Dienstag, 29. Oktober 2013

Drei Kompositionen in 24 Stunden


24 Stunden Theater Berlin Oktober 2013













Am 11. und 12. Oktober fand in der Brotfabrik Berlin das 24 Stunden Theater statt. Am Freitag um 18 Uhr lernten sich alle Beteiligten erstmals kennen. Mit dabei waren 4 Autoren, 4 Regisseure, 8 Schauspieler und ich als Musiker. Um 20 Uhr stellten sich alle in der Eröffnungsshow vor. Die Autoren lasen etwas von sich, die Regisseure wurden interviewt, die Schauspieler spielten ein Solo vor und ich sang drei Songs aus der "Pension Schönes Neukölln"-Produktion. Die Autoren und Regisseure wurden per Zufall zueinander gelost. Die Schauspieler wurden nach ihrem "Vorsprechen" von den Autor-Regie-Teams ausgwählt. Außerdem wurde ich musikalisch interviewt vom Moderator Thomas. Er stellte fragen, ich antwortete auf dem Klavier. Seht selbst:



Die vier Regisseure
Zu guter Letzt sollte der Höhepunkt kommen. Eigentlich ist die Tageszeitung taz aus Berlin Medienpartner und liefert die textliche Basis der vier Kurzdramen und Songs. Doch es kam alles ganz anders. Der Praktikant brachte einen Stapel des Kaufland Werbeblättchens "Der Tip der Woche" mit auf die Bühne. Was alle zunächst für einen Scherz hielten, stellte sich schnell als Ernst heraus. Die taz hatte schlichtweg etwas vergeigt und es wurde nur der Tip geliefert. Also kein Scherz. Ich hatte mich schon sehr auf die zwei Doppelseiten dieser guten Zeitung gefreut. Naja, man kann ja aus alles etwas machen. Vor allem, wenn man Improvisation gewohnt ist. Also diente dieses Werbeblättchen für 24 Stunden Theater.

In einem Stück hatte ich die Rolle des DJ's von außen eingesprochen.
Ab ca. 23 Uhr hatten wir nun Zeit bis zum nächsten Abend. Also ich hatte soviel Zeit. Die Autoren nur bis 8 Uhr früh. Dann wurde das erste Mal gelesen und die Schauspieler durften mit dem Text Lernen beginnen. Ich entschied mich gleich loszulegen und lieber in der Nacht zu schreiben. Bis 4 Uhr arbeitete ich an zwei Stücken. Das dritte schrieb ich dann am Samstag fertig. Immerhin brauchten zwei Regisseurinnen noch etwas musikalische Unterstützung. Es war dann doch alles Zeit intensiv. Ich schrieb zwei Lieder und ein Instrumentalstück.

Für das erste Lied sammelte ich die Slogans aus dem Prospekt. Kaufland wirbt mit Zeilen wie "Für Zuckerbäcker. Für Genießer. Für alle.". Daraufhin titelte ich den Song "Für alle.". Hier die Liveaufnahme:



Für das zweite Lied ließ ich mich durch die Milchwerbung im Prospekt inspirieren und stelle die Milchproduktion in Frage. Ich nannte das Lied "Weißes Gold" und versuchte das, was Milchkühen industriell angetan wird, auf den Menschen anzuwenden. Hier der Livemitschnitt:




Notation zu "Die kleinen Preise"
Als drittes Stück komponierte ich instrumental auf Basis der ersten fünf Seiten des Prospekts. Ich nahm die Zahlen der Preisangaben und übersetzte sie in Töne. Ausgangsbasis war die C-Dur Tonleiter mit ihren 12 Halbtönen. So ergab sich aus der Zahl 1 der Ton C oder aus Zahl 8 der Akkord G-moll. Es wurde ein Mischung aus Bezug auf Melodieton oder ganzer Harmonie. In jedem Klang steckt also in jedem Fall der Preis. Ich nannte die Komposition "Die kleinen Preise".













Hier der Live-Mitschnitt:




Die vier Kurzdramen waren durchwachsen. Mir gefielen zwei der Stücke sehr gut. In Anbetracht der sehr kurzen Zeit für Schreiben, Text lernen, Inszenieren und Aufführen war es in jedem Fall eine sehr gute Leistung. Ich empfand den Zeitdruck als nicht so stressig. Im Gegenteil: Ich arbeite gern mit Deadlines und Zielen. Auftragsarbeiten fallen mir leichter, als aus dem Nichts heraus ein Lied zu schreiben. Die Vorlage des Prospekts fand ich im Nachhinein gar nicht so schlecht. Es klingt halt besser, wenn die taz die Grundlage ist. Nun gut. Mir hat es viel Spaß gemacht und war schon das zweite Projekt mit "Zeithintergrund" neben dem Impromarathon im April. Ich würde es wieder tun. Die Zusammenarbeit mit den Regisseurinnen machte mir viel Freude. Ich arbeite gern mit Menschen, die klare Vorstellungen haben und einem dennoch Freiheit lassen. Da ist Vertrauen die Basis und die war da. Auch wenn nicht alles klappte, was wir in den zwei Stunden gemeinsamer Proben entstehen ließen. Ein Format, das sehr spannend ist. Ich freue mich auf die nächste Ausgabe.


PS: Dass mein Auto in der Nacht abgeschleppt wurde, bleibt mir ebenfalls noch lange im Gedächtnis ;)


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