Mittwoch, 24. September 2014

impro-musik.de - Die Fusion von Blog und Podcast

impro-musik.de
Seit einiger Zeit produziere ich nun einen Podcast für improvisierte Musik und Improtheater. Das ist von Anfang an ein Wordpress gewesen. Da es auch immer wieder Querverweise zu diesem Blog gegeben hat im Podcast, habe ich mich entschlossen gänzlich auf das Wordpress umzuziehen und dort Podcast und Blog gemeinsam auf einer Seite, sortiert in Kategorien, fortzuführen. Dann ist alles unter einem Hut unter www.impro-musik.de erreichbar. Dies hier ist für die Blogger-Plattform der letzte Eintrag. Alle kommenden werden nur noch unter impro-musik.de zu sehen sein. Bitte aktualisiert ggf. Eure News-Feeds und abonniert den Blog auf dem Wordpress. Ältere Einträge habe ich in das neue Wordpress importiert. Somit geht nichts verloren und kann auch über die Suchfunktion gefunden werden. 

Montag, 15. September 2014

Schreiendes Baby

Hear and Now 14.09.2014
"Schreiende Babies im Flugzeug" war das gesellschaftlich relevante Thema, das ich gestern beim Hear and Now Auftakt als Vorgabe vom Publikum bekam. Ich habe in den letzten Konzerten nie mit Abfragen gearbeitet. Dieses Mal wollte ich etwas anders machen. Ich hatte ja im letzten Post geschrieben, dass ich auch erzählen und nicht nur musikalisch improvisieren möchte. Also fragte ich eben nach einem gesellschaftlich relevanten Thema. Ich dachte, es würde etwas größeres kommen. Aber nun gut. Das war die Basis meines Storytellings in Ich-Erzähler Form.Es war ein spannendes Experiment, das großen Spaß gemacht hat. Ich habe beim Spielen eine für mich neue Methode entdeckt, mich selbst im Moment zu inspirieren und weiterzubringen. Durch den Wechsel von Erzählen und Musik befruchtete sich beides gegenseitig. Teilweise spielte ich beim Erzählen weiter, Aber da dann meist die Musik etwas leidet, ergab sich automatisch ein guter Wechsel im Fokus. Weniger Musik und mehr Erzählen und anders herum. Die Musik erzählte die Geschichte auf ihre Weise und inspirierte mich für den Fortlauf der Geschichte. Die Bilder, die ich in meiner Geschichte entstehen ließ, inspirierten mich wiederum zu Veränderungen in der Musik. Die Umsetzung der Bildsprache in Musiksprache aus mir selbst heraus erwies sich als Glücksfall. Das schreien des Babys wurde zum Schreien des Orchesters in der Musik. Die Renaissance Florenz' zum Choral.

Ich überraschte mit meiner Herangehensweise auch meinen Kollegen an den Videos. Wir stellten fest, dass unkonkrete Bilder besser funktionierten bzw. meine Geschichte dann mit den Bildern konform lief, wenn ich mich darauf bezog. Anders herum ist das künftig nur möglich, wenn Sé mehr Auswahl an Bildmaterial hat oder in bestimmten Feldern auf unkonkrete Darstellungen zurück greifen kann. Außerdem war es ein technisches Experiment in der Aufnahmetechnik. Weil ich solo mit rein elektronischen Instrumenten und einem Mikrofon spielte, konnte ich mein Aufnahmegerät direkt an das Mischpult schließen und da abgreifen. Das Ergebnis hört Ihr hier.



Nächster Termin

Freitag, 26. September
Melro Berlin

Sonntag, 14. September 2014

Neues Risiko

Wir schreiben das Jahr 2014. Sonntag, den 14. September. 17:34 Uhr. Um 18 Uhr fahre ich in die Brotfabrik für den Aufbau zum Hear and Now Konzert. Ich werde heute allein spielen. Nur Sé ist dabei mit seinen Videoprojektionen. Mein Setup wie immer. Auch dieses Mal mit einem Mikrofon. Das hatte ich letztes Mal zum Singen genutzt. Sporadisch, aber es kam zum Einsatz. Keine Songs, sondern Sound. Dieses Mal werde ich das Mikro nutzen, um zu sprechen. Ich kann aber nicht versprechen, dass es eine zusammen hängende Story wird, die ich erzählen werde. Ich kann mich höchstens ver-sprechen. Auch wenn Improvisation nie das selbe ist und jedes mal anders, brauche ich weiterhin Veränderung und Erweiterung. Nun nicht als Theater, sondern als Storytelling. Nicht von einem Gast, sondern aus mir selbst heraus. Was es wird, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es Risiko ist und dass ich genau das brauche.

hear-and-now.com

Freitag, 5. September 2014

Abfragen und Vorpubvertäres

Nur eine Abfrage ans Publikum


Publikumszettel für das Zettelspiel
Immer wieder entsteht die Diskussion unter Kollegen des Improtheaters, ob Publikum schnell unzufrieden ist, wenn es nur wenige oder nur am Anfang einer Langform Abfragen gibt. Man lässt sich zu Beginn ein Setting und Charaktere von Zuschauern ausstatten und los geht's. Was dann folgt ist eine Langform, keine Theatersportspiele und oft eine zusammenhängende Geschichte, die sich über zwei Hälften erstreckt. Ich spiele mit dem Improtheater Paternoster auch eine solche Langform, nur fragen die Spieler relativ häufig zwischen durch. Auch wegen der "Beschwerde", man würde sonst zu wenig fragen oder viel weniger, als in einer Gameshow. Also würde das Publikum weniger eine tragendene und beeinflussende Rolle haben. Aus dieser Unsicherheit wird also oft an Stellen das Publikum gefragt, wo die Story gar keine Unterbrechung verträgt. "Soll er sterben oder nicht? etc.". Wenn Abfragen dann in emotionalen Höhepunkten passieren, werde ich völlig aus der Emotion und Story gerissen, nur dafür, dass das Publikum abstimmen kann und noch mal bestätigt bekommt, dass es im Improtheater sitzt. Ich finde diese Abfragerei in der Langform in der Art oft unnötig. Es zerreißt einen schönen Moment und man kommt nicht so schnell wieder ein. Ganz abgesehen davon, dass ich die Musik unterbrechen muss und es wie eine Werbeunterbrechung im Fernsehen wirkt. 

Die Frage ist also: "Wieviel Abfrage ist nötig? Wann ist das Publikum zufrieden?" Ich denke, dass das von Zuschauer zu Zuschauer unterschiedlich ist. Es kommt auf die Erwartungen an, die im Vorhinein geschürt werden. Ganz konkret für diese eine Show und allgemein im Improvisationstheater. Denn alle stützen sich bei der Werbung drauf, dass das Publikum der Entscheider ist und Ideen geben kann. Dabei sollte der Fokus doch darauf liegen, dass das Ganze improvisiert ist und aus dem Moment heraus entsteht. Allein das müsste die Menschen doch ins Theater bewegen und staunen lassen. Es geht doch um die Lust am Spontanen, nicht um die Macht, die ich als Publikum dann auch noch in der Show mit meinen Eingaben habe, neben dem Eintrittsgeld, das auch eine gewisse Macht ausübt auf die ausführenden Personen. Genügt es nicht am Anfang einen Startpunkt zu setzen und dann eine Geschichte zu sehen, die gut gespielt ist und meine Erwartungen an eine Geschichte, nicht ans "Mitbestimmen" erfüllt. Die Crumbs aus Kanada machen das und sammeln nur am Anfang zwei, drei Begriffe. Mehr nicht. Dann folgt ein toller Improabend mit mehreren Geschichten, die nur auf die Begriffe des Anfangs beruhen. Keine Abfragen zwischen durch, keine lästigen Unterbrechungen. Und dennoch finden es alle toll. Weil es eben gut gespielt ist!

Hear and Now Concert Improv
www.hear-and-now.com
Würde ich das auf die Musik übertragen, merkt man schnell, wie albern eigentlich diese Abfragerei ist und vor allem, das sich darauf stützen und damit zu werben. Es fehlt schlichtweg das Selbstbewusstsein in dieser Theaterform. Wenn ich mein improvisiertes Konzert jedes Mal an einer dramatischen Stelle unterbrechen würde und fragte, wie soll ich weiterspielen, glaube ich kaum, dass irgendjemand bis zum Schluss im Konzert bleiben würde. Nicht, wenn es ihm um die Musik geht, statt sein Ego zu befriedigen und als Zuschauer Teil der Show zu werden. Auch Abfragen am Anfang habe ich meist vermieden. Die Zuschauer wurden oft aufgeklärt, dass alles, was folgt, improvisiert ist und das mussten sie mir dann auch glauben. Taten sie auch. Wenn nicht, dann war es ein großes Kompliment für mich. Doch es hat sich nie jemand beschwert, dass er nicht "Fis-Dur!", "Forte! Forte!" oder "Jetzt ritardando!"  rufen durfte.

Vorpubertär und niveaulos


Als ich letztens in der Pause einer Improshow eine Zuschauerin fragte, ob sie auch gerade in der ersten Hälfte der Show war bekam ich nur zu hören 

"Ein Freund riet mir, erst zur zweiten Hälfte reinzugehen. Es soll sehr vorpubertär und niveaulos sein."

Sie war bisher noch nie in einer Improshow und geht mit diesen Vorbehalten hinein. Sicher kann man meinen, sie solle sich selbst eine Meinung bilden. Aber ich finde es bezeichnend, wenn solche Meinungen über Improshows herrschen. Sowas trägt sich schneller weiter, als die ganze Improszene nur bis auf Los runter zählen kann. Es ist also nach wie vor die Qualitätsdiskussion und wie das Ganze nach außen wirkt. In diesem Fall waren die beiden Gruppen wirklich nicht sehr erfahren, aber dennoch fand ich die Show nicht vorpubertär oder niveaulos. Da habe ich in Berlin schon Gruppen gesehen, auf die dieses Prädikat auch nach 10 Jahren zutreffen würde, Wir haben aber ein Qualitätsproblem. Und das liegt eben an der Niedrigschwelligkeit des Improvisationstheaters. Es lässt sich schnell auf die Bühne gehen und ein paar Games spielen nach ein, zwei Workshops. Schnell nennt man sich Schauspieler und hat eine hübsche Website mit tollen Werbeflyern gebastelt. Wie man das Problem lösen kann? Ich weiß es nicht. Es sollte ja auch keine Prüfung dafür geben. Garantien, dass diese oder jene Improgruppe auf jeden Fall höchste Qualität bietet, gibt es nie. Dafür ist es eben improvisiert und auch routinierte Gruppen können schlechte Shows haben, pubertär sein oder was auch immer. Mein guter Freund Thomas meinte dazu nur: 
"Wenn es Ihnen nicht gefallen hat, gehen Sie doch mal zu Gruppe XY. Auf jeden Fall: Gehen Sie wieder zum  Improtheater. Denn jeder Abend, jede Gruppe ist anders."
Ob Zuschauer dann wirklich noch eine zweite Chance verteilen ist fraglich. Aber auch darin hat Thomas Recht: Man schaut ja nicht nur eine Sendung im Fernsehen und sagt, man hätte dieses Fernsehen mal ausprobiert. Es hat mir nicht gefallen und deshalb guck ich nie wieder Fernsehen. Da ist was Wahres dran! 

Mittwoch, 6. August 2014

Sound richtig ausgecheckt

 Crest Audio HP-W 44-frame Mixer
Quelle: wikimedia.org
Zu jeder guten Show gehört ein ordentlicher Soundcheck vorher. Nicht immer ganz beherzigt, aber meistens gibt es wenigstens den Versuch mal die Lautstärken einzustellen. Wenn später Publikum im Raum ist, ist meistens sowieso alles ganz anders. Die schlucken nämlich alle Schall. Soweit so gut. Die Schauspieler haben zwei eigene Monitore. Ich wollte irgendwann einen eigenen für mein Keyboard. Mehr Musik drauf, weniger die Stimmen, aber etwas. Ich habe teilweise jahrelang nicht verstanden, was die Spieler da eigentlich singen. Und ehrlich: Oft war es mir auch egal. Schlimmer als den Text nicht zu verstehen, ist nämlich, sich selbst auf der Bühne nicht zu hören. Ich könnte zwar auch blind spielen, aber das ist nicht das, worum es geht, wenn man noch funktionierende Sinne hat.

Was ist mir wichtig als Musiker?


Improtheater Paternoster
im Maschinenhaus Kulturbrauerei Berlin
Klar, ich sollte mich gut hören. Aber kurioser Weise geht es mir auf der Improbühne nicht unbedingt nur um Lautstärke. Ich habe ja, gemeinsam mit dem Techniker, die Herausforderung, dass nicht nur Lieder mit Mikrofon in entsprechender Lautstärke gesungen werden, sondern auch Szenen ohne Mikroverstärkung begleitet werden sollen. In Szenen ist die Musik eher hintergründig, manchmal vordergründig. Ich passe die Lautstärke entsprechend selbst mit dem Volumenregler meines Keyboards an. Dafür muss ich mich auf das Lautstärkeverhältnis meines Monitors in Bezug auf die Außenanlage verlassen können. Wir haben viel probiert. "Viel hilft viel" war nicht die Lösung. So bin ich irgendwann zu dem Schluss gekommen, dass wir einerseits eine laute Einstellung für Songs machen, wo die Spieler mit Mikro singen und wir etwas mehr Wumms haben. Dies ist auch die Maximallautstärke für laute Szenenbegleitung. Viel wichtiger ist mir allerdings, wie leise die Szenenbegleitung sein muss, damit das Publikum alles versteht und die Musik nicht zu laut drüber liegt. Hier drehe ich meine Keyboardlautstärke selbstständig um etwa 30 Prozent zurück, frage dann nach, ob ich noch zu laut oder zu leise bin. Sobald der Techniker grünes Licht gibt im Tonverhältnis zu den Schauspielern, korrigiere ich dann den Monitor nochmal nach oben meistens.

Das Wichtigste am Soundcheck für mich ist, dass der Monitor so eingestellt ist, dass ich mich noch höre, wenn ich sehr leise spiele (vor allem in den Szenen). Daher muss der Monitor meist zum Schluss nochmal korrigiert werden. Die Lautstärke in den Songs, wo sowieso alles lauter ist, ist nicht entscheidend für den Abend. Die Anlage draußen verstärkt ja auch nochmal. Es ist also viel wichtiger, wie leise ich sein kann und kann ich mich trotzdem noch hören. Ist das Verhältnis meines Lautstärkereglers am Keyboard so tarriert, dass Minimum und Maximum im guten Rahmen sind, war es ein guter Soundcheck. Nichts desto trotz braucht es immer noch jemanden am Tonpult, der korrigiert außen und ein Gehör dafür hat. Für mich als Musiker ist erstmal der Monitorsound am wichtigsten.

Mittwoch, 23. Juli 2014

Freitag, 18. Juli 2014

Sommerloch

Simuliertes Schwarzes Loch,
Quelle: wikimedia.org
Es ist schon länger her, dass ich etwas veröffentlicht habe. Und das liegt nicht unbedingt daran, dass ich soeviel zu tun hätte. Im Gegenteil: Es ist irgendwie Sommerloch. EIgentlich nicht wirklich, aber es fühlt sich so an. Ein paar Schüler sind im Urlaub. Ok. Hear and Now macht Pause. Ich gebe keine Workshops. Das einzige, was läuft, ist die wöchentliche Mittwochshow mit Paternoster. Und dennoch entspanne ich mich nicht wirklich in dieser Zeit, in der ich genauso auch Urlaub machen könnte. Das liegt am traditionellen Sommerfinanzloch und irgendwie auch daran, dass ich mehr Zeit zum Nachdenken habe. Ich frage mich, ob es Sinn macht, soviel in Improworkshops zu investieren. Ob Hear and Now überhaupt Sinn macht, wenn der Aufwand nicht mit den Zuschauerzahlen in Einklang ist. Und vor allem: Ich habe zwar Zeit, um an meinen Kompositionen zu arbeiten, jedoch frage ich mich nun, ob es ein Album sein soll - also die Veröffentlichung von mehreren Titeln gleichzeitig - oder eben immer mal wieder ein Einzeltrack, der fertig geworden ist. Und da haben wir die Grundfrage: Wann ist etwas wirklich fertig? Frage ich drei Leute nach ihrer Meinung, was im Stück noch fehlt, bekomme ich drei Antworten, die alle unterschiedlich sind. Ist das Stück zu langweilig, zu lang, zu profan, zu unfertig. Was soll das überhaupt? Wozu das Stück? Diese Selbstzweifel plagen mich zusätzlich im Sommerloch, dabei ist es die schönste Zeit, die man in Berlin haben kann. Ich bin zu den Schlüssen gekommen, dass nie etwas wirklich fertig und perfekt ist. Dass ich meinen Output an Kompositionen erhöhen will. Dafür muss ich weniger zweifeln an den Ergebnissen, sondern einfach mehr Ergebnisse liefern. Auch wenn nicht jedes Stück die Welt verändert. Ich muss zu meinen künstlerischen Entscheidungen stehen, dass ein Stück nun mal ist, wie es ist. Andere machen es anders. Egal. Es muss mir ein Stück weit mehr egal werden. Und ich werde mehr Einzeltracks veröffentlichen. Es geht sowieso nicht mehr um Geld verdienen mit Kompositionen. Nicht mehr zu dieser Zeit. Ein Album werd ich dann aus vorhandenen Einzelstücken zusammen fassen, die in einem Zusammenhang stehen. Den sieht man eh oft erst hinterher. Dann eben noch zwei Bonustracks drauflegen, wie mein Freund und Produzent Frank Böster meint, und fertig ist die Albumlaube. Aber der Output sollte erhöht werden. Und ich werde mich nicht musikalisch festlegen auf eine Richtung, sondern alle Richtungen anbieten. Auch wenn da manchmal Unperfektes rauskommt. Aber was ist schon perfekt?!

Meine Tracks findet Ihr unter stephanziron.bandcamp.com

Dienstag, 17. Juni 2014

Fußball live vertonen

Auf die meisten Kommentare beim Fußball kann man getrost verzichten. Wenn man überhaupt Fußball guckt. Ich mag Fußball. Daher auch die Idee am 19. Juni das Spiel Uruguay gegen England live zu vertonen. Sicher keine ganz neue Idee mehr, aber immerhin eine Herausforderung, die nach Improvisation schreit. Deshalb bin ich sehr gespannt auf den Auftritt. Auch wenn ein Fußballspiel taktisch geplant ist, wird im Grunde immer improvisiert. Man kann zwar trainieren, doch nicht vorher sehen, was passieren wird. Deshalb vertone ich das Spiel gemeinsam mit meinem Kollegen Max Geng am Schlagzeug. In den Bildern steckt sehr viel, was in unseren Konzerten eine Rolle spielt: Rhythmus, Emotion, Spannungsbögen und natürlich Bilder. Es wird zwar keine eigenen Videos geben, aber dafür steht das Bild als Impulsgeber im Mittelpunkt. Ich freue mich sehr auf den Abend, der mal wieder etwas völlig neues verspricht. Außerdem kann ich halt das Spiel gucken, was es auch ganz angenehm macht. Haben doch die meisten Bühnen Probleme, während einer WM überhaupt Publikum anzulocken. Ein Deutschland-Spiel hätte ich nicht gewählt, aber die Idee sollte umgesetzt werden. Dafür werden wir am Samstag, den 21. Juni zur Fête de la musique zeitgleich zum Spiel Deutschland gegen Ghana eine Jamsession nach unserem Auftritt spielen. Mal sehen, wieviel Publikum dort sein wird. Das wird dann aber keine musikalische Begleitung des Spiels. Wir sind gespannt auf das Kulturforum Hellersdorf und sein Publikum. Immerhin wurden wir um 19 Uhr zwischen zwei dort bekannten Acts platziert. Wir spielen nunmal keinen konventionellen Jazz.

19. Juni Hear and Now
Vertonung des Spiels Uruguay gegen England

Brotfabrik Berlin
Caligariplatz 1
13089 Berlin
Beginn 21 Uhr
Eintritt 9/6 Euro

brotfabrik-berlin.de

21. Juni Fête de la musique

Kulturforum Hellersdorf
Carola-Neher-Straße 1
12619 Berlin

Hear and Now Set ab 19 Uhr
ab 21 Uhr Jamsession mit allen Musikern des Tages
Eintritt frei

kulturring.org



Mittwoch, 4. Juni 2014

Impro und Inklusion in Pritzwalk

Gruppentrommeln
Vom 23. bis 25. Mai fand in Pritzwalk in der Prignitz ein kleines Improfestival statt. Nun ist man mittlerweile gewohnt, dass die Crumbs oder andere internationale Stars auftreten und sich die ganze Improszene bei den Shows die Klinke in die Hand gibt. Anders war es in der Prignitz. Hier wurde die Not zur Tugend gemacht. Pritzwalk ist vielen gar kein Begriff und wenn dann eher wegen der ausgestorbenen Innenstadt und der flachen, aber wunderschönen Gegend darum. Beim Improfeeling wurden drei leerstehende Läden genutzt, um sie mit Improvisation und Leben zu füllen. Gefördert wurde das Ganze von der Aktion Mensch. Es wurden Improtheater, Impromusik, Clownworkshops gegeben und Masken gebaut. Auch noch nicht so ungewöhnlich. Interessant war es für mich deshalb, dort als Teilnehmer hinzufahren, weil die Gruppe der Teilnehmer so gemischt war. Im Grunde war es ein Inklusionsprojekt, an dem Menschen mit und ohne Behinderung teilnahmen. Auch eine Wohngruppe des CJD nahm an den Workshops teil. Zwar kamen schon viele vor dem Festival mit Improvisation in Berührung, doch wurden noch nie gemeinsam Workshops gemacht. 

Maskenspiel mit Geräuschen
Wir trafen uns zunächst auf dem Marktplatz und trommelten uns in unserer 45 Mann starken Gruppe ein. Am ersten Abend gab es viele Gruppenspiele und gemeinsame Circle Songs. Besonders spannend ein Stuhl-Wechsel-Spiel, in dem jemand aus der Mitte eine Frage stellt und diejenigen den Platz wechseln, auf die die Antwort zutrifft. Ein großer Spaß für alle.

Ich nahm am nächsten Tag an einem Impromusik und an einem Clownworkshop teil. Es fiel mir sehr leicht, nach dem ich nun schon seit über 5 Jahren regelmäßig selbst Workshops in der Prignitz gebe, mich auf den Spaß einzulassen. Im Musikworkshop experimentierten wir 12 Teilnehmer viel mit Rhythmus und Geräusch und verbanden es mit szenischem Spiel. Die Freude war allen sehr anzusehen, auch wenn die Aufmerksamkeitsspanne teilweise auseinander ging. Die Freude am Miteinander improvisieren stand im Vordergrund. Und wenn ich ehrlich bin: Alle Welt spricht mittlerweile von Inklusion, doch habe ich fast nie die Möglichkeit, sie auch zu leben. Das wollte ich unbedingt machen und wurde nicht enttäuscht. 

Clownspaare
Die Unterstützung in der Gruppenimprovisation half beim Zusammenwachsen der Gruppe, so unterschiedlich die Menschen auch waren. Im Clownworkshop arbeiteten wir viel mit Partnern und pbten Vertrauen und Führung in den Kontrasten der Figuren. Auch hier war es eine lockere Stimmung mit viel Spaß und tollen Ergebnissen. Alle waren nach den dreistündigen Workshops zwar platt - ich auch - aber wir freuten uns auf die Werkschau am Samstag Abend. Hier führten wir unterschiedliche Dinge aus den Workshops auf. Meistens als große Gruppe, die auch das Publikum im alten leerstehenden Rossmann mit einbezogen. Und dabei war eines immer klar: Niemand lacht über die Behinderung eines Menschen, sondern über die Komik, die durch die Improvisation entsteht. Es war ein wohl wollendes Miteinander. Besonders beeindruckt haben mich die Masken, die die Teilnehmer gefertigt hatten. Hier wurden Geräuschimpro und non verbales Maskenspiel in der Aufführung kombiniert. Die Masken waren riesig und man hätte nicht geglaubt, dass sie in nur drei Stunden entstanden sind. Selbst der Bürgermeister hat sich nicht lumpen lassen und kam mit seiner Frau zur Aufführung. Nach fast 1,5 Stunden war es vorbei mit Improszenen, Clownspaaren, Trommeln und Singen.

Selbst gemachte Masken
Ein Improfestival für's Herz war das. Sah ich doch soviele glückliche Gesichter und Menschen, die, so unterschiedlich sie auch sind, viel Spaß miteinander hatten und dem Impuls des Au Ja's im Impro folgten. Behinderungen und Handicaps standen zu keiner Zeit im Mittelpunkt, genauso wie sich auch niemand in den Vordergrund spielte. Ich erlebte zwar kein professionelles Improtheaterspiel und international schon gar nicht, aber solch ein Ja sagen zum anderen war mir viel mehr wert. Leerstehenden Raum so zu nutzen ist einfach eine tolle Idee, die die Initiatoren rund um das Vogelfrei Theater dort hatten. Ich hoffe auf eine Fortführung und bin sicher das nächste Mal wieder dabei. Ob als Dozent oder Teilnehmer werden wir sehen. In jedem Fall ein großer Spaß die Unterschiedlichkeit zu leben und zu erleben.

Donnerstag, 22. Mai 2014

Dieser Drang...

ständig etwas tun zu müssen. Nicht mal bei 30 Grad an den See fahren zu können mit einem Buch und ein paar Runden im Wasser zu drehen. Selbst bei strahlenstem Sonnenschein sitze ich zu Hause und bastle an einem Song. Mein Zimmer ist eher dunkel und kühl. Sicher auch nicht schlecht bei der Hitze. Aber Millionen von Angestellten schwitzen im Büro und würden gern einfach raus gehen. Ich könnte es und tue es nicht. Ich habe dafür nicht die Ruhe. Einmal mit einem Projekt angefangen, bin ich ungeduldig und will es eigentlich auch schnell beenden. Ist das der Preis der jahrelangen Improvisation? Etwas schnell zu schaffen und sofort wieder loszulassen? Ich merke, dass Komposition wirklich ein anderer kreativer Prozess ist, als zu improvisieren. Und weil ich so ungeduldig bin, hat es mich wohl auch zur Improvisation getrieben. Obwohl das, was ich komponiere im Grunde das Festhalten meiner Improvisation ist. Wie man so schön sagt: "Aller Anfang ist Improvisation". Stimmt ja auch. Ich denke manchmal, es liegt auch daran, dass man keine Hobbies mehr hat, wenn man seine Freizeitbeschäftigung zum Beruf gemacht hat. Aber das habe ich ja nicht gezielt und bewusst. Es ist eben eine Berufung. Und bei aller Freiheit schränkt es mich oft eher ein, weil ich dann hier am PC hänge und Musik mache, statt das Wetter zu nutzen und raus zu gehen. Vielleicht sollte ich es einfach akzeptieren, dass es mich dann eher zur Musik zieht. Ich arbeite seit Montag an einer Komposition, die schon lange auf der Festplatte liegt und beendet werden will. Es ist gut, etwas zu beenden. Aber die Ungedult macht mich auch wahnsinnig. Ich habe es im Kopf und mir geht die Umsetzung nicht schnell genug. Komposition heißt Gedult üben. Und irgendwann später dann los zu lassen. Aber dann muss ich auch richtig los lassen und nicht immer noch unzufrieden sein mit dem Ergebnis. Irgendwann muss ein Projekt abgeschlossen werden und einfach ein neues, anderes getan werden. John Lennon hat einmal gesagt: "Du schreibst 100 Songs und nur einer davon ist ein Hit". Dieser Druck - den ich mir selbst mache - macht es nicht einfacher. Muss es immer DIE Komposition sein. Kann es nicht einfach auch mal was nettes sein und gut? Mich regt das oft auf und ich muss nachsichtiger mit mir selbst sein. Es gibt den Drang kreativ zu sein, den Druck was Gutes zu machen, den Stress von mir selbst etwas zu beenden und die Ungedult, wann es endlich fertig ist. Obwohl es nie fertig ist. Manchmal schwer auszuhalten. Und doch liegt es oft daran, dass ich mir die Zeit und Ruhe für Komposition nicht nehme. Termine bringen mich im Prozess durcheinander. Ich denke schon 6 Stunden vorher an den Termin und bin gestresst im Komponieren. Ich versuche das mit Produktionswochen zu verbessern. Das gelingt mir teilweise. Immerhin ein Schritt. Am Ende frage ich mich dann noch "Passt das Stück in das Album rein, das es werden soll?" oder "Das ist doch ein ganz anderer Stil. Wo ist der rote Faden dann im Album?". Zusätzlicher Stress. Auch nicht nötig. Vor allem, weil man heute kaum noch ganze CDs verkauft, sondern eher einzelne Downloads. Das soll es ja auch werden. Das kann man dann bei bandcamp runterladen und das geben, was es einem wert ist. Ich versuche daran zu glauben, instinktiv das Richtige zu tun und lieber Musik zu machen, als in die 30 Grad da draußen zu gehen. Ich muss immer was tun. Manchmal nervt dieser Drang tierisch.

Foto: donflo.com
Am Sonntag gibt's vielleicht weniger Druck. Da wird improvisiert mit Gitarrist Florian Machnow und Tänzerin Simona Theoharova als Gäste in der Brotfabrik.

Hear and Now Concert Improv
25. Mai 20 Uhr
9/6 Euro

in der Brotfabrik Berlin
Caligariplatz 1
13086 Berlin

hear-and-now.com