Donnerstag, 15. Mai 2014

Virtuosentum vs. Clownerie

Am 21. Juni spiele ich mit meinen Kollegen Hear and Now im Rahmen der Fête de la Musique im Kulturforum Berlin Hellersdorf. Klingt erst einmal nicht danach, als würde wir dort hin passen, aber da wir unbedingt mehr spielen wollten, habe ich mich sehr gefreut eine Zusage einer Location zu bekommen. Man muss sich als Act nämlich bewerben und die Bühnen suchen dann aus, wen sie auftreten lassen wollen. Alles natürlich unendgeltlich, wie üblich bei der Fête. Ich telefonierte mit einer netten Dame vom Kulturforum und wir sprachen darüber, was wir überhaupt machen. Das ist jedes Mal schwer zu sagen, da wir nicht wirklich das Label Jazz haben. Wir klingen oft nicht nach Jazz und manchmal sehr. Improvisation lässt sich eben schwer in die Schublade stecken. Gut, dass die Dame unsere Videos vorher gesehen hat. Sie meinte, wir würden gut ins Programm passen, wo andere Jazz und "leichte Klassik" (also Pop Klassik mit einfachen, bekannten Melodien, vermute ich mal. Klassik Radio lässt grüßen. Bloß keinen überfordern... ;)) spielen. Also werden wir gesandwicht von dort wohl schon bekannten Acts. Gute Sache und eigentlich auch egal, denn wir wollten einfach nur spielen. Unser Label heißt also nun Jazz, Experimentell, Improvisation. Passt ja auch. Bin gespannt, wer kommt. Die Jazzpolizei vermute ich. Also ältere, graue Herren, die guten Dixiland erwarten. Naja, den bekommen sie jedenfalls nicht.

Musik-Clown
Ungarische Briefmarke 1965
Quelle: wikimedia.org
Mir ist nur aufgefallen, dass die Dame mich fragte, ob ich denn den anderen Musiker kenne. Immerhin ist er verwand (der Vater oder so) mit einem bekannten Dirigenten. "Aha", dachte ich. "Keine Ahnung", sagte ich. Ich schaute mir aber aus Neugier natürlich die Website an. Da fand ich also einen 18 jährigen Pianisten und Gitarristen. Der bezeichnet sich selbst als Ausnahmetalent. Presseartikel, die nur davon sprachen, wie schnell er spielen konnte, konnte ich dort finden. Und dass er seit dem 6. Lebensjahr Klavierunterricht hat. Aha. Mal wieder so ein Fall von "Beeindrucken durch scheinbare Sensationen". Über dieses "Ich habe schon mit 3 Monaten meine erste Beethoven Sonate auswendig gespielt" in Lebensläufen habe ich schon in meinem Podcast gesprochen. Was soll das? Glauben immer noch alle an den Mozart-Wunderkind-Mythos in jedem gott verdammten Musiker? Wem bringt das was? Es gibt genug Leute, die zwar gut spielen, vielleicht auch weil sie so früh angefangen haben, aber es gibt auch wenige, die wirklich gut Musik machen, trotzdem sie so früh angefangen haben. Könnt ihr mir folgen? Was sagt das aus? Erst einmal gar nichts. Dann der zweite Fakt, dass die Presse einen  lobt, weil man so schnell spielen kann. Wer braucht das? Das ist beeindrucken von ahnungslosen Nicht-Musikern. Das ist Leistungssport auf der Bühne und hat nichts mit musikalischem Können zu tun. Das könnte sogar ein Esel, wenn er nicht so große Hufen hätte. Man muss nur lang genug üben. Am besten man fängt mit 6 Jahren an. Und wenn man dann groß genug ist, von seinen Ahnen auf eine Bühne geschliffen zu werden, kann man dann bewundert werden, wie ein Pudel in der Manege oder der stärkste Mann der Welt auf dem Jahrmarkt. Man kann vielleicht sogar der Presse keinen Vorwurf machen. Oft wissen sie einfach nicht, was sie über die Musik schreiben sollen, weil sie keine Fachpresse sind. Also beschränkt man sich auf das Offensichtliche, also die Effekte. Aber es ist das selbe, als würde man einem Fotografen sagen, dass er eine tolle Kamera hat. Nur wenn man dann selbst mit diesen Presseartikel wirbt und sich auch noch deswegen Ausnahmetalent nennt, finde ich das einfach misslungene Werbung für sich selbst. Natürlich muss man sich als Künstler irgendwie verkaufen, damit man auch voran kommt, aber braucht man dafür einen Formulierungen, die klingen, als würden sie die neue Mercedes S-Klasse bewerben? Warum nicht einfach die Musik für sich sprechen lassen? Das Problem daran ist: Man schürt Erwartungen. Und was passiert, wenn der arme Junge irgendwann dahinter kommt, dass es nicht darum geht, am schnellsten zu spielen, sondern den richtigen Ton zur richtigen Zeit? Dann wird sich wohl die Musikerverwandtschaft spöttisch abwenden und meinen, er hätte eine große Karriere vor sich gehabt. Hört endlich auf damit, ein Mozart-Wunderkind-Bild zu malen. Alle machen Musik, sogar mehr, als man glaubt. Und es gibt tausende, die besser spielen, nicht schneller, aber besser. Und um so mehr kommt es darauf an, man selbst zu sein und so zu spielen, wie man selbst es will. Wenn man spielt, um das Publikum zu beeindrucken mit spieltechnischen Effekten, sollte man im nächsten Zirkus die armen Tiere befreien und sich an deren Platz zur Verfügung stellen. Virtuos ist das eine, aber es kann schnell zur Clownerie verkommen.



Hear and Now
zur Fête de la Musique

am 21. Juni
19-20 Uhr
Eintritt frei
ab 21 Uhr Jamsession mit allen Musikern des Tages



Montag, 5. Mai 2014

10 Punkte, wie man Szenen im Improtheater musikalisch gestalten kann

Improtheater Paternoster
10 Jahre in der Kulturbrauerei Berlin vom 7. bis 9. Mai

  1. Die Musik beginnt und ist auch Inspiration für die Spieler
  2. Eine Figur bekommt bestimmtes Instrument, Harmonien, Melodie, Rhythmus
  3. Die Musik bedient das Oberthema der Geschichte, nicht der einzelnen Szene
  4. Die Spieler spielen gegen die Stimmung der Musik
  5. Nur ein Spieler spielt mit der Musik, der andere "ignoriert" sie
  6. Die Musik sucht die Lücken im Dialog
  7. Die Szene wird nur mit Rhythmusinstrumenten musikalisch gestaltet
  8. Die Szene beginnt mit einer Songbegleitung oder einem Song
  9. Musik nur zu Beginn und dem Ende hin
  10. Ein Song mit Textzeile passend zur Aussage wird drüber gespielt.

Mehr dazu auch in meinem Podcast zu improvisierter Musik und Musik im Improtheater unter www.impro-musik.de

Samstag, 26. April 2014

Produktionsmittel

Klingt ein wenig nach Marx, gemeint sind aber Hard- und Software, mit denen ich Musik produziere. Die Frage kam in den Kommentaren zu meinem Blogpost "Zimmer dir 'nen Soundtrack - Filmmusik für Dummies". Also hier eine kleine Auflistung ohne Anspruch auf Vollständigkeit:






Hardware

Computer
PC Windows 7 Professional 64-bit
Intel Core i3 3,1 GHz
20 GB RAM

Audiointerface
Tascam US-144 MKII

Mikrofone
Rode NT2A
Rode M3

Kopfhörer
Beyerdynamic DT 770-Pro

Keyboard/Piano
Roland GW-8
Yamaha P120

Sampler
Roland SP 404

Software

DAW
Cubase Artist 7

zusätzliche Plug Ins
FabFilter Pro-Q, Blockfish, Floorfish, Spitfish, EpicVerb, Son of a pitch

VST
Plattform Native Instruments Kontakt 5 Full Version

Instrumente
Native Instruments: Abbey Road 70's Drummer, Studio Drummer, Abbey Road Modern Drummer, Kontakt Factory Library, New York Concert Grand, Session Strings Pro, Retro Machines MK2

Sonicouture: Abstrakt, Brush Kit, Balinese Gamelan Library, Bowed Gamelan, Music Box, Geosonics, Glisten, Toy Piano, Xtended Piano, Tape Choir,

CineSamples: CineOrchestra, CineStrings, Drums of War 2

Cinematic Instruments: Experimental Box, Fabrique, Gecko

Soundiron: Voice of Rapture - The Soprano

Donnerstag, 24. April 2014

Gleiche Story, immer anders

In seinem Buch "Save the cat" schreibt Blake Snyder darüber, was ein Drehbuch bzw. eine gute Geschichte braucht. Im Bereich Storytelling schon einer der Bestseller und im Improtheater genauso nützlich, wenn es um die Heldenreise geht. Dennoch ist das Buch für mich sehr amerikanisch geschrieben. Die Witze in der Sprache sind nicht immer hilfreich beim Verstehen, wenn man das Buch für eine Analyse und zum Arbeiten nutzen will. Auch die Überschrift ist schon ordentlich fett: "The last book on screen writing, that you'll ever need". So weit würde ich nicht gehen, aber es sind viele hilfreiche Analysen enthalten. Hier eine kleine Übersicht (in freier eigener Übersetzung) für Stereotype Geschichten mit Filmbeispielen. Eine Zusammenfassung der einzelnen Stereotypen folgt oder könnt Ihr live in meinem Workshop "Helden wie wir - Storytelling" am 12. & 13. Mai in Lüchow/Wendland ausprobieren.

10 Stereotype von Filmen mit Beispielen

Monster im Haus – Der weiße Hai, Tremors – Im Land der Raketenwürmer, Alien, Der Exorzist, Eine verhängnisvolle Affäre und Panic Room

Der goldene Flausch – Star Wars, Der Zauberer von Oz, Ein Ticket für zwei, Zurück in die Zukunft und die meisten "Raubüberfall-Filme"

Aus der Flasche - Der Dummschwätzer, Bruce Almächtig, Der Duft der Liebe, Ein voll verrückter Freitag, Flubber, Zu clever für 'nen Blankocheck

Typ mit einem Problem – hier vor allem Stil, Ton und emotionale Substanz – Breakdown, Stirb langsam, Titanis, Schindlers Liste

Bräuche des Übergangs – alle "Veränderung des Lebens"-Stories – 10 – von Die Traumfrau, Eine ganz normale Familie bis Die Tage des Weines und der Rosen

Kumpel Liebe – Dieses Genre ist mehr als die Dynamik in Kumpel Filmen, wie man sie aus Polizisten Kumpel Streifen kennt. - Dumm & Dümmer, Rain Man –
aber auch jede Liebesgeschichte, die je geschrieben wurde.

Warum getan (Whydunit) – Was kümmert uns das Wer, das Wieso ist entscheidend. Beinhaltet Chinatown, Das China Syndrom, JFK und Insider

Der dümmliche Gewinner – Eine der ältesten Geschichtsarten – Willkommen, Mr. Chance, Forrest Gump, Dave, Reichtum ist keine Schande, Amadeus und die Werke der Pantomimen/stillen Clowns, wie Chaplin, Keaton und Lloyd.

Institutionalisiert – wie es klingt, geht es um Gruppen: Ich glaub' mich tritt ein Pferd, M*A*S*H, Einer flog über's Kuckucksnest, und "Familien"Sagas, wie American Beauty und Der Pate.

Superhero – Nicht nur Superman und Batman, sondern auch Dracula, Frankenstein und sogar Gladiator und A Beautiful Mind.


Quelle: "Blake Snyder. Save thecat. 2005, S. 25f."

Montag, 21. April 2014

Podcast zu Improvisierter Musik

Ich mache mit meinen Kollegen von frequenz9 ja schon eine Weile Podcasts zu Improtheater, Kunst & Kultur. Doch wie es so ist mit den lieben Kollegen, alle haben immer wahnsinnig viel um die Ohren und die Regelmäßigkeit bleibt auf der Strecke. So ja auch bei frequenz9, wo seit Wochen mal wieder Stillstand herrscht. Das finde ich sehr schade und oft liegt es aber einfach auch an den vollen Terminkalendern von drei Personen, die beteiligt sind. Einer allein schafft es sicher eher mal etwas aufzunehmen und zu veröffentlichen. Man hat dann zwar keine Diskussion, aber regelmäßigen Content. Daher habe ich mich entschlossen, hier meinen eigenen kleinen Podcast zum Thema "Impromusik, Musik im Improtheater und alles weitere zur Improvisation" zu veröffentlichen. Sicher werden die Folgen auch auf frequenz9 erscheinen, aber doch werden sie hauptsächlich an meinen Blog hier angebunden sein.

Welches Konzept soll hinter dem Podcast stehen?


Ich werde über meine Erfahrungen als Musiker beim Improtheater sprechen. Auch Anleitungen für Improspieler und Musiker sollen aufgenommen werden. Wie mit Musik in Szenen umgehen und was kann ich als Musiker tun? Tipps und Tricks zum Improsingen wird es auch geben. Dabei werde ich auch Musik mit einbinden und nicht nur drüber reden. Es wäre ja schade, nur Kochbücher zu lesen und niemals etwas zu essen. Ich hatte erst überlegt einen Videocast zu machen, mich dann aber gefragt, wozu? Es geht ja um das Hören bei der Musik. Und zu zeigen gibt es im Grunde ja nicht viel. Wer mein Gesicht live sehen will, kann ja zu meinen Auftritten kommen :D Geplant ist auch mit Gästen zu diskutieren oder Interviews zu machen. Vor allem mit Kollegen, die auch Impromusiker oder Improspieler sind. Die Improvisation im Allgemeinen soll auch nicht zu kurz kommen. Immerhin mache ich bei meinen Hear and Now Konzerten ja kein Improtheater. Noch einmal ein anderer Blickwinkel im Podcast. Doch bevor der erste veröffentlich wird, werde ich ein paar Folgen vorproduzieren, um nicht gleich in Contentstress zu verfallen. So will ich eine regelmäßige Veröffentlichung garantieren. Mal sehen ob's klappt und ob überhaupt jemand zuhört. So genau weiß man das ja leider nie, wenn niemand kommentiert. Nicht wahr? ;) Der Podcast wird dann über meinen Hear and Now Soundcloud Account veröffentlicht. Wohl technisch das einfachste hier. Zusätzlich gibt's die Möglichkeit über iTunes und RSS zu abonnieren.

Einen kleinen Vorgeschmack gibt es schon mal. Den Jingle für meinen Podcast könnt Ihr hier hören:



Mittwoch, 16. April 2014

Plagiat, Cover, Sound-a-like

10 Jahre Improtheater Paternoster in der Kulturbrauerei


Vom 7. bis 9. Mai feiert das Improtheater Paternoster sein 10jähriges Bühnenjubiläum in der Kulturbrauerei in Berlin. Natürlich gibt es Paternoster schon länger, aber wir spielen seit zehn Jahren im Maschinenhaus. Manchmal auch im Kesselhaus oder Frannz Club. Die ersten vier Jahre mussten meine Kollegen ohne mich auskommen. Ich mache seit sechs Jahren Musik im Maschinenhaus fast jeden Mittwoch.

Aus diesem Grund habe ich einen kleinen Programm Trailer gebastelt. Schaut doch mal rein:



Plagiat, Cover oder Sound-a-like?

Gefundene Plagiate in der Dissertation von zu Guttenberg
Quelle: wikimedia.org
Außerdem kam die Idee auf noch einen kleinen Werbefilm in Anlehnung an eine große Supermarkt Kette zu erstellen. Ich habe mich also ans Werk gemacht und ein Sound-a-like erstellt, um es im Video zu nutzen. Prompt kamen nach Fertigstellung der 50 Sekunden Musik Bedenken. Urheberrecht. Ein schwieriges Thema. Es geistern viele Theorien im Netz über das Thema Plagiat. Ich habe auch eine interessante Seite dazu gefunden. Da könnt Ihr alles selbst mal nachlesen. Was ich aus der Recherche im Netz für meine Spotmusik ziehe? Ganz einfach. Ich habe die Sounds nachgebastelt, der Rhythmus ist ähnlich, die Akkordfolge eine völlig andere. Der erste Teil wird geprägt durch den Akkord-Synthesizer. Dazu gibt es übrigens ein Tutorial, wie man den Sound herstellt. Der Refrain ist klassisch im DubStep Stil, wobei sicher DubStepper über meinen Song lachen. So what!? Hier typisch ist der Sägezahn-Synthie-Bass und die liegenden Basstöne, die einfach nur die Stufen und Basis für den Refrain bilden. Der Rhythmus ist etwas fetter. Das war's. Ein Plagiatsaufschrei kann also auch als Kompliment verstanden sein. Tatsache ist: Ich habe keine Melodie kopiert und keinen Text. Auch wenn der Charakter ein ähnlicher ist, ist es nicht das gleiche Lied. Es wird fleißig über Schöpfungshöhe gestritten im Netz. Dennoch wurden nur sechs Plagiate vor einem deutschen Gericht überhaupt verhandelt. Da Sound-a-likes, also "Klingt wie" in der Popmusik und auch schon früher sehr verbreitet und üblich sind, gibt es also eigentlich keinen Grund zur Besorgnis. Es ist eben keine kopierte Melodie und kein kopierter Text. Auch wenn das Klangbild ähnlich ist. That's it! Ich bin gespannt, ob wir den Spot dennoch heute produzieren werden. Falls ja, gibt's ihn sicher hier in unserem Youtube Kanal. Wenn nicht, war's eine schöne Übung, den Sound nachzubauen. Hier könnt Ihr reinhören:



Was heißt das für das Improtheater?

Hans Zimmer Stern auf dem Boulevard der Stars, Berlin.
Quelle: wikimedia.org
Wenn also ähnlicher Klang schon urheberrechtlich geschützt wäre, dürften wir im Improtheater keine Genres, Stile oder Sounds spielen. Selbst die Szenenbegleitung mit Orchester, Pauken und Trompeten würde eine Klage von Hans Zimmer oder James Horner nach sich ziehen. Keine schöne Vorstellung. Auch wären die von mir beschriebenen Harmonien und Akkordfolgen verboten. Was dürften wir dann noch tun? Dass Songs klingen, wie andere, ist doch völlig klar. Man kann theoretisch von gleichen Harmonien und gleichem Klangbild durch gleiche Instrumente sprechen und praktisch davon, dass es nun mal erfolgreiche Akkordfolgen gibt, die immer wieder verwendet werden. Nicht umsonst hätten all die Songs in diesem Video nicht so viel Erfolg mit ihrer C G Am F Verbindung. Volks- und Kinderlieder gehörten verboten, weil sie sich der Tonika, Subdominante und Dominante bedienen. Und das sogar fast alle im gleichen Rhythmus, Phrasierung und Tonraum. Eine grauenhafte Vorstellung, lebt doch das Improtheater genau von solchen Klangbildern. Von hohen und tiefen Streichern, die Suspense versprechen. Von Synthsounds, die einen in den Weltraum entführen oder von Marimba-Klängen, um die Dschungelszene zu malen. Und welcher Impromusiker hat sich noch nicht dabei ertappt eine Quintfallsequenz zu spielen, wie sie z.B. in Autumn Leaves vorkommt. Übrigens wurde dieser ursprüngliche französische Chanson (Les feuillies mortes) einfach von den Jazzmusikern geklaut. Nachzulesen in diesem Buch. Plagiat, Inspiration, Cover oder einfach nur Lob an ein großes erfolgreiches Lied? Ich fordere Euch also auf, weiter Sound-a-likes auf Improbühnen zu spielen. Weiter Akkordfolgen zu nutzen, die es nun einmal gibt auf dieser Welt, denn alles andere würde die Improspieler sowieso nur aus dem Gesangskonzept bringen ;) Die Kunst besteht darin, neu zu sortieren. Im Moment. In der Improvisation. Und ich werde weiter Sound-a-likes nutzen, um Szenen musikalisch zu unterstützen. Auch wenn irgendwann ein Anwalt auf die Idee käme, mich dafür ins Gefängnis zu bringen. Amen.

Übrigens auch vom 7. bis 9. Mai mit Paternoster in der Kulturbrauerei in Berlin ;)


Donnerstag, 3. April 2014

Theaterflitzer

Hear and Now mit Enno Kalisch


Am 16. März spielten wir Hear and Now mit unserem Gast Enno Kalisch. Eine neue Facette, die wir mit dem Konzert verbunden haben. Wir hatten ja schon eine Tänzerin oder einen Didgeridoo Spieler dabei, aber einen Schauspieler, der mit Sprache improvisiert, das war neu. Und wie war das? Sehr interessant, dass sich das Gehirn doch sehr an Worten orientieren will. Musik ist eben eine abstraktere Sprache. Aber als erfahrene Improvisateure hatten wir keine Probleme, uns auf einander einzulassen. Die Stimme von Enno wurde zum Instrument und roten Faden. Der Klang bereitete uns erst Schwierigkeiten, da die PA nicht wirklich das hergab, was eine gute Stimme braucht, aber das haben wir dann in den Griff bekommen. Die Kombination aus Musik, Video und Storytelling erwies sich als sehr fruchtbar und spannend. Mir fiel dabei wieder besonders auf, dass die Videoaufnahmen auch völlig zufällige Motive zeigen können. Unser Gehirn versucht einen Sinn zu interpretieren und die einzelnen Teile zusammen zu fügen. So wird aus abstrakten Bildern, Klang, Musik, Sprache und Story ein neues Ganzes. Die Arbeit mit Enno war prima und angenehm unaufgeregt. Es ist schön mit routinierten Kollegen auf der Bühne zu stehen und sich nicht mehr an Grundlagen aufzuhalten, sondern gemeinsam schon vor dem ersten Treffen die Vision des Konzepts zu haben. Eine Konstellation, die sich hoffentlich nochmal wiederholt. Enno hatte versprochen, uns nach Bonn ins Theater einzuladen. Wir würden gern kommen!

Hier könnt Ihr in die Audioaufnahme hören. Die Videoaufnahmen muss ich noch bearbeiten. Das ist immer ein Haufen Arbeit. Aber es kommt sich noch irgendwann nach.



Theaterflitzer


Improtheater Paternoster
im Kesselhaus der Kulturbrauerei Berlin
Gestern abend spielte ich mit Paternoster "Dein Held - Deine Geschichte" dieses mal im größeren Kesselhaus der Kulturbrauerei. Der Saal war gut gefüllt mit ca 250 Zuschauern. Wir spielten eine solide erste Hälfte, die Leute hatten Spaß. Wir hatten Belgier, Schweizer und Soltauer dabei. Soweit so gut. Wir begannen die zweite Hälfte, mein Kollege Georg Weisfeld begann, später kam Thomas Zug hinzu. Er näherte sich Georg, der eine Frau spielte, und machte ihm Avancen. Da sprang plötzlich jemand von unten auf die Bühne, die locker über 1,20 m ist. Ich hab mich echt erschrocken. Er lief auf die beiden Spieler zu und rief etwas von "Was machen Sie da mit meiner Frau? Das ist meine Frau.". Alle waren sichtlich schockiert. Ich dachte ja zu erst an Oskar Lafontaine. Von wegen Attentat, fanatischer Katholik oder sowas. Aber nein. Der junge Schweizer spielte einfach mit. Er spielte den Ehemann und dann noch die ganze zweite Hälfte bis zum Schluss. Die Spieler gaben ihm schnell ein Funkmikrofon, damit er im Saal verstanden wird und sie nahmen die Situation, wie sie war. Nicht nach einem Gag von der Bühne geschickt. Warum? Er spielte hervorragend Zug um Zug, drängte sich nicht in den Vordergrund, spielte mit den Spielern und die mit ihm. Warum also von der Bühne jagen. Eine Aufführung sprengen würde anders aussehen. Sicher war es ein gewisses Profilieren eines Pubertierenden, aber er kannte seine Grenzen und tat der Show letztlich auch gut. Wir verbeugten uns gemeinsam zum Schluss. Auch wenn alle etwas schockiert waren, war es doch Impro pur. Raus aus der gemeinsamen Routine, rein in das Spiel mit einem völlig Unbekannten und Unberechenbaren. Auf Facebook wurde prompt gefragt, ob das erlaubt sei. Wir hatten spontan Angst, dass uns das jetzt häufiger passiert, weil sich das rum spricht. Immerhin haben wir ja ein Gruppenfoto mit dem Nachwuchsschauspieler gemacht. Naja. Nächstes Mal sind wir vielleicht etwas vorbereiteter und schicken das Publikum doch lieber wieder an den Platz, für den es bezahlt hat. Nicht, dass nachher noch irgendjemand Gage dafür verlangt. ;)





Sonntag, 9. März 2014

Special Guest

Enno Kalisch
Foto: Steffi Henn
In genau einer Woche ist Hear and Now im vollem Gange. Wir haben dann den Schauspieler Enno Kalisch als Special Guest im Konzert dabei. Es wird ein spannendes Experiment. Erstens kenne ich Enno bisher nur über Facebook, wir haben noch nicht einmal telefoniert. Zweitens erzählt er improvisierte Geschichten und singt Improsongs. Als sich eine Zusammenarbeit anbahnte, fand ich es sofort spannend. Da Enno aus dem Improtheaterbereich kommt und ich ja auch die meiste Zeit Improtheater spiele mit Paternoster, war es wieder einmal die Gelegenheit beides zu verbinden: Die Geschichten aus dem Theater mit meinem Konzert. Besonders interessant wird es eben, weil ich Enno nicht kenne, wir nicht proben und wirklich spontan zusammen auftreten. Beim Soundcheck werden wir das erste Mal etwas mit einander zu tun haben. Ich mag soetwas sehr gern. Es ist immer ein Nervenkitzel dabei, ob alle Beteiligten wirklich gute Improvisateure sind. Da ich darauf vertraue und bisher nicht enttäuscht wurde, wird dies auch in einer Woche gelingen. Mal sehen, in wie weit die Videos dem Konzept helfen. In jedem Fall wird es ein anderes Hear and Now. Mal wieder. Und das nicht nur, weil es wieder mal aus dem Moment entsteht.

Infos zu Enno gibt es hier auf seiner Website: ennokalisch.de

Hear and Now Concert Improv
Special Guest: Enno Kalisch

Beginn 20 Uhr
Eintritt 9/6 Euro

in der Brotfabrik Berlin
Caligariplatz 1
13089 Berlin

Dienstag, 18. Februar 2014

Feldversuch & Hufeisen

Letztes Jahr kam die Autorin Carmen Winter auf mich zu, ob ich Lust hätte, an einem Experiment teilzunehmen. Da ich Experimente liebe, war es keine Frage. Natürlich traf ich mich mit ihr. Ihre Idee: Ein Gemeinschaftsblog mit Künstlern verschiedener Richtungen. Text, Bild, Video, Musik, Grafik, etc. Der Grundgedanke ist, dass sich die Künstler durch die Blogeinträge gegenseitig inspirieren und sich aufeinander in Antworten beziehen. So entsteht immer Neues und das Feld wächst. Die anderen Kollegen sind schon sehr fleißig gewesen. Texte, Fotos und Bilder gibt es schon. Und nun bin ich auch mal an der Reihe. Ich habe mir heute dafür Zeit genommen und auf mehrere Einträge eine Antwort geschrieben. Inspiriert wurde ich dabei vom Bild eines Baumes und einem Telefonzettel mit vier Zahlen. Der Baum als Symbol und Klang zum einen und die Zahlen als Grundlage für die Harmonien inspirierten mich zu diesem kleinen Stück Musik. Schaut doch mal rein auf den Blog: http://feldversuch.net/der-baum/

Am Sonntag war ich mit meiner Frau unterwegs zur Hufeisensiedlung in Berlin Britz. Da wollte ich schon seit Jahren einmal hin. Eine Wohnsiedlung, die gebaut wurde, wie ein Hufeisen. Hier eine Luftaufnahme:


Hier habe ich Videomaterial und Fotos für das kommende Hear and Now Konzert gesammelt. Am Freitag, den 21. Februar ab 20 Uhr spielen wir in der Brotfabrik. Da die Termine nun bis April feststehen, habe ich auch gleich mal das Plakat aktualisiert und etwas verändert.




Mittwoch, 29. Januar 2014

Produktionswoche

Produktiv? Und wie!

 

Ich hatte mir eigentlich letztes Jahr schon mal vorgenommen, regelmäßig Produktionswochen zu machen. Zeit, in der ich nur Musik schreibe und aufnehme, um endlich mal ein Album zu produzieren. Ideen haben sich zwar viele angesammelt auf der Festplatte, aber so richtig fertig gemacht, hab ich wenig. Das sollte sich in diesem Jahr und mit der Zusammenarbeit mit meinem wunderbaren Freund und Kollegen Frank Böster ändern. Wir haben eine Art Pakt geschlossen, uns gegenseitig auf Erreichen der Ziele zu überprüfen, immer wieder Feedback zu geben und zusammen zu arbeiten. Da Frank sich sehr in die Musikproduktion eingearbeitet hat, kann ich mich mehr auf das Komponieren und Aufnehmen konzentrieren. Außerdem ist der Austausch sehr förderlich im Kreativprozess. Es gibt immer wieder Punkte, wo man unsicher ist und eine zweite Meinung braucht.
So hatte ich mir die letzte Januarwoche versucht freizuhalten. Ja versucht, weil ich dann doch drei Termine nicht absagen konnte. Nun gut. Aber am Montag sollte es eigentlich frisch losgehen. Stattdessen: Fahre ich zu Ikea und zum Baumarkt und beschließe kurzerhand mein Zimmer umzuräumen und zu renovieren. Ich hatte das Gefühl, dass ich so nicht arbeiten kann. Ich brauche was neues und damit neue Inspiration. Mein E-Piano steht nun direkt am Fenster und der Schreibtisch im Licht. Viel besser. Dienstag hab ich es dann ab 21 Uhr endlich geschafft, das erste Stück zu schreiben. Eine Idee hatte ich sowieso schon im Kopf. Es dauert eben, bis man endlich loslegt.

Hear and Now in Gänze


Das letzte Hear and Now Konzert wurde mit zwei Kameras mitgeschnitten und es wurden wieder kleine Videos projeziert. Meine Frau filmt und fotografiert schon seitdem es das Konzert gibt mit. Sie ist Fotodesignerin und unterstützt mich sehr bei der Medienerstellung und -bearbeitung. Und es gibt auch eine Website: www.vegan-design.com. Ohne sie gäbe es keine Fotos oder Live-Videos vom Hear and Now! Ich hatte auch mit meiner Actioncam einige Zeitraffer und Zeitlupen aufgenommen. Endlich habe ich mir ein einigermaßen vernünftiges Videoschnittprogramm zugelegt und kann nun mehrere Spuren gut schneiden. Also eben auch die Synchronisierung mit der Tonspur hinbekommen. Ich schneide ja immer mit dem Zoom mit, aber hatte sonst nur eine Kamera, die nur Auszüge filmte. Nun konnte ich die Zoom Aufnahme komplett nutzen und Bilder von Actioncam am Klavier, Totale und Videoeinspieler nutzen. Meine erste Cutter-Arbeit. Hier ist das ganze Konzert zu sehen. Ich werde das nun wohl bei jedem Konzert versuchen mit mehreren Kameras. Außerdem gibts weiterhin das Konzert auf soundcloud.

Ich hatte zum ersten Mal die App Vosis für iPad genutzt. Dabei verwendete ich die hintere Kamera um das Live-Bild von Max am Schlagzeug als Grundlage für die Berechnung der Synthesizer-Sounds zu nutzen. Das klappte ganz gut und kann noch ausgebaut werden. Ich muss nur mal dran denken, die Screen-Sperre vorher auszuschalten, dann geht das Pad auch nicht dauernd aus. ;)