändern. Wir haben eine Art Pakt geschlossen, uns gegenseitig auf Erreichen der Ziele zu überprüfen, immer wieder Feedback zu geben und zusammen zu arbeiten. Da Frank sich sehr in die Musikproduktion eingearbeitet hat, kann ich mich mehr auf das Komponieren und Aufnehmen konzentrieren. Außerdem ist der Austausch sehr förderlich im Kreativprozess. Es gibt immer wieder Punkte, wo man unsicher ist und eine zweite Meinung braucht.
So hatte ich mir die letzte Januarwoche versucht freizuhalten. Ja versucht, weil ich dann doch drei Termine nicht absagen konnte. Nun gut. Aber am Montag sollte es eigentlich frisch losgehen. Stattdessen: Fahre ich zu Ikea und zum Baumarkt und beschließe kurzerhand mein Zimmer umzuräumen und zu renovieren. Ich hatte das Gefühl, dass ich so nicht arbeiten kann. Ich brauche was neues und damit neue Inspiration. Mein E-Piano steht nun direkt am Fenster und der Schreibtisch im Licht. Viel besser. Dienstag hab ich es dann ab 21 Uhr endlich geschafft, das erste Stück zu schreiben. Eine Idee hatte ich sowieso schon im Kopf. Es dauert eben, bis man endlich loslegt.

Hear and Now in Gänze


Das letzte Hear and Now Konzert wurde mit zwei Kameras mitgeschnitten und es wurden wieder kleine Videos projeziert. Meine Frau filmt und fotografiert schon seitdem es das Konzert gibt mit. Sie ist Fotodesignerin und unterstützt mich sehr bei der Medienerstellung und -bearbeitung. Und es gibt auch eine Website: www.vegan-design.com. Ohne sie gäbe es keine Fotos oder Live-Videos vom Hear and Now! Ich hatte auch mit meiner Actioncam einige Zeitraffer und Zeitlupen aufgenommen. Endlich habe ich mir ein einigermaßen vernünftiges Videoschnittprogramm zugelegt und kann nun mehrere Spuren gut schneiden. Also eben auch die Synchronisierung mit der Tonspur hinbekommen. Ich schneide ja immer mit dem Zoom mit, aber hatte sonst nur eine Kamera, die nur Auszüge filmte. Nun konnte ich die Zoom Aufnahme komplett nutzen und Bilder von Actioncam am Klavier, Totale und Videoeinspieler nutzen. Meine erste Cutter-Arbeit. Hier ist das ganze Konzert zu sehen. Ich werde das nun wohl bei jedem Konzert versuchen mit mehreren Kameras. Außerdem gibts weiterhin das Konzert auf soundcloud.

Ich hatte zum ersten Mal die App Vosis für iPad genutzt. Dabei verwendete ich die hintere Kamera um das Live-Bild von Max am Schlagzeug als Grundlage für die Berechnung der Synthesizer-Sounds zu nutzen. Das klappte ganz gut und kann noch ausgebaut werden. Ich muss nur mal dran denken, die Screen-Sperre vorher auszuschalten, dann geht das Pad auch nicht dauernd aus. ;)







Samstag, 21. Dezember 2013

Hear and Now Advent, Advent

Weihnachten rückt immer näher, viele haben schon die Schnauze voll vom Feiertagvorbereiten. Und Weihnachtslieder kann auch niemand mehr hören. Deshalb gibt es Hear and Now morgen am 4. Advent auch ganz unweihnachtlich. Ich hatte vor einige Aussagen zum Fest der Liebe zu sampeln, aber es fanden sich nicht genug Menschen, die ihren Teil beitragen wollten. Und wirklich investigativ losziehen wollte ich dann auch nicht. Also gibt's keine Sprachsamples.



Ich werde wohl eher etwas aus der Sample Library Geosonics von Soniccouture vorbereiten. Die haben sich nämlich die Mühe gemacht und überall auf der Welt an ungewöhnlichen Ort Fieldrecording zu betreiben. Von Sahara bis Eiswüste ist alles dabei.




Außerdem haben die Soundtüftler ein Klavier ungewöhnlich bearbeitet und gesamplet. Einmal mit Bogen gespielt oder gezupft, gedämpft, mit Metal oder anderen Werkzeugen. Interessante Klänge sind da heraus gekommen beim Xtended Piano. Da wird sich dann auch was für das Konzert finden. Gesetz dem Fall, ich bekomme meinen verliehenen Sampler rechtzeitig bis morgen zurück. Sonst spiele ich doch Jingle Bells in Dauerschleife. Das habt Ihr nun davon. Schöne Beschwerung!

Hear and Now Concert Improv
22.12.2013 20 Uhr
Brotfabrik Berlin

hear-and-now.com

PS: Bis Ende des Jahres gibt es noch Weihnachtsspecials bei Soniccouture. Für alle, die auf ungewöhnliche Sounds stehen.

Samstag, 28. September 2013

Dark Didge Ambient


Am kommenden Sonntag, den 29.9. um 20 Uhr gibt es nach einer kleinen Pause wieder Hear and Now in der Brotfabrik Berlin. Mit dabei sind Max Geng am Schlagzeug und als Gast Phil Ziegler am Didgeridoo. Das Motto, das wir für dieses Impro Konzert gesetzt haben, lautet "Dark Didge Ambient". Euch erwarten düstere Atmosphären mit den Klängen des Didgeridoos. Von dunklen Drones bis zu offenen Flächen vom Synthesizer ist alles möglich. Wo uns die Reise hinführt, wissen wir natürlich wieder einmal nicht. Wir sind sehr gespannt und freuen uns schon auf den Abend.

Hear and Now
Concert Improv
Dark Didge Ambient

Stephan Ziron - Piano, Synth, Sampler, iPad
Max Geng - Drums

als Gast: Phil Ziegler - Didgeridoo

Sonntag, 29. September

BROTFABRIK BERLIN
Caligariplatz 1
13086 Berlin

Beginn 20 Uhr
Eintritt 10/7€

Karten an der Abendkasse. 


5 Fragen an Hear and Now

Auf der Facebook Seite der Brotfabrik Berlin hat Nils Förster mit Stephan Ziron ein Interview zu Hear and Now geführt. Hier das gesamte Interview zum Nachlesen.


NF: "'Hear and Now - Concert Improv' was versteckt sich hinter diesem Titel, was kann ich mir darunter vorstellen?"

SZ: "Hear and Now ist ein vollständig improvisiertes Konzert. Die Musik entsteht im Moment und ist nicht komponiert. Der Zuschauer kommt mit auf eine musikalische Reise, bei der auch ich das Ziel nicht kenne. Es ist Musik im Hier und Jetzt. Sie ist jedes Mal anders und nicht wiederholbar. Damit sind wir alle Teil eines einzigartigen Prozesses, der nur live wirklich miterlebt werden kann. Da Hear and Now keine Jamsession ist, wo Kompositionen und improvisierte Soli der einzelnen Musiker gespielt werden, ist die Improvisation das Konzert, nicht nur Teile dessen, wie bei vielen Musikgenres üblich."

NF: "Musik und Improvisation - das läuft häufig zusammen - doch meist spielt die Musik eine untergeordnete, mehr nur untermalende, begleitende Rolle. Bei dir steht sie nun im Mittelpunkt. Du bist viel in der Berliner Impro-Szene aktiv, wie kam es zu diesem Projekt?"

SZ: "Ich habe musikalisch bereits improvisiert, bevor ich 2007 zum Improtheater kam. Da war es dann einfach Fügung, dass ich zur improvisierten Theaterszene gelangt bin. Dennoch unterscheidet sich Musik im Improtheater von improvisierter Musik im Konzert. Im Improtheater spielt die Musik tatsächlich leider eine untergeordnete Rolle, obwohl sie eine der wichtigsten dramaturgischen Funktionen erfüllt. Ich versuche Improspieler immer wieder darauf hinzuweisen und trainiere dies auch in meinen Workshops. Viele sind erstaunt, wie wichtig die Musik im Improtheater doch ist. Ich begann 2009 in Berlin Hear and Now als Solokonzert zu spielen. Etwas später kam Max Geng am Schlagzeug dazu. Das ergänzte mein Spiel perfekt. Nun spielen wir beide mit weiteren Gästen. Das gibt immer wieder neue Inspiration in der Impro. Die Schnittstelle von Hear and Now und Improtheater liegt in der musikalischen Begleitung von Theaterszenen. Dort bekommt die Musik die Freiheit, die sie verdient. In Improsongs ist das weniger der Fall. Da geht es um Harmoniegerüste, auf die ein Spieler singen kann. Da hat man weniger Freiheiten."

NF: "Concert Improv - improvisierte Musik? In wie weit ist das vergleichbar mit Jazz?"

SZ: "Der Jazz bedient sich der Improvisation. Von außen erscheint Jazz als rein spontane Musik. Doch er funktioniert nach relativ festen Regeln. Es gibt viele erkennbare und wiederholbare Melodien. Aufgeschrieben sind die meisten so genannten Standards bspw. im Real Book, einer Sammlung von Jazz Kompositionen. Das ist quasi die Grundlage für Improvisationen im Jazz. Improvisierte Musik versucht freier zu sein. Auch die harmonischen Zusammenhänge sind improvisiert, sofern es welche gibt. Es gibt Improströmungen, die sich gänzlich dem Klang verschrieben und der Form abgeschworen haben. Atonalität oder freie Rhythmik sind hier an der Tagesordnung. Hear and Now ist nicht rein atonal oder rhythmisch völlig frei. Die Form wird ad hoc mit erschaffen. So kommt es eben vor, dass Zuschauer meinen, das Konzert wäre gar nicht improvisiert. Dass unsere Concert Improv oft nach Jazz klingt, liegt daran, dass ich mich der Harmonik bediene. Insofern ist es vergleichbar mit Jazz, aber eben nicht das selbe."

NF: "Mit den Aufführungen in der Brotfabrik gehst du in ein Theater und nicht in einen Konzertraum - in wie weit ist dir diese Wahl für das Projekt wichtig?"

SZ: " Ich fühle mich dem Theater sehr verbunden und Hear and Now hat immer auch etwas von Performance. Das liegt auch daran, dass ich mich zwischen den Welten von Jazz und Improvisierter Musik bewege. Im Jazzclub wird einfach andere Musik gespielt und für Orte der freien Improvisation bin ich zu wenig atonal. Wiederum eignen sich nicht alle Musikbühnen für die Performance, da sie auch ein spezielles Publikum anzieht. Auch wenn sich viele Bühnen experimentierfreudig geben, so ist es doch oft nur ein schönes Label, das sich nach Außen gut verkaufen lässt. Das Konservative in der Programmgestaltung ist doch eher die Regel. In der Kulturfabrik Moabit, wo ich zuvor gespielt habe, und in der Brotfabrik Berlin ist man Gott sei Dank interessiert an einem spannenden Programm."

NF: "Man kann dich jeden Monat in der Brotfabrik erleben, in wie weit unterscheiden sich die Aufführungen?"

SZ: " Da Improvisation nicht wiederholbar ist und im Moment entsteht, ist jedes Konzert einzigartig. Welche Musik erklingen wird, weiß selbst ich nicht. Jedoch setze ich gern Mottos für die Abende. So bereite ich zumindest Samples zu der Überschrift vor, die ich zuvor gegeben habe. Beispielsweise habe ich gemeinsam mit Phil Ziegler am Didgeridoo einen "Ethnic Space" gespielt. Die Klänge vom Sampler waren inspiriert vom Weltall und von Ethno Musik. Was dann genau geschah, kann man unter www.soundcloud.com/hearandnowimprov nachhören. Jedes Konzert wird mitgeschnitten und online gestellt. Außerdem sind bei jeder Aufführung andere Gäste mit dabei. Manchmal spiele ich auch solo oder im Duett mit Max Geng am Schlagzeug. Hear and Now ist offen für musikalischen Einfluss durch Gäste. Wie die nächste Aufführung wird, wird man am 29.9. ab 20 Uhr erleben können."

NF: "Vielen Dank für die interessanten Antworten, wir freuen uns schon auf diesen Sonntag, um 20 Uhr beginnt die Veranstaltung - und wer es zu dem Termin nicht schafft: Stephan ist einmal im Monat bei uns, im Oktober dann wieder am 22.!"



Montag, 19. August 2013

12 Stunden Solo spielen - Über den Impromarathon

Im April habe ich das persönliche Experiment gewagt, nahezu 12 Stunden am Stück solo am Klavier zum improvisieren. Beim 1. Berliner Impromarathon am 27.4. dieses Jahres hatte ich die Gelegenheit dazu. Noch länger als der Marathon dauerte es, bis ich nun endlich mal die Aufnahmen, die ich in diesen 12 Stunden gemacht hatte, online zu stellen. Nun ist es aber endlich so weit. Ich habe ein Set von fünf Teilen zusammengestellt. Die Teile wurden jeweils dort geschnitten, wo ich auch während des Marathons Pausen gemacht habe. Wenn man es also genau nimmt habe ich nicht 12 Stunden am Stück gespielt, sondern reine Spielzeit waren ca. 6,5 Stunden und Pausenzeit 5,5 Stunden. Mein Körper ließ dann doch nicht zu, wirklich von 15 bis 3 Uhr morgens durchzuspielen. Ich wollte danach ja meinen Beruf noch ausüben und mich nicht unfähig machen damit. Aber auch mit Pausen war es anstrengend genug. Besonders für meinen Rücken eine Herausforderung. Begleitet wurde ich die ganzen Stunden über von Friedemann Brenneis, einem Reporter des Deutschlandfunks. Er interviewte mich in den Pausen und fragte nach meinem Zustand, wie es mir geht und was die Inspiration macht. Wir hatten uns vorher unterhalten, was die Befürchtungen sind. Ich dachte, mir würden irgendwann die Ideen ausgehen. Weit gefehlt. Ich hätte sogar noch weiterspielen können. Also habe ich mich nicht leer gespielt, wie vermutet. Müde war ich dennoch nach all der Zeit. Und Friedemann sichtlich auch. Der kleine Beitrag wurde am 29.4. in der Sendung Corso im DLF gesendet und ist auch im Set zu hören.




Eine meiner Erkenntnisse war, dass die Pausen mir natürlich geholfen haben, dass die Ideen nicht ausgehen. Ich konnte sozusagen frisch an's Werk gehen. Wer weiß, ob es anders gelaufen wäre, hätte ich wirklich 12 Stunden am Stück gespielt. Eine weitere Vermutung war, dass sich die Musik über die Tageszeiten verändern würde. Ich meine, dass sie das auch tat. Ich hatte gen Ende hin eine Stimmung, wie in einer Chopin Nocturne. Sicher auch, weil ich an die Nacht dachte und meine Assoziation nunmal eine Nocturne war. Ich spielte die ganze Zeit gegen die Wand blickend. Das half mir, wirklich in der Musik zu bleiben und mich nicht vom Rein- und Rausgehen der Leute ablenken zu lassen. Zusätzlich hatte spielte ich mit geschlossenen Augen. Aber das mache ich sowieso zu 90% in meinen Konzerten. Das ermöglicht mir das komplette Eintauchen in den Klang. Teilweise bemerkte ich so nicht, dass die Galerie, in der ich spielte, gut gefüllt war. Die Zuschauer lauschten fast geräuschlos. Ich vermutete meistens, dass ich allein sei. Ich dachte ab und an während der Impro über das ganze nach. Ob jetzt wohl jemand zuhört und soetwas. Aber den Flow hatte ich nur, wenn ich wirklich in der Musik war. Keine Gedanken, sondern nur Gedanken in Töne, Tasten, Harmonien und Melodien. Die Tasten sah ich nur vor meinem geistigen Auge. Ich spürte mit Fingern und Ohren, welche Tasten ich drücken müsste. Es funktioniert gut. Fast wie Zehn-Finger-System auf der PC-Tastatur. Die Zeit war zwischendrin nicht mehr wichtig und auch nicht fühlbar. Meine Rückenschmerzen besserten sich durch eine Schmerztablette und den Pausen. Die Müdigkeit war spürbar, aber nicht hinderlich. Sie versetzte mich eher in Ruhe und Trance, die in der Musik half und im Flow. Dennoch wurde die Teile von mal zu mal kürzer. Der erste Teil war 1:40 Std., der letzte dann nur noch 1:08 Std. Und das war letztlich wirklich nur meinen körperlichen Beschwerden und Bedürfnissen geschuldet. Der Geist war also willig, aber das Fleisch war rar.

Ich würde soetwas wieder tun. Es war ein schönes Experiment. Hatte einen sportlichen Charakter, weil ich meinen Körper spürte und einen meditativen über die lange Zeit über die Musik in den Flow zu kommen. Gedanken wurden nachrangig und ließen nur Musik sprechen. Eigentlich das, was ich gehofft hatte.




Mittwoch, 31. Juli 2013

So war die Hear and Now Summer Lounge am 27.07.

Es war warm. Nein, es war heiß. Bei Temperaturen um die 30 Grad haben Max Geng (Drums), Sé Strobach (Licht & Ton) und ich die Hear and Now Fahne hochgehalten. Das Motto war noch einmal Summer Lounge. Nachdem Max im Juni leider krank war, bot es sich an, das Thema noch einmal mit ihm zusammen zu bespielen. Ich habe dieses Mal wieder mit Drum- und Percussionsamples experimentiert. Das war sicher leichter, als ich allein gespielt habe, aber Max hat ganz gut zu diesem festen Metrum spielen können. Es braucht schon etwas Übung als Drummer mit einem festen Metrum im Hintergrund zu spielen. Aber das hat Max super gemacht. Die Wärme hielt uns nicht von inspirierenden 45 Minuten Konzert ab. Auf eine zweite Hälfte mit ähnlicher Länge hatten wir dann auf Grund der Temperaturen, die im Raum noch höher waren, verzichtet. Es hatte uns aber niemand übel genommen. Die Wärme hat eben auch Einfluss auf's Hirn und so reichten 45 Minuten völlig, da wir dafür noch genug Inspiration und Output hatten. Hier könnt Ihr das Konzert in voller Länge hören:



Im August machen wir eine Pause und spielen ab September wieder in der Brotfabrik Berlin.

hear-and-now.com

Mittwoch, 26. Juni 2013

So war die "Summer Lounge"

Am 22.6. hieß es "Summer Lounge" für Hear and Now. Max fiel leider krankheitsbedingt aus, sodass ich alleine spielte. Dafür hatte ich mein Grundset aus E-Piano, Keyboard, iPad und Sampler aufgebaut. Dieses mal fiel mir noch mehr auf, wann die Improvisation eigentlich bereits begonnen hat. Nicht erst beim Spielen des ersten Tons. Nein, durch die Wahl der verschiedenen Mottos für die jeweiligen Auftritte, beginnt die Improvisation bzw. das Assoziieren und Fließen lassen viel früher. Konkret heißt das, dass meine musikalischen Assoziationen die Auswahl der Samples beeinflussen, die ich auf meinen Sampler lade. So gesehen ist es eine Vorbereitung auf eine Improvisation. Ein Zusammenstellen des möglichen Instrumentariums. Das birgt natürlich das Risiko, immer alles auch einsetzen zu wollen und sich schon im Vorfeld einen Plan auszudenken. Davon befreie ich mich durch Bewusstwerdung, dass dies die Falle sein kann. Ich sortiere Samples nach Kategorien. Im Spiel wähle ich sie aber dann aus, wohin der Fluss mich trägt. Auch mit einem Sample anzufangen erwies sich als ganz guten Startpunkt für die Improvisation. Dennoch bleibt für mich immer die Gefahr aus dem Flow zu kommen, wenn technische Handhabung zu Komplikationen führt. Da ich das erstell mit Drumsamples gearbeitet habe, war es eine Herausforderung. Max, der sonst live mit improvisiert, ist Teil des gemeinsamen Flows. Ein Sample ist gnadenlos auf sich selbst gerichtet. Das bietet zwar Sicherheit im Timing, ich darf mich aber nicht in meiner Freiheit beschneiden lassen. Aber das gelang mir ganz gut. Hört selbst einen Ausschnitt:


Das nächste Hear and Now gibt es am Samstag, den 27. Juli in der Brotfabrik Berlin. Infos zur Besetzung und weitere Details unter

hear-and-now.com

Dienstag, 7. Mai 2013

Urban Sound - Hear and Now am 17. Mai

Simona Theoharova
Foto: donflo.com
Am 17. Mai gibt es ein neues Hear and Now in der Brotfabrik. Mit dabei sind dieses Mal Max Geng am Schlagzeug und die Tänzerin Simona Theoharova. Simona wird zur improvisierten Musik Impro-Tanz performen. Eine spannende Kombination, die wir noch nie gewagt haben. Außerdem steht das Impro Konzert unter dem Motto "Urban Sound". Alles, was der urbane Raum an Klang zu bieten hat, wird mich inspirieren und im Sampling eine Rolle spielen. Auf Facebook habe ich daher gefragt, was Eure Assoziationen dazu sind.



Hear and Now
concert improv

Stephan Ziron
piano, keyboards, sampler, ipad

Max Geng
drums & percussion

Simona Theoharova
improv dance

Sé Strobach
licht & ton

Beginn 20 Uhr
Eintritt 10/7 Euro

Karten unter karten@brotfabrik-berlin.de oder an der Abendkasse.



Brotfabrik Berlin
Caligariplatz 1
13086 Berlin



Größere Kartenansicht


hear-and-now.com | brotfabrik-berlin.de

Mittwoch, 17. April 2013

12 Stunden am Stück - 1. Berliner Impro-Marathon

Am 27. April findet der 1. Berliner Impro-Marathon in der Brotfabrik statt. Und es wird ein echter Marathon. Er beginnt um 15 Uhr und endet am 28. April morgens um 3 Uhr. Und es wäre nur ein Staffellauf, wenn nicht wirklich 12 Stunden am Stück improvisiert würde. Das ganze Haus wird in diesen Stunden bespielt mit spontaner Kunst. Im Kino laufen improvisierte Filme, es wird eine Speakers Corner geben, 11 Improtheatergruppen (darunter auch das Improtheater Paternoster) spielen non-stop auf der Haupt- und Studiobühne, Zeichner werden das Ganze festhalten und ihre Werke werden innerhalb der Zeit einen White Cube füllen. Was habe ich damit zu tun? Ich wage das Experiment solo die ganzen 12 Stunden am Stück in der Galerie am Klavier zu improvisieren. Es wird ein Versuch und eine Beobachtung meiner selbst, wie sich die Musik über die Stunden verändert. So lange am Stück habe ich noch nie Klavier gespielt und improvisiert. Werde ich mich irgendwann im Kreis drehen? Muss ich aufgeben, weil mein Rücken nicht mehr mitmacht? Langweile ich mich irgendwann? Damit ich nicht schummeln kann, werde ich den kompletten Marathon mitschneiden. Anschließend werde ich die Aufnahmen im Internet veröffentlichen nach Stunden geordnet, sodass man im Nachhinein an verschiedenen Stellen vergleichen kann. Wird es einen Unterschied zwischen 16 Uhr und nachts um 1 Uhr geben? Ich bin sehr gespannt. Für mich ist es bisher das künstlerisch spannenste Projekt, dass ich in 2013 machen werde! Ob ich es überlebe, könnt ihr live miterleben.

1. Berliner Impro Marathon

12 Stunden non-stop Improvisation
12 Stunden Hear and Now in der Galerie


Brotfabrik Berlin
Caligariplatz 1
13086 Berlin

27. April 15 Uhr bis 28. April 3 Uhr
Eintritt 15/10 € mit möglichen Ein- und Ausgang über den gesamten Zeitraum

Kartenkasse (ab 18 Uhr): 030. 4714001 oder per E-Mail an karten@brotfabrik-berlin.de

berliner-impro-marathon.de
brotfabrik-berlin.de
hear-and-now.com



Größere Kartenansicht

Mit dem ÖPNV zum Marathon:

VBB fahrinfo
Caligariplatz (Berlin)
am
um
ab
an


Dienstag, 26. März 2013

Hear and Now Live Mitschnitte

Es ist vollbracht: Ein kleines Video vom Hear and Now Konzert vom 24.03. und eine Stunde Audio-Mitschnitt sind online! Ich habe mich doch dazu entschieden nur von einer Kamera das Bild- und Tonmaterial zu schneiden. Das mit drei Kameras war mir dann doch zu kompliziert. Cutter ist eben nicht umsonst ein eigener Beruf.

Einen ca. sechs minütigen Zusammenschnitt als Video gibt es hier zu sehen:


Einen etwa einstündigen Audiomitschnitt hört Ihr hier:



Das nächste Hear and Now gibt es am 10. April um 20 Uhr. Weitere Infos hier.

Wie war's im Ethnic Space?

v.l. Max Geng, Phil Ziegler, Stephan Ziron
Foto: vegan-design.com
Direkt nach Hear and Now Konzerten schätze ich mich und das, was ich improvisiert habe, als nicht so zufriedenstellend ein. Im Zweifel für den Zweifel. Das treibt mich an. Selbstzufriedenheit ist der Tod für jeglichen Fortschritt. Womit war ich im ersten Moment unzufrieden? Dadurch, dass ich mich nach zwei stündigen Soundcheck, der nicht zum gewünschten Klangergebnis führte, gegen eine Mikrofonabnahme mit Røde M3's des verstimmten Klaviers entschied, fuhr ich eine halbe Stunde vor Beginn noch schnell nach Hause und holte mein Yamaha P120 E-Piano. Die Mikros sind für Klavierabnahme schlichtweg nicht geeignet und wenn das Piano auch noch derart verstimmt ist... Leider versetzte meine späte Entscheidung und dass das Hi-Hat des Drummers Max kaputt war, uns alle in Stress. Dieser Stress war mit ausschlaggebend dafür, dass wir uns direkt vor dem Auftritt nicht wirklich fokussieren konnten auf das, was kommt. Ein verstolperter Anfang. Während des Konzerts hatte ich nicht wirklich das Gefühl des Kontakts untereinander. Der Einsatz von iPad und Sampler lies mich zusätzlich unsicher zweifeln. Das war mein Gefühl auch nach dem Auftritt.

Als ich nach Gesprächen mit dem Publikum und später die Aufnahmen Revue passieren lies, sah die Sache schon anders aus. Innensicht, eigener Anspruch und das letztliche Endresultat klafften auseinander. Es war gar nicht so schlecht, wie mein Gefühl, das ich hatte. Die Aufnahmen sind gut geworden und das Ergebnis, die Impro, die wir ablieferten, konnte sich hören lassen. Einzig die Performance an sich nach außen, ist verbesserungswürdig gewesen. Das hat mich sehr beruhigt. Der Einsatz von Didgeridoo war gewagt, aber hat letzten Endes gut funktioniert. Nun schlage ich mich nur noch mit dem Zusammenschnitt der Videos rum. Aber das wird schon.

Der Abend stand unter dem Motto "Ethnic Space". Es entstand kurz vor dem Konzert aus Didgeridoo und Space-Samples, die zum Einsatz kamen. Es inspirierte solch eine Inspiration vorher wirken zu lassen. Daher würde ich mich über Eure Vorschläge, Inspirationen, Worte, Titel für das Konzert am 10.4. in der Brotfabrik freuen. Kommentiert gern hier oder auf unserer Facebook-Fanpage.

Montag, 18. März 2013

Concert Improv - Keine Jamsession

Es ist endlich soweit. Am kommenden Sonntag gibt es wieder Hear and Now live on stage. Neben Max am Schlagzeug wird Phil am Didgeridoo seinen improvisatorischen Beitrag dazu leisten. Mit Max spiele ich ja nun mittlerweile schon ein paar Jahre. Wir sind sehr gut auf einander eingestimmt. Die Erfahrung in der gemeinsamen Improvisation bringt das mit sich. Um so mehr bin ich gespannt, wie die Konzert Impro mit dem Didgeridoo funktionieren wird. Es ist spannend gar nicht vorher soviel rumgeprobt zu haben, sondern das Experiment vor Publikumsaugen und -ohren geschehen zu lassen. Immerhin bewegt sich ein Didgeridoo auf einem Ton im tiefen Bassbereich. Ich bin sehr gespannt, was das mit unserer Gruppenimpro machen wird. Außerdem werde ich mit dem iPad mein Klavier samplen und als Effektprozessor für den Pianosound einsetzen. Dabei werde ich mit den Apps Samplr und LiveFX spielen. Außerdem bestücke ich meinen Sampler mit atmosphärischen Sounds, die ins Sci-Fi gehen. Eine der letzten Vorstellungen von Hear and Now Dimensions, das noch mit Theaterspiel kombiniert war, hatte Beeinflussung durch Horror- und Darksamples erfahren. Den Gegensatz des tiefen erdenden Tons des Didgeridoos möchte ich kontrastieren mit der Klangvorstellung des Weltalls. Daher der Science-Fiction-Ansatz. Natürlich wird das alles um das August Förster Piano gebaut, das sich sehr gut spielt und wieder mal der Beweis dafür ist, dass ein gut verarbeitetes älteres Klavier mehr wert sein kann, als ein billiger neuer Flügel. Wo es in dieser Konstellation musikalisch hingeht, wissen wir, wie immer, noch nicht.

Hear and Now - Concert Improv

24. März
20 Uhr

mit Stephan Ziron (Piano, iPad, Sampler)
Max Geng (Drums)
Sé Strobach (Licht & Ton)
als Gast: Phil Ziegler (Didgeridoos)

Brotfabrik Berlin
Caligariplatz 1
13086 Berlin Weißensee

Eintritt 10/7 Euro

Karten unter karten@brotfabrik-berlin.de
oder an der Abendkasse.



Es kam in den letzten Tagen die Frage auf, ob es denn nicht einfach eine Jamsession sei, die wir da veranstalten. Das muss ich entschieden zurückweisen. Auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag, als würden wir "einfach nur ein bisschen jammen", ist der Ansatz ein anderer. Konzert Impro bedeutet, dass die innere Haltung eine andere ist. Bei einer Jamsession spielt man für sich und die Kollegen, hauptsächlich aus Spaß oder zu Übungszwecken. Sicherlich kann ein Publikum dabei auch genug mitnehmen für sich. Aber bei der Konzert Impro steht der Gedanke des Konzertieren im Vordergrund. Alles, was man auf der Bühne tut, ist einem Publikum bewusst gewidmet. Der Eigenanteil ist bei der Kunst eh immer groß genug. Aber es ist für mich ein Unterschied, zu wissen, dass ich für ein Publikum improvisiere oder für mich allein oder in einer Gruppe aus reinem Vergnügen. Der experimentelle Charakter und das sich auf die Suche begeben, auf einen ungewissen Weg, ist das spannende an der Konzert Impro, die zwar locker wirken kann, aber einen anderen Gedanken verfolgt. Wenn ich weiß, dass ich ein Stück darbiete, bewerte ich alles ganz anders. Ich würde nie auf die Idee kommen, einen Gedanken abzubrechen auf der Bühen vor Publikum, sondern ihn so zu vollenden, dass es eines Publikums angemessen ist. Daher stehe ich auch nicht mit unzählig vielen Leuten auf der Bühne, wie vielleicht bei Jamsessions üblich. Ich habe gemerkt, dass es auch schwierig sein kann, je nachdem, welche Instrumente beteiligt sind. Darum überdenke ich die Auswahl der Instrumentalisten. Für das Endprodukt, für das Publikum.

Samstag, 5. Januar 2013

Frickeleien, Egos und Jamsessions

Ich muss zugeben, dass ich nicht sehr viel auf öffentlichen Jamsessions war bisher. Aber die wenigen, die ich gespielt habe, hatten mir gereicht. Es gibt verschiedene Ebenen, die auf unterschiedliche Weise problematisch sind. Zum einen hatte ich lange gelaubt, dass es bei Sessions um das Improvisieren geht. Also um das "Sich finden im gemeinsamen Spiel". Habe dann aber feststellen müssen, dass doch Kompositionen herangezogen werden, die gemeinsam vorgespielt werden. Unterbrochen von dem einen oder anderen Solo, das dann improvisiert wird. Nun heißt das Argument "Gemeinsamer Nenner". Ok, das sehe ich ein, langweilt mich aber zu tode. Da hat man geballte musikalische Kraft und Diversität an einem Ort, um sich dann Leadsheets entlang zu hangeln oder im schlimmsten Fall bei jeder Session den gleichen Song zu performen?! Problematisch ist zum anderen die Haltung der anderen Musiker gegenüber. Es ist anscheinend üblich, dass eine festere Gruppe die Session eröffnet. Meist mit einem kurzen Set von Stücken. Teilnehmer der anschließenden Session sitzen oft schon mit kribbligen Fingern im Publikum. Ich habe es erlebt, dass eine solche beginnende Sessionband schon ihrem Set so verfrickelt spielte, dass es unerträglich war, ihr zuzuhören. Getopt wurde das Ganze dann in der eigentlichen Session, wo diese Frickelei noch ergänzt wurde durch Frickelei von anderen Musikern außerhalb der Band. Wenn sie überhaupt an den Amp anschließen oder die Drums mitbenutzen durften. Es war eine große, laute, unansehnlich und unanhörliche Egonummer, in der keiner auf den anderen hörte und ein längst abgespielter Evergreen kaputt gefrickelt wurde. Ein unschöner Abend, ein unschönes Erlebnis. Vielleicht hätte ich den Begriff Jamsession vorher mal googlen sollen. Ich hatte jedenfalls eine andere Definition von Jamming und Session, gebe aber zu, dass ein Plan oder zumindest eine Führung innerhalb eines solchen Rahmens hilfreich sein kann. Die Profilierwut einiger Musiker führte aber zu einer Kollektivmasturbation und nicht zu einem Spiel, dass auch dem Publikum wirklich Spaß macht. Es wurde dann doch Leistungssport, Clownerie und Egoismus auf dem Rücken von mehr oder weniger bekannten Songs.

In der letzten Session, die ich mitgespielt habe, wurden zunächst auch einige Songs gespielt. Mir wurden die Akkorde zugerufen und los ging's. Ich mühte mich reichlich mein E-Piano zu hören und schmiss ein paar Harmonien in den dichten Wald aus Schlagzeug, Bass, Gitarre, Saxophon und Gesang. Nach einigen Songs schlug ich vor, einfach mal zu jammen. Unsicherheit machte sich breit, weil ich keinen Song vorschlug. Aber ich ermunterte den Drummer einfach einen Beat zu spielen, auf den er Bock hat. Der Bassist setzte dazu ein Riff und ich ergänzte mit Harmonien. Echte Improvisation. Es ging plötzlich um das wirkliche Zuhören, um die Musik. Alles war leiser, weil auf der Suche. Man war gezwungen, dem anderen zuzuhören. Als dann der Saxophonist soliert und wir uns beide kurze Phrasen hin und herwarfen, ging es wirklich nur noch um Musik. Um das Eigentliche. Um das, wovon ich gedacht hatte, darum geht es immer in Jamsessions. Das war ein befriedigender Abend voller Musik, an dem ich letztlich sogar mit einem anderen Pianisten zu zweit am Klavier saß und zusammen spielte. Und wir hatten beide Platz auf der Klavierbank.

Montag, 5. Dezember 2011

Virtuelle Instrumente

Ich habe mir letzte Woche zwei virtuelle Instrumente gekauft. Da Native Instruments einige von ihren VST Instrumenten um 50% reduziert hat, habe ich mich nun an ein Streicher Ensemble und einen Flügel gewagt. Ich war jahrelang nicht überzeugt von der Midi-Technik. Midi war für mich immer der Inbegriff des Rumgepiepse und irgendwie nichts für Musiker, da man zu viel im Nachhinein korrigieren konnte. Also etwas für den Baukasten am Rechner und das hatte für mich wenig mit Musik zu tun. Zumal man mit einer Oktave einspielte und viele eigentlich gar kein Instrument beherrschen. Alles irgendwie Betrug.

Nun habe ich aber selbst mehrere Demos gesehen und gehört. Dabei ist mir aufgefallen, dass sich eine Menge in diesem Samplingbereich getan hat. Nicht nur, was die Qualität des Klangs angeht, sondern auch in der Praktikabilität.

Session Strings Pro

Ich möchte nicht das ganze Instrument hier vorstellen. Infos gibt es unter den Links unter dem Artikel. Dort kann man im Detail nachlesen, was das Instrument so bietet. Reizvoll an diesem VST Instrument war für mich nicht nur der Klang, sondern auch die Spielbarkeit über Kontakt Player und einer Midi-Tastatur. Außerdem wurde eine Voreinstellung "Performance" mitgeliefert. Diese Einstellungen sind optimiert, einfach loszuspielen und beim Spielen Ideen entwickeln zu können. Ich habe mir ein mit halbgewichteten 88 Tasten ausgerüstetes Masterkeyboard von M-Audio (88ES) gekauft, dass große Tasten hat und etwas an das Spielgefühl eines Klaviers oder besseren Keyboards heran reicht. (Mein E-Piano steht im Proberaum und soll auch dort bleiben.) Die Klaviatur wird von Session Strings Pro in Register eingeteilt, sodass man auch die entsprechenden Streicher in der richtigen Lage spielt. Es gibt also auch nur den natürlichen Tonumfang der Instrumente. Das hat den Vorteil, dass der Klang immer natürlich bleibt und die Register nicht künstlich verschoben werden. Das hat auch den Effekt, dass es möglich ist ein Streicher-Ensemble intuitiv zu spielen und den Klang mit einem Klavier herzustellen. Als Instrumentalist ist das sehr reizvoll und sinnvoll in der Entwicklung musikalischer Ideen. Zum Produzieren gibt es eine Produktions-Voreinstellung, die etwas weniger Raumhall hat und einige andere Parameter.



New York Concert Grand

Die live Spielbarkeit reizte mich auch am New York Concert Grand. Der Klang dieses amerikanischen Modells eines Konzertflügels ist nicht so spitz, zielgerichtet und klar, wie bspw. beim Berlin Concert Grand. Die Stimmung und wohl die Bauweise gibt diesen typisch amerikanischen Jazzklang in meinen Ohren. Das, was man oft auf Jazzplatten hören kann. Mein Yamaha P-120 bot mir diesen doch sehr charakteristischen Sound nicht an. Und da man den New York Grand eben auch live als VST Instrument spielen kann, war es klar, dass ich ihn mir bei dem 50% Rabatt Angebot gleich mitbestelle. Einige Voreinstellungen zeigen die Bandbreite des Flügels von Jazz bis Pop. Auch das Hören der Obertonschwingungen finde ich ein interesssantes Mittel mit dem Klang zu experimentieren.






Was bieten mir VST Instrumente?

Ein Plus ist die Bearbeitbarkeit im Midi-Modus. Wenn ich live ein Instrument als Wave-Datei aufzeichne, kann ich im Nachhinein keinen falschen Ton mehr korrigieren, sondern muss neu einspielen. Das kann lange dauern und nerven. In der Midi-Spur kann ich jeden einzelnen Ton editieren. Von Tonhöhe und -länge bis Lautstärke und vieles mehr kann nach der Aufnahme noch korrigiert und verändert werden. Hört man das dann nicht? Wenn man sich Mühe gibt nicht. Die Instrumente sind mittlerweile so gut gesamplet, dass man kaum Unterschiede hören kann. Und wenn die VSTs in einem Mix verwendet werden, sind minimale Unterschiede zu einem akustischen Instrument kaum noch auszumachen. Man bekommt somit die preisgünstige und Platz sparende Alternative dazu, sich die akustischen Instrumente zu kaufen bzw. ganze Ensembles zu spielen und aufnehmen zu können. Wer hat schon die Gelegenheit für eine kleine Idee, 10 Streicher zu organisieren und zu bezahlen? Da, wie gesagt, sich der Klang extrem verbessert hat, wohl auch durch verbesserte Sample-Technik, kann man also auch zu Hause am Rechner sehr gute Ergebnisse erzielen ohne gleich tausende von Euro ausgeben zu müssen.



Wären VST-Instrumente für den Live-Einsatz geeignet?

Ich denke ja! Alles was man benötigt, wäre ein leistungsstarker Computer, worauf der Kontakt Player läuft und die entsprechenden Instrumente geladen werden. Die Latenz lässt sich durch Einstellungen und gutem Equipment ausgleichen. Damit spielt sich das Instrument, als hätte man einen Synthesizer gekauft. Für diesen Sound müsste man sicher zwei bis drei tausend Euro investieren. So kann man in ein Laptop, Masterkeyboard, evtl. Interface und die VST Instrumente investieren. Das wird sicher günstiger.
Es würde sich sicher realisieren lassen, VST Instrumente zu laden und sie in Kombination mit einem akustischen Instrument auch live zu spielen. Vielleicht könnte man auch alles virtuell machen. Nur habe ich bisher noch nicht heraus bekommen, wie man Instrumente layern kann, also übereinander legt. Das wäre eine interessante Sache. Außerdem müsste der Computer so stabil laufen, dass die Software nicht beim spielen abstürtzt. Die Voreinstellungen zum Klang der Instrumente kann man in Ruhe zu Hause machen. Dann muss man live nichts mehr verstellen. Man würde schwere Transporte sparen damit und Klang nutzen können, der sonst nur in teuren Besetzungen oder Synthesizern zu finden ist. Außerdem kann man auch mehrere Masterkeyboards benutzen und Instrumente mit Effekten ergänzen. Bibliotheken gibt es genug zu kaufen. Bis hin zu professionellen Vertonungswerkzeugen für Filmmusik.

Könnte man virtuelle Instrumente für Musik im Improtheater nutzen?

Na klar. Wie gesagt, es kommt drauf an, ob die Technik intuitiv nutzbar und stabil ist. Auf der Bühne möchte ich nicht ewig mit der Maus suchen, welchen Sound ich nun spiele. Denkbar wären gut überlegte Voreinstellungen für Instrumente und Effekte, die mit Masterkeyboards oder Sampler gespielt werden können.

Da Filmmusik mittlerweile auch digital hergestellt wird, wäre es reizvoll dies auch auf der Improbühne auszuprobieren. Obwohl immer die Gefahr besteht, die Szenen zu zu kleistern. Also ist Vorsicht geboten. Aber auf einen Versuch würde ich es ankommen lassen.

Links

native-instruments.com
m-audio.de
releasetime.de - Interessantes Blog mit vielen Artikeln über VST, Audioproduktion, etc.
cinesamples.com - Sample Produzenten für Filmmusik